Im Oktober 23 war es so weit: ein lang gehegter Traum ging für mich in Erfüllung. Endlich einmal auf den Spuren des Alpenkönigs Alois Berger im Nationalpark Hohe Tauern wandeln. Der legendäre Bergführer aus Prägraten in Osttirol hatte vor vielen Jahren eine gletscherfreie Verbindung zwischen der Clarahütte und der Essener-Rostocker-Hütte erkundet. Sie erfordert „nur“ etwas bergsteigerisches Können, nicht aber angeseiltes Gehen über spaltenreiche Gletscher.
Mit Gotthard, einem alten Freund aus Prägraten, wollte ich erstmalig zur Hohen Grube (2692 m) aufsteigen. Einem kleinen Hochplateau mit drei Seen, umgeben vom Schinagl und den schroffen 3000er Gipfeln des Quirls und der Ogasilspitze. Manche Bergenthusiasten bezeichnen den Ort als schönsten Platz auf Erden.
Aufstieg
Um kurz nach acht Uhr standen wir am Beginn des Umbaltals hinter der Islitzeralm (1500m), oberhalb von Hinterbichl/Ströden.
Entlang der Umbal- Wasserfälle spazierten wir gemächlich in die Höhe, bei angenehmer Herbstluft und herrlicher Morgenstille. Nach zwei Geländestufen und einer Brücke über die Isel hieß es für uns wenig später: dem gelben Hinweisschild Wiesbauerspitze rechts in den steilen Hang folgen und nicht weiter in Richtung Clarahütte wandern. In der steilen Wiese machten wir schnell Höhe. Hilfreich war dabei, dass der kräftige Wind das mitunter hohe Gras schon perfekt abgetrocknet hatte. Bei knapp 2400 Höhenmetern passierten wir rechterhand eine im Hang liegende, kleine Jagdhütte. Das Gelände war jetzt weniger steil und nach weiteren 5 Minuten erkannte Gotthard den schwach ausgebildeten Pfad, dem wir in einer Grasmulde weiter nach oben folgen mussten.
Ab jetzt gab es keine regelmäßigen Wegmarkierungen mehr (der Weg zur Wiesbauerspitze, mit einem gelben Hinweisschild nach ca. 50 Metern, zieht weiter den Hang entlang). In der grasbewachsenen, wieder recht steilen Mulde war die Route nur schwach zu erkennen. Wobei die Richtung klar war: den Hang hinauf, der kleine Reggenbach gab Orientierung. Den Bach haben wir, als es flacher wurde, nach links überquert und dann kam, ganz plötzlich, der erste See auf knapp 2700 Metern Meereshöhe zum Vorschein.
Hohe Mulde
Knapp drei Stunden entspannte Wanderung lagen hinter uns. Eine wilde, unberührte Hochgebirgslandschaft umgab uns. Und ich dachte: ja, im Frühsommer, wenn auch in dieser Höhe alles sprießt und gedeiht, mag das ein magisch schöner Ort sein. Jetzt war es hier einfach nur schön – und das reichte uns.
Eine kurze Jause, dann ließen wir die Rucksäcke liegen und stiegen nochmal gut 150 Höhenmeter auf, um die drei Seen in voller Pracht zu bewundern. War es die Höhenluft, oder das Alter? Wir hatten einen Denkfehler gemacht. Wir entschieden uns weiter Richtung Hohe Grubenscharte (2917m) aufsteigen, natürlich mit unseren Rucksäcken, die lagen aber unten am See in der Sonne. Also: absteigen und wieder aufsteigen und anschließend weiter Richtung Scharte, zu der man den Steig auch wieder schwach im Gelände erkennen konnte. Hier wandelten wir jetzt auf der eigentlichen Alpenkönigsroute.
Denn oben auf der Scharte, die wir durch eine kurze und steile Geröllpassage erreichten, sahen wir geradeaus, Richtung Norden, auf die Hochkarscharte, die den Übergang zur Essen-Rostocker Hütte bildet. Hier und da fanden wir dort oben eine alte Wegmarkierung, aber verlassen darf man sich darauf nicht.
Wiesbauerspitze
Wir wollten nicht weiter auf der Alpenkönigsroute wandern, sondern noch einen wunderbaren Aussichtsberg in unsere Tour einbinden: die Wiesbauerspitze, dessen Gipfelkreuz in der Ferne zu erkennen war.
