Diesen Sommer habe ich viele Wochen in Österreich verbracht. Hatte keinen Stress an irgendwelchen Flughäfen, konnte Berge, Seen und Sonne genießen und abgelegene Flugberge erkunden. Auch im Villgratental, an der Grenze zu Südtirol, war ich unterwegs. Zu Recht wirbt das Villgratental mit dem Slogan: Kommen sie zu uns, wir haben nichts.
Keine Bergbahnen, Hotelklötze, Fun Parks, Sommerrodelbahnen, nicht mal einen Kletterpark.
Dafür nur grünes Gras und grüne Wälder, braune Häuser und auch überwiegend braunes Rindviech. Und am Talschluss in Kalkstein auf 1640 Metern Höhe:
einen Friedhof mit dem Grab von Pius Walder.
Dem wurde in den Wäldern von Kalkstein seinerzeit in den Hinterkopf geschossen. Pius hatte 11 Geschwister und war hauptberuflich Holzfäller, nebenberuflich nahm er gerne mal die eine oder andere Gemse aus der Flur, nicht aus purer Not. Eher aus Spaß am Abenteuer, der Abneigung gegenüber jeglicher Obrigkeit und der Freude der örtlichen Jägerschaft einen Sonntagsbraten zu stibitzen. Das ging einem Jäger, Johann Schett, der übrigens selber auch schon als Wilderer straffällig geworden war, derartig gegen den Strich, dass er mit ein paar Kumpanen dem Pius am 8. September 1982 das Licht ausgeblasen hat. Mit dem 8. Schuss aus seinem Jagdgewehr, fein säuberlich in den Hinterkopf, aus 107 Metern Entfernung.
Seitdem liegen die sterblichen Überreste von Pius hier, nunmehr seit knapp 40 Jahren. Auch sein Mörder hat mittlerweile das Zeitliche gesegnet. Büßen musste er für seinen Mord nur kurz, 18 Monate hat er eingesessen, wegen Körperverletzung – nicht wegen Mord!
Das findet Pius Bruder Hermann noch heute unerhört.
Er spricht von Meuchelmord, Sauerei, und Jagdmafia und behauptet steif und fest, dass man im Villgraten Tal siebzig Prozent der Menschen hätte erschießen müssen, wenn auf Wilderei als Strafe Tod durch Erschießen gestanden hätte. Die restlichen 30 Prozent der Bevölkerung wären vermutlich in alten Zeiten auch nicht im Bett gestorben, denn auf Schmuggler wurde ebenfalls hier oben, direkt an der Grenze zu Südtirol/Italien im großen Stile Jagd gemacht und scharf geschossen.
Ich habe mich von Pius Grab aus direkt auf die Spuren von Schmugglern und Zöllnern begeben, bis hinauf aufs einsame Kalkstein Jöchl. Früher muss hier mehr Betrieb geherrscht haben.
Ich treffe keinen Wilderer, auch keinen Schmuggler, nicht mal andere Wandersleut, nur Jungvieh und ein paar Murmeltiere. Aber ich steige an Hinweistafeln vorbei, auf denen die alten Schmugglergeschichten geschrieben stehen.
Vieh wurde demnach schon immer übers Joch in das in Italien gelegene Gsiesertal getrieben. Dort konnten die Bauern es mit viel mehr Gewinn verkaufen. Nach dem 1. Weltkrieg kamen Würfelzucker, Kaffee und Zigaretten hinzu. Und Rindshäute, für eine Haut bekam man in Italien genauso viel wie für das ganze Rind im Villgraten Tal. Die Zöllner, die sogenannten „Finanzieri“ waren auf italienischer Seite „scharfe Hunde“, im Villgraten Tal galt eher das Motto: “Leben und leben lassen.“
Knapp 90 Minuten habe ich für den Aufstieg benötigt. Das Kalkstein Jöchl bietet die niedrigste Verbindung zwischen dem Villgratener Tal in Osttirol und dem Gsieser-Tal in Südtirol – einem Seitental des Pustertals.
Ich habe lange am Jöchl gesessen!
und in die friedlichen Täler geschaut, bis der Himmel über dem Pustertal von blau auf schwarz stellte. Da hieß es für mich: ab durch die Almen Richtung Kalkstein.
Einen guten halben Tag habe ich im Tal der „Gesetzlosen“ verbracht. Einen sehr schönen halben Tag, bis dasGewitter durchbrach. Das hat mich aus dem Villgratental vertrieben, aber ich komme wieder. Ich war vor 25 Jahren schon einmal da und ich habe den Hof wiedergefunden, in dem ich seinerzeit mit meinen Kindern wohnen durfte. Hier der Kontakt für alle, die mal gerne selbst nachschauen wollen, ob es im Villgraten Tal tatsächlich nichts zu suchen und zu finden gibt.
Die Homepage ist richtig gut gemacht. Die Angebote sind nicht preiswert, aber in Sachen stilechter Renovierung von alten Höfen/Almen zeigt die Familie Benjamin Schaller große Klasse.
Hier finden sich gute Infos über das Villgratental:
Diesen Sommer habe ich viele Wochen in Österreich verbracht. Hatte keinen Stress an irgendwelchen Flughäfen, konnte Berge, Seen und Sonne genießen und abgelegene Flugberge erkunden. Auch im Villgratental, an der Grenze zu Südtirol, war ich unterwegs. Zu Recht wirbt das Villgratental mit dem Slogan: Kommen sie zu uns, wir haben nichts.
