Pakistan – der wilde Norden – Hunzatal –

Teil 3 –

Shimshal Valley

Der Wettergott zürnte ein wenig und schickte ein paar dichtere Wolkenbänke ins obere Hunzatal. Wir wussten: Regen oder sogar Schnee hätten die Fahrt auf der Shimshal Piste schnell zum Höllenritt gemacht. Wir hatten Glück, die Piste blieb trocken, es herrschte fast kein Gegenverkehr.

Das war auch gut so!

Schon am späten Mittag erreichten wir Shimshal Village. Hierher kommt man erst seit wenigen Jahren mit dem Auto, das Dorf liegt noch heute am Ende der Welt, einer imposanten Welt. Es besitzt fruchtbare Felder und genügend Wasser. Unsere Unterkunft, das Shimshal Embassy Guesthouse, wirkte von außen so lala,

Unsere Unterkunft von außen

aber innen: gemütlich und die pure Gastfreundschaft.

Meine nette Schlafstelle

Die Familie Mirza empfing uns wie alte Freunde und die Tochter des Hauses, Ayina, zeigte uns nicht nur ihr Dorf, sondern backte frisches Brot und sorgte mit ihrer Mutter für ein tolles Abendessen.

Mutter und Tochter nach getaner Arbeit

Fast wehmütig haben wir am Morgen dem freundlichen, einsamen Hochtal mit seinen liebenswerten Bewohnern den Rücken gekehrt.

Von links: Vater Mirza, Gaby, Gabriela, Maik, Andreas, Kai, Ayina, Ottmar, Yousaf, ich, Mark, Andreas

Übrigens: Ayina werden wir in Hamburg wiedersehen, wenn Kai es mit seinen Möglichkeiten schafft, Ihr bei einem Uni-Stipendium Hilfestellung zu leisten. Ihre Noten (High-School Lahore) sahen mehr als vielversprechend aus und ihre Lust auf ein Studium in Deutschland ist groß.

Hunzatal

Wie auf dem Hinweg: von langweiligem Kilometer schrubben keine Spur.

Ich glaube, es hat ihnen Spaß gemacht

Auf der uns bekannten Piste ging es via Passu, Gulmit und Karimabad in den zentralen Ort des Hunzatals nach Gilgit.

„Bridge over troubled water“

Benito scharrte hier schon mit den Hufen. Er hatte seine Grippe ordentlich auskuriert und freute sich unbändig darauf wieder Moped zu fahren und mit seinen Kumpels „Staub und Dreck zu schlucken“.

Schön dreckig

Zum Thema Schlucken:

Es kam unterwegs in diesen Tagen die Frage auf, ob es immer nur Hühnchen mit…. gab, weil Yousaf eben immer nur Hühnchen mit…. bestellte. Man hätte gerne mal was anderes geschluckt bzw. verspeist. Diese angedeutete Kritik ließ unser Meister natürlich nicht lange auf sich sitzen und bestellte postwendend beim nächsten Essen die einheimische Spezialität und Leckerei: eine Art süß-sauer Milchreis an schön, fettigen Hammelbröckchen. Zwei große, dampfende Schüsseln wurden vor uns drapiert und erkalteten dort auch unangetastet. Ganz im Gegensatz zu den Schüsseln mit Gemüse an Hühnchen.

„Im Reich des Raja“

Am nächsten Morgen sagten wir auch dem Karakorum Highway und dem Hunzatal tschüss, unsere Piste führte nach Nordwesten, dem Gilgit River folgend, zunächst bis ins ehemalige, kleine Fürstentum Punial/Sherqilla. Da residierte zu Zeiten meiner ersten Pakistanreisen der Provinzfürst Raja Jan Alam.

Im Jahre 1982

In seinem Garten durften wir unter Apfelbäumen unsere Zelte aufstellen. Wir mussten uns dieses Mal zu seinem Haus durchgefragen und haben seinen Sohn angetroffen, den der Raja seinerzeit mitunter auf dem Arm trug.

Im Jahre 2025 mit dem Sohn des Raja und Andreas

Wir wurden herzlich bewirtet und durften in den alten Gästebüchern stöbern. Beim Raja trafen sich seinerzeit abenteuerlustige Reisende aus der ganzen Welt. Andreas und ich haben eine Stunde in den schönsten Erinnerungen geschwelgt.

Gästebuch des Raja aus dem Jahre 1983, mit Eintrag meines Vaters Ludwig und Andreas

Dann ging es zurück auf die Straße, weiter Richtung Phander Lake. Die Piste hatte gute und schlechte Wegstrecken. Für die schlechten entschädigten wunderbare Ausblicke ins Phander Valley.

Idylle im Phander Valley

Natürlich war auf der Piste Geduld gefragt. Schwere Murenabgänge und Felsstürze hatten im Sommer, nach heftigen Gewittergüssenn, viele Straßenabschnitte zerstört. Entsprechend mühsam war jetzt noch das Vorwärtskommen an vielen Streckenabschnitten.

Eine Mammutaufgabe: Straßenreparatur im Karakorum

Das Wetter klarte langsam auf und es wurde kalt, auch weil wir uns wieder der 3000 Meter Höhenmarke näherten.

Vollmond über unserer Unterkunft in Phander

Shandur Pass

Was für ein Wetter, was für Aussichten am nächsten Vormittag. Am Shandur Pass, 3738 Meter hoch, strahlten Sonne und Berge um die Wette.

Traumkulisse am Shandur Pass

Es war unsere letzte große Höhe, ab jetzt ging es eher bergab, weiter Richtung Chitral und der Grenze zu Afghanistan.

Die Jungs bei der Mittagpause am Shandur Pass

Ein Bericht über diese letzte Etappe gibt es am kommenden Freitag auf www.mikkameint.de

Interne Links zu den beiden ersten Pakistan Einträgen:

Teil 1

Pakistan – der wilde Norden –

Teil 2

Pakistan – der wilde Norden –

Link zu Yousaf und seiner Reisefirma:

https://www.pakistan-bikers.com

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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