Wir mussten durch Schotter und kleine Wiesenstücke etwa 200 Höhenmeter querfeldein absteigen, um dann einem kleinen Steig zu folgen, der von der Hochkarscharte zur Wiesbauerspitze führte. Nach knapp zwei weiteren Stunden saßen wir am Gipfelkreuz (2767m).
Früher hieß die Wiesbauerspitze Mullwitzkogel. Bis im Jahre 2007 der Wurstmacher Wiesbauer den Gipfel den Menschen in Prägraten abgekauft hat, also die Namensrechte! Er hat einen gut markierten Steig anlegen lassen, kräftig die Werbetrommel fürs hintere Virgental gerührt und ordentlich Freiwurst geliefert. So ist es den Einheimischen ziemlich wurscht, ob einer ihrer vielen Dutzend Berge seinen alten Namen abgeben musste. Der Berg selbst fühlt sich vermutlich sogar geehrt, schließlich ist er vom Kogel zur Spitze aufgestiegen.
Der Blick in den Nationalpark Hohe Tauern war großartig. Das gesamte Großvenediger Massiv zur Linken (Norden), das komplette Virgental geradeaus (Osten), rechts (Süden) die Lasörling Gruppe und im Rücken (Westen) das Klein- und Großbachtal mit den Berggipfeln rund um die Neue Reichenberger Hütte und den Übergang ins Defereggental. Einen halben Tag hatten wir die unberührte und wilde Landschaft rund um den wuchtigen Quirl (3251m) ganz für uns allein.
Abstieg
Jetzt hieß es wieder absteigen (knapp 2,5 Std.), über den Wiesbauerweg hinunter ins Umbaltal und zurück zur Islitzeralm am oberen Ende des Virgentals. Da schmeckte das Radler und auch der Birnenschnaps und Gotthard und ich waren uns einig: die vergangenen acht Stunden hätten wir kaum schöner verbringen können.
Dank der trockenen Witterung und der völlig schneefreien Route war die gesamte Tour völlig unproblematisch zu bewältigen. Nicht ganz unwichtig, ein guter Orientierungssinn, eine Wanderkarte, oder wie bei mir:
ein einheimischer und ortskundiger Freund aus Kindertagen!
Im Oktober 23 war es so weit: ein lang gehegter Traum ging für mich in Erfüllung. Endlich einmal auf den Spuren des Alpenkönigs Alois Berger im Nationalpark Hohe Tauern wandeln. Der legendäre Bergführer aus Prägraten in Osttirol hatte vor vielen Jahren eine gletscherfreie Verbindung zwischen der Clarahütte und der Essener-Rostocker-Hütte erkundet. Sie erfordert „nur“ etwas bergsteigerisches Können, nicht aber angeseiltes Gehen über spaltenreiche Gletscher.
Mit Gotthard, einem alten Freund aus Prägraten, wollte ich erstmalig zur Hohen Grube (2692 m) aufsteigen. Einem kleinen Hochplateau mit drei Seen, umgeben vom Schinagl und den schroffen 3000er Gipfeln des Quirls und der Ogasilspitze. Manche Bergenthusiasten bezeichnen den Ort als schönsten Platz auf Erden.
Aufstieg
Um kurz nach acht Uhr standen wir am Beginn des Umbaltals hinter der Islitzeralm (1500m), oberhalb von Hinterbichl/Ströden.
Entlang der Umbal- Wasserfälle spazierten wir gemächlich in die Höhe, bei angenehmer Herbstluft und herrlicher Morgenstille. Nach zwei Geländestufen und einer Brücke über die Isel hieß es für uns wenig später: dem gelben Hinweisschild Wiesbauerspitze rechts in den steilen Hang folgen und nicht weiter in Richtung Clarahütte wandern. In der steilen Wiese machten wir schnell Höhe. Hilfreich war dabei, dass der kräftige Wind das mitunter hohe Gras schon perfekt abgetrocknet hatte. Bei knapp 2400 Höhenmetern passierten wir rechterhand eine im Hang liegende, kleine Jagdhütte. Das Gelände war jetzt weniger steil und nach weiteren 5 Minuten erkannte Gotthard den schwach ausgebildeten Pfad, dem wir in einer Grasmulde weiter nach oben folgen mussten.
Ab jetzt gab es keine regelmäßigen Wegmarkierungen mehr (der Weg zur Wiesbauerspitze, mit einem gelben Hinweisschild nach ca. 50 Metern, zieht weiter den Hang entlang). In der grasbewachsenen, wieder recht steilen Mulde war die Route nur schwach zu erkennen. Wobei die Richtung klar war: den Hang hinauf, der kleine Reggenbach gab Orientierung. Den Bach haben wir, als es flacher wurde, nach links überquert und dann kam, ganz plötzlich, der erste See auf knapp 2700 Metern Meereshöhe zum Vorschein.
Hohe Mulde
Knapp drei Stunden entspannte Wanderung lagen hinter uns. Eine wilde, unberührte Hochgebirgslandschaft umgab uns. Und ich dachte: ja, im Frühsommer, wenn auch in dieser Höhe alles sprießt und gedeiht, mag das ein magisch schöner Ort sein. Jetzt war es hier einfach nur schön – und das reichte uns.
Eine kurze Jause, dann ließen wir die Rucksäcke liegen und stiegen nochmal gut 150 Höhenmeter auf, um die drei Seen in voller Pracht zu bewundern. War es die Höhenluft, oder das Alter? Wir hatten einen Denkfehler gemacht. Wir entschieden uns weiter Richtung Hohe Grubenscharte (2917m) aufsteigen, natürlich mit unseren Rucksäcken, die lagen aber unten am See in der Sonne. Also: absteigen und wieder aufsteigen und anschließend weiter Richtung Scharte, zu der man den Steig auch wieder schwach im Gelände erkennen konnte. Hier wandelten wir jetzt auf der eigentlichen Alpenkönigsroute.
Denn oben auf der Scharte, die wir durch eine kurze und steile Geröllpassage erreichten, sahen wir geradeaus, Richtung Norden, auf die Hochkarscharte, die den Übergang zur Essen-Rostocker Hütte bildet. Hier und da fanden wir dort oben eine alte Wegmarkierung, aber verlassen darf man sich darauf nicht.
Wiesbauerspitze
Wir wollten nicht weiter auf der Alpenkönigsroute wandern, sondern noch einen wunderbaren Aussichtsberg in unsere Tour einbinden: die Wiesbauerspitze, dessen Gipfelkreuz in der Ferne zu erkennen war.
Wir mussten durch Schotter und kleine Wiesenstücke etwa 200 Höhenmeter querfeldein absteigen, um dann einem kleinen Steig zu folgen, der von der Hochkarscharte zur Wiesbauerspitze führte. Nach knapp zwei weiteren Stunden saßen wir am Gipfelkreuz (2767m).
Früher hieß die Wiesbauerspitze Mullwitzkogel. Bis im Jahre 2007 der Wurstmacher Wiesbauer den Gipfel den Menschen in Prägraten abgekauft hat, also die Namensrechte! Er hat einen gut markierten Steig anlegen lassen, kräftig die Werbetrommel fürs hintere Virgental gerührt und ordentlich Freiwurst geliefert. So ist es den Einheimischen ziemlich wurscht, ob einer ihrer vielen Dutzend Berge seinen alten Namen abgeben musste. Der Berg selbst fühlt sich vermutlich sogar geehrt, schließlich ist er vom Kogel zur Spitze aufgestiegen.
Der Blick in den Nationalpark Hohe Tauern war großartig. Das gesamte Großvenediger Massiv zur Linken (Norden), das komplette Virgental geradeaus (Osten), rechts (Süden) die Lasörling Gruppe und im Rücken (Westen) das Klein- und Großbachtal mit den Berggipfeln rund um die Neue Reichenberger Hütte und den Übergang ins Defereggental. Einen halben Tag hatten wir die unberührte und wilde Landschaft rund um den wuchtigen Quirl (3251m) ganz für uns allein.
Abstieg
Jetzt hieß es wieder absteigen (knapp 2,5 Std.), über den Wiesbauerweg hinunter ins Umbaltal und zurück zur Islitzeralm am oberen Ende des Virgentals. Da schmeckte das Radler und auch der Birnenschnaps und Gotthard und ich waren uns einig: die vergangenen acht Stunden hätten wir kaum schöner verbringen können.
Dank der trockenen Witterung und der völlig schneefreien Route war die gesamte Tour völlig unproblematisch zu bewältigen. Nicht ganz unwichtig, ein guter Orientierungssinn, eine Wanderkarte, oder wie bei mir:
ein einheimischer und ortskundiger Freund aus Kindertagen!
Ein Tipp gleich um die Ecke
Das Dorfertal in Tirol
Link für den Nationalpark Hohe Tauern
https://hohetauern.at/de/
Comments (2)
Sehr schön👍
Super Geschichte – super Bilder, als ob man selbst dabei war! Jedenfalls an der Islitzeralm…