Pakistan – der wilde Norden – Skardu –

Teil 2 –

Am Morgen um halb sechs wurde ich wach. Rechtzeitig, um draußen in aller Ruhe auf den Sonnenaufgang am Nanga Parbat zu warten.

Nanga Parbat / Rupal Flanke
05.45 Uhr in der Früh

Der wurde sehr schön und machte Lust auf Spiegeleier und Omelett. Aus reinen Vernunftsgründen habe ich an diesem Morgen meine Eierdiät aber doch einmal unterbrochen und Aprikosenmarmelade auf Toast ins Spiel gebracht. In Pakistan werden die weltbesten Aprikosen geerntet, entsprechend lecker schmeckte die Marmelade.

Deosai Plateau

Unser erstes Tagesziel am nächsten Tag war das Deosai Plateau im gleichnamigen Nationalpark. Das auf durchschnittlich über 4000 Meter hoch gelegene Plateau gilt mit seinen 360 tausend Hektar als zweitgrößte Hochfläche der Welt und ist die Heimat von Braunbären, Schneeleoparden, Wölfen und Adlern. Unsere Mopedfahrer genossen das Pistenfahren

Deosai Plateau - Pakistan
Gute Laune am Set

und die Jeepfahrer:innen grandiose Weitblicke in dünner, kristallklarer Luft. Schön für uns, dass auch auf den abgelegensten Hochflächen dieser Welt Hygiene (seit Corona?) großgeschrieben wird.

Waschbecken mit Aussicht

Skardu

Am Abend erreichten wir Skardu, den Hauptort der Region Baltistan und zentraler Ort für alle, die es zu den Achttausendern K2, Hiddenpeak, Broad Peak und Gasherbrum II zieht. Auch der Laila Peak, Unglücksberg von Laura Dahlmeier, liegt in diesem Gebirgsmassiv. In der komfortablen Lodge am Indus River liefen die Duschen heiß und das abendliche Buffet mussten sich die Hühnchen dieses Mal mit einem alten Hammel teilen.

Khaplu und Shigar

Den östlichsten Punkt unserer Reise erreichten wir am nächsten Nachmittag. Khaplu am Syok River war früher Sitz eines Raja (lokaler Fürst). Der geschäftige Ort liegt in unmittelbarer Nähe zum 70 Kilometer langen Siachen-Gletscher, wo Inder und Pakistanis auf über 6000 Metern Höhe im ewigen Eis ihre unsichere Grenze verteidigen. Zuvor war es Benito erneut gelungen, eine Galavorstellung abzuliefern. Wie sein Landsmann Giacomo Agostini beherrschte er auch an diesem Morgen jede noch so herausfordernde Piste wie im Schlaf, nur im freien Gelände musste er geringfügige Abzüge bei der A- wie B-Note hinnehmen.

Benito wartet auf Beistand

Rund um Shigar verbrachten wir den nächsten Tag. Unser Mittagessen genossen wir im ungewohnt eleganten Rivage Resort, anschließend gabs lokalen Spitzensport zu bewundern und zum Ausklang des Nachmittags folgte

Polo Spiel in Skardu - Pakistan
Polo – Nationalsport im Norden Pakistans

für Gabriela in der Kältewüste (Sarfaranga) am Indus River eine besondere Mutprobe.

Für 50 Euro zehn Minuten durch die Luft düsen

Auch wenn die Straßen durchweg gut ausgebaut waren, Vorsicht war immer angesagt. Schon stärkerer Wind und Sonneneinstrahlung lassen zu jeder Tageszeit Steinbrocken „regnen“.

Schutzengel gefragt!

Wieder stand eine eher komfortable Übernachtung in Skardu an. Benito hat sie nicht gutgetan, er schwächelte ein wenig und musste für vier Tage vom Moped ab- und in einen Jeep einsteigen.

Hunza

Über eine ziemlich gut ausgebaute Seitenstraße des Karakorum Highways führte unser Weg ins sagenhafte Hunza Tal. Hier wohnen die angeblich ältesten Menschen der Welt, hier gedeihen die besten Kartoffeln der Welt, von hier kommen die besten Aprikosen, hier gibt es die buntesten Lastwagen,

und hier steht der für mich schönste Gebirgszug der Welt…..

Tupopdan oder auch Passu Cathedral

Oberhalb von Karimabad liegt der Attabad See. Er beweist eindrücklich, welche Naturgewalten im Karakorum jederzeit losbrechen können.

Der ziemlich neue Attabad See

In dem jungen, oftmals brüchigen und vegetationslosen Hochgebirge sorgen kurze, heftige Regenfälle immer wieder für unfassbar große Felsstürze. So einer versperrte im Januar 2010 dem Hunza River komplett den Abfluss und staute ihn auf einer Länge von heute ca. 12 Kilometern. Dörfer (Gulmit, Shishkat) und fruchtbare Felder versanken in ihm, der Karakorum Highway wurde zerstört. 2011 schaffte man einen Überlauf, der seitdem den Pegel des Sees reguliert. Einfachste Holzfähren beförderten 5 Jahre lang Menschen und Waren über den Stausee.

Der neu angelegte Karakorum Highway oberhalb von Karimabad

Dann war der neue Highway mit mehreren Tunneln fertig und der Verkehr floß wieder ungestört.

Khunjerab

Spätestens im Hunzatal waren sich alle in unserer Gruppe einig. Diese Pakistan Reise wird ein Leben lang in Erinnerung bleiben, in allerbester Erinnerung. Trotz schwachem Wetterbericht lachte auch während unserer Auffahrt auf den imposanten Khunjerab Pass die Sonne. Mit Überqueren der 4000 Meter Höhenmarke fuhren wir in den Winter.

Am Khunjerab Pass
Motorradfahrer im Glück

Bis auf 4693 Meter windet sich die Passstraße in immer eisigere Höhen. In den Alpen hätte das Matterhorn jetzt 200 Höhenmeter unter uns gelegen. Hier oben – auf dem Dach der Welt – fehlten zum perfekten Glück nur noch ein Paar Langlaufski. Hier Pakistan, dort drüben China.

Für mich stimmt das

Da waren Lautsprecher aufgestellt, über die patriotisches, chinesisches Liedgut in Dauerschleife laut, blechernd und nervig viele hundert chinesische Touristen beglückte und zu uns herüberschallte.

Diesen pakistanischen Grenzbeamten hat das nicht gestört. Er war nur unendlich froh sich in der wärmenden Sonne durch den Tag zu träumen.

Sonnenbad mit Sonnenschutz

Am Nachmittag blieb noch Zeit für einen luftigen Spaziergang über die Hussaini Brücke bei Passu. Sie überquert den Hunza River und gilt als nicht ganz ungefährlich.

Hussaini Berücke bei Passu-Pakistan
Trittsicherheit ist von Vorteil

Nächste Woche folgt der dritte Eintrag zu Pakistan. Die Reise geht weiter ins abgelegene Shimshal Valley und dann weiter durch das höchste Gebirgssystem unserer Erde, die Hindukusch-Karakorum-Himalaya Kette.

Interner Link zum 1. Pakistan Blogeintrag

Pakistan – der wilde Norden –

Link zu unserem Veranstalter:

https://www.pakistan-bikers.com

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (2)

  1. Das klingt nach einer wahnsinnig tollen Reise. Ob die Knie auf der Brücke etwas weich waren ?
    Sehr sehr schön und fantastische Bilder.

  2. 👍👍👍

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