Die Annapurna Range

In diesem April kamen viele tausend hirnverbrannte Bauern in Indien und Nepal wieder auf die bescheuerte Idee, ihre Felder, aber auch Büsche und lichten Wälder abzufackeln (Fachbegriff: Stoppelverbrennung). Bei schwachem Wind aus Süd und keinerlei Regen sorgten unzählige große und kleine Feuer für eine ätzende Smog/Qualm/Staub-Luft, die die Sonne vernebelte und die Himalayaberge unsichtbar machte. Nepal erreichte im weltweiten Vergleich einsame Spitzenwerte in Sachen Luftverschmutzung (WAQI). Das Land, das vor drei Jahrzehnten noch als „Shangrila“ galt, als „Paradies auf Erden“. Der Flugverkehr kollabierte, die Einheimischen husteten und rotzten noch mehr als sonst und wir Touristen brauchten keine Sonnencreme auftragen und keine Berge fotografieren, denn Sonne und Berge waren verschwunden. Dafür konnte man sich aber im Minutentakt sehr lohnenswert die Nase putzen.

Im Sonnenschein am Begnas Lake
Im Rauch und Smog am Begnas Lake

Mit elf Freunden saß ich am Begnas Lake zu Füßen der Annapunra Range in trauter Runde und wollte mich nicht geschlagen geben. Ich fand den fehlenden Ausblick auch ätzend, aber ich wusste zumindest, was da im Norden so an Berggiganten herumstand, aber meine Freunde. Die waren allesamt zum ersten Mal vor Ort und vermutlich auch zum letzten Mal.

Wenn die Berge nicht zu uns kamen, dann wollten wir ihnen zumindest entgegengehen.

Ich wusste, dass es seit wenigen Jahren eine Trekkingroute gibt, die schnurstracks von Pokhara nach Nordwesten Richtung Annapurna Range führt. Nirgendwo sonst im Himalaya kann man so schnell und unkompliziert an den Fuß der 8000 Meter hohen Himalaya-Kette kommen. Früh am Morgen stiegen Bill, Marc, Elin, Leopold, Victor, Casimir, mein nepalesischer Freund Pawan mit seinem Hund Mucha und ich mit leichtem Gepäck die knapp 300 Stufen von unserem Resort am See hinauf zur Straße. Da stand ein Bagger. Der stand quer und versperrte die Straße komplett.

Bagger ohne Fahrer

Der Baggerfahrer hatte ihn bewusst so hingestellt. Er war mit der Reparatur der Straße beschäftigt und wollte ungestört arbeiten. Das tat er aber gerade nicht. Er lag im Bett und trank Tee. Als er fertig mit seinem Tee war, kam er angeschlurft und fuhr den Bagger beiseite. Und wir fuhren endlich los, knapp vier Stunden bis in den geschäftigen Ort Sikles. Die Luft bleib rauchgeschwängert, die Hängebrücken wurden immer imposanter.

Diese ist glatte 500 Meter lang – zum Beine vertreten auf der rumpeligen Autofahrt haben wir sie genossen.

In Sikles endete die befahrbare Straße.

Sikles – ein wohlhabendes Dorf

Nach einer wunderbaren Nudelsuppe in der Namaste Lodge zogen wir los. Auf dem bequemen Weg durchs Dorf wurde schnell klar: Die Geranienpracht an Tiroler Bauernhäusern bekam hier starke Konkurrenz.

Mehr Blumenpracht geht nicht

Zunächt ging es flach dahin, dann 300 Höhenmeter treppab und wieder treppauf. Schön schweißtreibend, schön anstrengend.

Bill und Casimir im Hang

Die Teehäuser am Wegesrand hatten auch lokale, stimmungsaufhellende Rauchwahre im Angebot, das freute die Jugendabteilung in der Gruppe.

Hier wurde nicht nur Tee getrunken

Wir hatten zwei ortskundige Jungs engagiert, die uns den Weg weisen sollten. Das ist ihnen nicht gelungen, weil sich ihre Ortskenntnisse vermutlich auf ein Nachbartal bezogen. Im Tal des Mardi Khola, in dem wir nach Norden zogen, fehlte ihnen jegliche Peilung, daher verstiegen sich Teile der Gruppe am Nachmittag in einem schwierigen Steilhang.