Keine Bergbahnen, Hotelklötze, Fun Parks, Sommerrodelbahnen, nicht mal einen Kletterpark.
Dafür nur grünes Gras und grüne Wälder, braune Häuser und auch überwiegend braunes Rindviech. Und am Talschluss in Kalkstein auf 1640 Metern Höhe:
einen Friedhof mit dem Grab von Pius Walder.
Dem wurde in den Wäldern von Kalkstein seinerzeit in den Hinterkopf geschossen. Pius hatte 11 Geschwister und war hauptberuflich Holzfäller, nebenberuflich nahm er gerne mal die eine oder andere Gemse aus der Flur, nicht aus purer Not. Eher aus Spaß am Abenteuer, der Abneigung gegenüber jeglicher Obrigkeit und der Freude der örtlichen Jägerschaft einen Sonntagsbraten zu stibitzen. Das ging einem Jäger, Johann Schett, der übrigens selber auch schon als Wilderer straffällig geworden war, derartig gegen den Strich, dass er mit ein paar Kumpanen dem Pius am 8. September 1982 das Licht ausgeblasen hat. Mit dem 8. Schuss aus seinem Jagdgewehr, fein säuberlich in den Hinterkopf, aus 107 Metern Entfernung.
Seitdem liegen die sterblichen Überreste von Pius hier, nunmehr seit knapp 40 Jahren. Auch sein Mörder hat mittlerweile das Zeitliche gesegnet. Büßen musste er für seinen Mord nur kurz, 18 Monate hat er eingesessen, wegen Körperverletzung – nicht wegen Mord!
Das findet Pius Bruder Hermann noch heute unerhört.
Er spricht von Meuchelmord, Sauerei, und Jagdmafia und behauptet steif und fest, dass man im Villgraten Tal siebzig Prozent der Menschen hätte erschießen müssen, wenn auf Wilderei als Strafe Tod durch Erschießen gestanden hätte. Die restlichen 30 Prozent der Bevölkerung wären vermutlich in alten Zeiten auch nicht im Bett gestorben, denn auf Schmuggler wurde ebenfalls hier oben, direkt an der Grenze zu Südtirol/Italien im großen Stile Jagd gemacht und scharf geschossen.
Ich habe mich von Pius Grab aus direkt auf die Spuren von Schmugglern und Zöllnern begeben, bis hinauf aufs einsame Kalkstein Jöchl. Früher muss hier mehr Betrieb geherrscht haben.
Ich treffe keinen Wilderer, auch keinen Schmuggler, nicht mal andere Wandersleut, nur Jungvieh und ein paar Murmeltiere. Aber ich steige an Hinweistafeln vorbei, auf denen die alten Schmugglergeschichten geschrieben stehen.
Vieh wurde demnach schon immer übers Joch in das in Italien gelegene Gsiesertal getrieben. Dort konnten die Bauern es mit viel mehr Gewinn verkaufen. Nach dem 1. Weltkrieg kamen Würfelzucker, Kaffee und Zigaretten hinzu. Und Rindshäute, für eine Haut bekam man in Italien genauso viel wie für das ganze Rind im Villgraten Tal. Die Zöllner, die sogenannten „Finanzieri“ waren auf italienischer Seite „scharfe Hunde“, im Villgraten Tal galt eher das Motto: “Leben und leben lassen.“
Knapp 90 Minuten habe ich für den Aufstieg benötigt. Das Kalkstein Jöchl bietet die niedrigste Verbindung zwischen dem Villgratener Tal in Osttirol und dem Gsieser-Tal in Südtirol – einem Seitental des Pustertals.
Ich habe lange am Jöchl gesessen!
und in die friedlichen Täler geschaut, bis der Himmel über dem Pustertal von blau auf schwarz stellte. Da hieß es für mich: ab durch die Almen Richtung Kalkstein.
Einen guten halben Tag habe ich im Tal der „Gesetzlosen“ verbracht. Einen sehr schönen halben Tag, bis das Gewitter durchbrach. Das hat mich aus dem Villgratental vertrieben, aber ich komme wieder. Ich war vor 25 Jahren schon einmal da und ich habe den Hof wiedergefunden, in dem ich seinerzeit mit meinen Kindern wohnen durfte. Hier der Kontakt für alle, die mal gerne selbst nachschauen wollen, ob es im Villgraten Tal tatsächlich nichts zu suchen und zu finden gibt.
Kontakt:
https://www.alfenalm.at/giatla-haus
Die Homepage ist richtig gut gemacht. Die Angebote sind nicht preiswert, aber in Sachen stilechter Renovierung von alten Höfen/Almen zeigt die Familie Benjamin Schaller große Klasse.
Hier finden sich gute Infos über das Villgratental:
https://www.bergsteigerdoerfer.org/
Anfahrt: Variante 1 über Brenner und Pustertal bis Sillian / Variante 2 über Kufstein, Felbertauern und Lienz bis Sillian.
Fotos zum Thema Schmugglerpfade: abfotografiert von den Schautafeln entlang des Weges zum Kalkstein Jöchl
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Wandern nach dem Motto „einsam aber schneller“
Comment (1)
Sehr schön?