Eigentlich bin ich eher eine Bergdohle, ein Wanderfalke oder Strandläufer, aber vor einem paar Jahren: wurde ich doch glatt zum Wüstenfuchs. Mein Bruder Andreas musste für eine exklusive Gruppenreise eine passende Route suchen und mit seinem örtlichen Reiseagenten anschließend Details der Tour besprechen. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, wenn das Zielgebiet in der Sahara durchaus als ziemlich unerschlossen, unbesiedelt und unbekannt eingestuft werden kann.
Mit Air Algerie flogen wir über die Hauptstadt Algier in die Oasenstadt Djanet, im Südosten Algeriens.
Reisebericht – Sahara Abenteuer
Mitten in der Nacht landen wir, kurz hinter dem Flughafen wird es stockdunkel. Wir sitzen in einem alten Toyota Landcruiser, am Steuer ein Tuareg mit Namen Salah, der schlafwandlerisch sicher über eine Sandpiste düst. Hin und wieder bumst der Kopf ans Autodach, ansonsten passiert nicht viel. Irgendwann nach gut einer Stunde hält unser Fahrer „in the middle of nowhere.“
Allerdings, da liegt ein Teppich auf dem Sandboden, darauf steht ein kleines Tischchen und darauf sind eine Teekanne und zwei Gläser plaziert. Ein paar speckige Samtkissen vervollständigen das Set. Wir werden auf Französisch eingeladen Platz zu nehmen, trinken Tee, packen unsere leichten Schlafsäcke aus und schnarchen wenig später friedlich unter einem grandiosen Sternenhimmel vor uns hin.
Die Kälte vor dem Sonnenaufgang lädt am Morgen nicht zu großen Aktivitäten außerhalb des Schlafsacks ein. Aber ein zuckersüßer Tee von Salah weckt dann doch unseren Tatendrang. Wir schälen uns aus den Schlafsäcken und nehmen erst jetzt unsere Umgebung wahr: eine Wüste aus Geröll, Fels und ganz viel Sand.
Dazu unser open air Lager, inzwischen komplettiert durch zwei weitere Landcruiser samt Fahrer, Ahmed und Othman. Während der Nacht sind sie zu uns gestoßen. Sie alle tragen ihren Turban (Tagelmust), der bei Bedarf (Sandsturm, Sonne) auch Gesicht und Hals verdecken kann. Dazu ihre langen Gewänder, oftmals aus dem typisch blau gefärbten Stoff.
Man sagt, dass die Kinder der Tuareg schon mit Sand in den Augen geboren werden.
Ein halbes, im heißen Sand gebackenes Fladenbrot (Taguella) später, fahren wir los. Wir sitzen bei Salah im Jeep. Ahmed und Othman transportieren Ausrüstung, Verpflegung und Wasser. Wasser für uns und Wasser für die Kühler. Denn die waren in allen Autos undicht und wurden bei jedem Halt aufgefüllt und wahlweise mit Kaugummi oder Gaffatape behandelt.
Tassili Tadrart
Unser Ziel liegt ganz im Südosten Algeriens, an der Grenze zu Libyen und dem Niger. Das Tassili Tadrart mit seinen über 1000 Meter hohen Gebirgszügen, Schluchten, Felsbögen und Felsmalereien, die den Klimawandel des Gebiets von einer Savanne vor 10.000 Jahren zu einer Wüste vor 5.000 Jahren dokumentieren.
Wir durchfahren eine Landschaft, die nur aus Fels und Sand besteht, mal eher im Braunton, dann wieder rötlich gefärbt. In ein paar Wüsten unserer Erde habe ich schon im Sand gebuddelt, in der Rub al-Chali im Jemen, der Namib in Namibia, der Atacama in Chile oder der Thar in Indien, aber das Wüstenerlebnis hier ist für mich ganz besonders, weil wir eine Woche keine weitere Menschenseele treffen und wir unsere Rast- und Übernachtungsplätze dort suchen, wo es uns gefällt. Mittags gerne im Schatten großer Felsen
und abends in windgeschützten Senken mit weicher Sandunterlage.
Ich verliere mehr und mehr die Orientierung, was mich nicht weiter stört. Zeit und Ort spielen in diesen Landschaften keine Rolle mehr. Für mich, für die Fahrer hoffentlich schon!