Mucha auf Wegsuche

Zum Feierabendbier waren allerdings wieder alle versammelt, im Namaste Guesthouse in Hugu. Und unfassbar, aber wahr: die Annapurna Kette zeigte ihre imposanten Südflanken.

Große Lodges wie im Everest Gebiet sind hier noch nicht zu finden

Der Lodge-Chef und Küchenmeister zauberte einen wahren Gaumenschmaus.

In Vorbereitung: Dal Bhat – das nepesische Nationalgericht

Von links: Bill, Victor, Elin, Leopold, Pawan, Casimir, Marc und ich

Beim Reisschnapsbrauen allerdings sollte er nochmal Nachhilfeunterricht nehmen. Sein Gebräu tat mehr weh als gut. Als Reiseleiter stand mir ein Bungalow zu. Der war leider undicht. Was nicht schlimm war, weil keine Regen fiel. Schlimm war nur die Plastikplane, die die ganze Nacht im Wind krakelte. Ein Bungalow hat Vor- und Nachteile.

Mein Bungalow, links die Toiletten

Trotzdem kam ein guter Morgen, mit wunderbaren Ausblicken und – noch vor dem Frühstück – mit einem gut einstündigen Marsch bis zum Kapuche See auf 2500 Metern Meereshöhe. Hier ragen die Wände der Annapurna II und IV über 5000 Meter fast senkrecht in den Himmel. Der Gletscher im Hintergrund könnte auf dieser Höhe niemals existieren, würde er nicht täglich von mitunter gewaltigen Lawinen gespeist.

Kapuche Lake mit Lawinengletscher und Annapurna II

Wir genossen die kristallklare Luft, die gigantischen Ausblicke und den Frieden des Ortes.

Und  im Gedenken an unseren Benti hängten wir buddhistische Gebetsfahnen in den Wind, der von der Annapurna herunterwehte. Dann stiegen wir ab, in unserer Übernachtungslodge wartete ein frisches Frühstück. Uralte, blühende Rhododendronbäume säumten unseren Weg.

Blütezeit der Rhododendron: April

Immer wieder blieb ich stehen und schaute zurück zu den großen Bergen.

Mir war klar: bald schon warteten Smog und Qualm wieder auf uns. Beim Frühstück entschied die Jungendabteilung der Gruppe basisdemokratisch in ein Seitental Richtung Kori Hill aufzusteigen und das Trekking um einen Tag zu verlängern.

Die Jungendabteilung bei Aufwärmübungen, oder machen sie Yoga?

Wir vereinbarten einen Jeep mit Fahrer in Sikles für sie zurückzulassen. Pawan, Bill, Marc, ich und Gruppenhund Mucha hatten schon am späten Mittag wieder Nudelsuppe in Sikles auf dem Tisch und am Abend plätscherte eine lohnende Dusche am Begnas Lake.

Die Jugendabteilung kam am nächsten Abend wohlbehalten an.

Hinweis zur besten Reisezeit in Nepal:

In der Monsunzeit von Juni bis Mitte/Ende September sind die Transportmöglichkeiten immer wieder stark eingeschränkt (Erdrutsche). Selten Bergsicht, beim Trekking Moskito und Blutegelalarm. Ausnahme: die vom Monsun unberührten Bergregionen nördlich der Himalayahauptkette (u.a. Mustang). Vom Herbst über den Winter bis ins späte Frühjahr ist Nepal generell gut zu bereisen. Im Winter ist es in den Bergen sehr kalt und klar, in den Tälern mitunter neblig. Im späteren Frühjahr kann es die hier beschriebenen Probleme geben, die in den Städten durch Staub und Abgase noch verstärkt werden. Nach der Monsunzeit im Herbst ist die Bergsicht morgens oft gut, die Landschaft grün und die Temperaturen noch sommerlich.

Und meine Hoteltipps für Kathmandu und die Region Pokhara:

https://begnaslakeresort.com/

https://dolmaling.kathmandubesthotels.com/en/

Hier ein Link zum Lawinenvideo am Kapuche Lake, sehenswert!

https://www.youtube.com/watch?v=VnoO_p4jAfs.

Noch mehr Lust auf ein Nepal Trekking?

Marathon am Everest:

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comment (1)

  1. Die Lawine Istrien absolutes musste gucken, großartig und die Jauchzer der trekker 🤩

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert