Heiligkeiten

Die kath. Kirche hat bis heute so circa 7000 Menschen heilig gesprochen. Ich erinnere mich an Mutter Teresa und an Papst Johannes Paul II. Die gehören seit rund 10 Jahren zum Kreis der Heiligkeiten. Ob es unser kürzlich verstorbener Papst auch schafft in diesen erlauchten und erleuchteten Kreis aufzusteigen? Keiner weiß es. Ich persönlich habe noch nie eine Heiligkeit gesehen. In unserem Kulturkreis. In anderen Kulturkreisen schon. Noch vor wenigen Wochen sah ich Heilige ohne Ende. Heilige Menschen, heilige Tiere, heilige Berge, heilige Flüsse.

In der Trockenzeit ist der heilige Bagmati ein Rinnsal

Fluss Bagmati

Der Bagmati, der sich als wahre Kloake durch das Tal von Kathmandu windet und an dessen Ufern die Hindus ihre Toten waschen und verbrennen, ist fast so heilig wie der Ganges, in den er mündet. Dreck hin oder her. Im Heiligtum Pashupatinath am Bagmati herrscht täglich reges Treiben. Der Tod erscheint hier so alltäglich wie das Wirken dieser heiligen Männer. Ihre Heiligkeit würde einer genaueren Überprüfung allerdings vermutlich nicht standhalten.

„Schöne Heilige“

Nebenbei:

Die Deutschen haben vor vielen Jahren eine die Umwelt verpestende Zementfabrik als Entwicklungshilfe an die heilige Schlucht von Chobar gebaut, durch die der Bagmati das Kathmandu-Tal nach Süden verlässt. Soviel zum Thema: Entwicklungshilfe – weder gut gemeint noch gut gemacht.

Berge

Für die Sherpas ist der Mount Everest ein heiliger Berg. Sie nennen den Berg ChomolungmaHeilige Mutter des Universums.

Mount Everest = Sitz der Götter

Für die übrigen Nepalesen gilt der Machapuchare als heiliger Berg. Auf seinem Gipfel thront Amitabha, der Buddha des grenzenlosen Lichts. König Mahendra verbot 1964 jegliche Besteigungen des heiligen Berges. 1983 soll der Neuseeländer Bill Denz dennoch auf den Gipfel gestiegen sein.

Blick vom Begnas Lake zum Machapuchare

Man weiß es nicht genau, denn kurze Zeit später hat ihn am Makalu eine (Rache)-Lawine tödlich erwischt. Unterwegs war er mit dem Sohn von Edmund Hillary. Den hat die Lawine verschont.

Bullen

Bei den heiligen Bergen werde auch ich andächtig. Sie sind schön, imposant, Ruhe ausstrahlend und auch ein bisschen Angst einflößend. Wie die heiligen Bullen (Nandis), die gerne mal im Wege stehen. Als Reittier von Gott Shiva haben sie grundsätzlich Vor-Fahrt/Gang.

Ein typischer „Nandi“

Ich mag sie, ich hätte gerne ein bisschen von ihrer Gelassenheit.

Affen

Die heiligen Affen hingegen sind mir absolut kein Vorbild. Sie sind laut, hektisch und in Teilen auch hinterhältig. Sie klauen wie die Raben und nutzen es schamlos aus als Nachfahren des Affengotts Hanuman völlige Immunität zu besitzen.

Tempelaffe in Swayambunath

Manch Nepalese/in würde sie gerne mal vom Hof jagen. Aber augenblicklich beginnen sie dann zu schreien, heulen und krakelen. Sie sind immer in der Mehrzahl und sie wissen nur zu gut, dass sich kein Menschenwesen traut ihnen mal eine richtige Abreibung zu verpassen.

Kumaris

Viel stiller und andächtiger als die Affen-Götter gebären sich die Kumaris. Die lebenden Göttinnen, die als Inkarnation der hinduistischen Göttin Taleju größte Verehrung genießen, dürfen eigentlich nur zu großen Festen ihr Haus in Sänften verlassen. Und auf keinen Fall darf nur ein Tropfen Blut aus ihrem Körper fließen. Schön und beispielhaft, dass auch bei Glaubensfragen in Nepal gerne mal ein Auge zugedrückt wird. Die Kumari von Bhaktapur wurde vor Jahren in Amerika gesehen. Und die Kumari von Lalitpur macht schon einen leicht betagten Eindruck. Ganz ohne Blutstropfen wird sie nicht durchs Leben gekommen sein. Egal, sie lässt sich auch, im Gegensatz zur Kumari von Kathmandu, ganz gerne fotografieren.

Besuch bei der Kumari von Lalitpur (Patan)

Ihre Heiligkeit hat mich gesegnet und das hat mich ganz schön berührt.

Heiligtum noch ohne Namen

Mehr als berührend fand ich die Entdeckung einer brandneuen Heiligkeit im Tal des Rupa Sees. Am Grunde eines im Bau befindlichen Stausees sprudelte genau an Maha Shivaratri, dem Festtag von Gott Shiva, von jetzt auf gleich eine kristallklare Quelle aus einem uralten Baumstumpf.

Was passiert mit dem Heiligtum, wenn der Staudamm geflutet wird?

Eine Quelle ward geboren. Und auch eine Spendenbox. Und da geschah das Wunder. Das überprüfbare Wunder! Das braucht es auch bei den Katholiken. Eine Heiligkeit wird nur, wer ein klar überprüfbares Wunder vollbracht hat. Die Wunderfindung kann viele Jahre dauern – bei den Katholiken. Bei den Hindus im Rupa Tal ging alles viel flotter. Frisches Wasser aus einem Baumstumpf wurde als halbes Wunder gewertet. Die randvolle Befüllung der Spendenbox innerhalb von 24 Stunden wertete der Spendenbox-Meister als zweite Hälfte des Wunders. Damit ward nach 48 Stunden eben auch eine heilige Quelle geboren. Keine langatmiges Rumgezerre, keine Bedenkenträgerei. Kein Wunder ist es da, dass der Hinduismus im Volk so tief verwurzelt ist.

Der Meister mit seiner Spendenbox

Dass in einer Nacht- und Nebelaktion ein findiges Bäuerchen (zusammen mit dem Meister) unterirdisch eine Wasserleitung in den Baumstumpf verlegt haben könnte, wurde nur hinter vorgehaltener Hand gemunkelt.

Manakamana

Das Berg-Heiligtum Manakamana ist über jeden Zweifel erhaben. Die Hindugöttin Bhagwati hat hier das Sagen. Die Pilgerschar zu ihr wächst jährlich und so verwundert es nicht, dass schon vor Jahren eine Bergbahn (under austrian collaboration) zum Tempel hinauf gebaut wurde. Die Berg- und Talfahrt kostet für Nepalesen und Nepalesinnen etwa Euro 5,-. Tourist:innen aus Übersee zahlen den vierfachen Preis. (Opfer)-Ziegen sind günstig, weil man für sie nur die Bergfahrt benötigt. Ich habe dieses Jahr mit Freunden eine Nacht auf dem Tempelberg verbracht.

Manakamana bei Sonnenaufgang

Und am Morgen hatten wir alle auch ein Ticket für die Talfahrt.

Gondel Marke Doppelmayr-Austria

Link zu meinem letzten Nepal Eintrag

Die Annapurna Range

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comment (1)

  1. 👍👍👍

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