Wenn die Kühler Wasser brauchen, unternehmen Andreas und ich kleine Wanderungen, auf Dünen und Felsen.
Und wenn die Sonne sich langsam verabschiedet und ein Rastplatz gefunden ist, packe ich mein Fluggerät aus.
Die Dünen von Tin Merzouga: unwirklich schön – sie besteigen, über sie fliegen und an ihrem Fuße die Nacht verbringen.
Ein Tag wie der andere:
Unter einem gewaltigen Sternenhimmel in uns unbekannter Stille die Nacht verbringen. Am Morgen mit süßem Tee auf die wärmende Sonne warten. Salah und seinen Freunden beim Zusammenpacken des Lagers zuschauen und auch ein wenig Hand anlegen. Unbeschreibliche Landschaften durchfahren, dabei jede Menge Sand und Staub schlucken.
An unmöglichen Stellen schlammige Wasserlöcher finden, ohne die unsere Fahrt kein gutes Ende genommen hätte. Siesta im Schatten gewaltiger Felswände halten, natürlich mit viel Wasser, Tee, Brot und Biskuits. Dann wieder fahren, fahren, fahren. Mal mit 90 km/h auf festem Sand, mal mit 10 km/h über Fels und Geröll. Zwischendurch Kühlerpause und/oder Reifenpanne. Am Nachmittag spielen im Sand, s.o., fotografieren, Tee trinken, Berge, Dünen und/oder Felsen anschauen,
Decken in den Sand legen, darauf einen Schlafsack. Nochmal Tee trinken und dann Sternenhimmel anschauen.
So unerwartet und schnell unser Sahara-Abenteuer begann, geht es auch zu Ende. Das Wasser hat gereicht, für Kühler und Kehlen. Salah, Ahmed und Othman stehen stolz und etwas verlegen neben ihren Geländewagen. Umarmungen, gute Wünsche und ein Flugzeug in der Abenddämmerung auf einer Piste in der Wüste: Djanet
…und meine Frage im Kopf: Warum fahren Tuareg so gerne mit undichten Kühler durch die größte Trockenwüste der Erde?
Eigentlich bin ich eher eine Bergdohle, ein Wanderfalke oder Strandläufer, aber vor einem paar Jahren: wurde ich doch glatt zum Wüstenfuchs. Mein Bruder Andreas musste für eine exklusive Gruppenreise eine passende Route suchen und mit seinem örtlichen Reiseagenten anschließend Details der Tour besprechen. Das hört sich einfach an, ist es aber nicht, wenn das Zielgebiet in der Sahara durchaus als ziemlich unerschlossen, unbesiedelt und unbekannt eingestuft werden kann.
Mit Air Algerie flogen wir über die Hauptstadt Algier in die Oasenstadt Djanet, im Südosten Algeriens.
Reisebericht – Sahara Abenteuer
Mitten in der Nacht landen wir, kurz hinter dem Flughafen wird es stockdunkel. Wir sitzen in einem alten Toyota Landcruiser, am Steuer ein Tuareg mit Namen Salah, der schlafwandlerisch sicher über eine Sandpiste düst. Hin und wieder bumst der Kopf ans Autodach, ansonsten passiert nicht viel. Irgendwann nach gut einer Stunde hält unser Fahrer „in the middle of nowhere.“
Allerdings, da liegt ein Teppich auf dem Sandboden, darauf steht ein kleines Tischchen und darauf sind eine Teekanne und zwei Gläser plaziert. Ein paar speckige Samtkissen vervollständigen das Set. Wir werden auf Französisch eingeladen Platz zu nehmen, trinken Tee, packen unsere leichten Schlafsäcke aus und schnarchen wenig später friedlich unter einem grandiosen Sternenhimmel vor uns hin.
Die Kälte vor dem Sonnenaufgang lädt am Morgen nicht zu großen Aktivitäten außerhalb des Schlafsacks ein. Aber ein zuckersüßer Tee von Salah weckt dann doch unseren Tatendrang. Wir schälen uns aus den Schlafsäcken und nehmen erst jetzt unsere Umgebung wahr: eine Wüste aus Geröll, Fels und ganz viel Sand.
Dazu unser open air Lager, inzwischen komplettiert durch zwei weitere Landcruiser samt Fahrer, Ahmed und Othman. Während der Nacht sind sie zu uns gestoßen. Sie alle tragen ihren Turban (Tagelmust), der bei Bedarf (Sandsturm, Sonne) auch Gesicht und Hals verdecken kann. Dazu ihre langen Gewänder, oftmals aus dem typisch blau gefärbten Stoff.
Man sagt, dass die Kinder der Tuareg schon mit Sand in den Augen geboren werden.
Ein halbes, im heißen Sand gebackenes Fladenbrot (Taguella) später, fahren wir los. Wir sitzen bei Salah im Jeep. Ahmed und Othman transportieren Ausrüstung, Verpflegung und Wasser. Wasser für uns und Wasser für die Kühler. Denn die waren in allen Autos undicht und wurden bei jedem Halt aufgefüllt und wahlweise mit Kaugummi oder Gaffatape behandelt.
Tassili Tadrart
Unser Ziel liegt ganz im Südosten Algeriens, an der Grenze zu Libyen und dem Niger. Das Tassili Tadrart mit seinen über 1000 Meter hohen Gebirgszügen, Schluchten, Felsbögen und Felsmalereien, die den Klimawandel des Gebiets von einer Savanne vor 10.000 Jahren zu einer Wüste vor 5.000 Jahren dokumentieren.
Wir durchfahren eine Landschaft, die nur aus Fels und Sand besteht, mal eher im Braunton, dann wieder rötlich gefärbt. In ein paar Wüsten unserer Erde habe ich schon im Sand gebuddelt, in der Rub al-Chali im Jemen, der Namib in Namibia, der Atacama in Chile oder der Thar in Indien, aber das Wüstenerlebnis hier ist für mich ganz besonders, weil wir eine Woche keine weitere Menschenseele treffen und wir unsere Rast- und Übernachtungsplätze dort suchen, wo es uns gefällt. Mittags gerne im Schatten großer Felsen
und abends in windgeschützten Senken mit weicher Sandunterlage.
Ich verliere mehr und mehr die Orientierung, was mich nicht weiter stört. Zeit und Ort spielen in diesen Landschaften keine Rolle mehr. Für mich, für die Fahrer hoffentlich schon!
Wenn die Kühler Wasser brauchen, unternehmen Andreas und ich kleine Wanderungen, auf Dünen und Felsen.
Und wenn die Sonne sich langsam verabschiedet und ein Rastplatz gefunden ist, packe ich mein Fluggerät aus.
Die Dünen von Tin Merzouga: unwirklich schön – sie besteigen, über sie fliegen und an ihrem Fuße die Nacht verbringen.
Ein Tag wie der andere:
Unter einem gewaltigen Sternenhimmel in uns unbekannter Stille die Nacht verbringen. Am Morgen mit süßem Tee auf die wärmende Sonne warten. Salah und seinen Freunden beim Zusammenpacken des Lagers zuschauen und auch ein wenig Hand anlegen. Unbeschreibliche Landschaften durchfahren, dabei jede Menge Sand und Staub schlucken.
An unmöglichen Stellen schlammige Wasserlöcher finden, ohne die unsere Fahrt kein gutes Ende genommen hätte. Siesta im Schatten gewaltiger Felswände halten, natürlich mit viel Wasser, Tee, Brot und Biskuits. Dann wieder fahren, fahren, fahren. Mal mit 90 km/h auf festem Sand, mal mit 10 km/h über Fels und Geröll. Zwischendurch Kühlerpause und/oder Reifenpanne. Am Nachmittag spielen im Sand, s.o., fotografieren, Tee trinken, Berge, Dünen und/oder Felsen anschauen,
Decken in den Sand legen, darauf einen Schlafsack. Nochmal Tee trinken und dann Sternenhimmel anschauen.
So unerwartet und schnell unser Sahara-Abenteuer begann, geht es auch zu Ende. Das Wasser hat gereicht, für Kühler und Kehlen. Salah, Ahmed und Othman stehen stolz und etwas verlegen neben ihren Geländewagen. Umarmungen, gute Wünsche und ein Flugzeug in der Abenddämmerung auf einer Piste in der Wüste: Djanet
…und meine Frage im Kopf: Warum fahren Tuareg so gerne mit undichten Kühler durch die größte Trockenwüste der Erde?
Lust auf einen weiteren exotischen Reisebericht?
Bei den Dani
Comment (1)
Und wie ging es dann weiter??? Da müssen noch ein paar Kapitel drangehängt werden!!!