Bregenzer Wald – Lecknertal – Hochgrat

Der Tag nach dem Vatertag. Mein Freund Klaus und ich waren völlig ausgenüchtert, die Sonne schien vom strahlenden Himmel und es gab nur eine Frage. Wo latschen wir längs? Überall blühten die Almen, überall sprießte das frischeste Grün, überall führten die Wege gipfelwärts. Und Klaus als quasi Einheimischer im Bregenzer Wald kennt sie alle.

Lecknertal

Wanderkarte Lecknertal

Er legte die Route fest und seine Frau Ami fuhr uns hinter Hittisau (800 m) zum Ausgangspunkt im unteren Lecknertal. Wer diesen Service nicht genießen kann, findet auf ca. 1000 Höhenmetern auch einen Parkplatz im extrem, idyllischen, ca. 9 Kilometer langen, Lecknertal. Zunächst spazierten wir so dahin, bis zum kleinen Lecknersee

EinsamerGrenzübergang von Österreich nach Deutschland
Der Lecknersee, klein aber schön

und weiter über die Höflealpe bis ins ganz langsam etwas steiler aufsteigende, hintere Lecknertal. An der Grenze zu Deutschland herrschte wenig Betrieb, keine Schergen von Dobrinth weit und breit zu sehen.

Ein arbeitsloser Schleuser

Aber immerhin: Illegale jedweder Art werden höflich gebeten die Ruhezeiten der heimischen Tierwelt zu achten. Und auch die verantwortlichen Grenzschützer nicht nachsts unnötig zu behelligen.

Wir hatten keinen Schwamm im Rucksack. Sonst hätten wir das Schild sauber gemacht

Wir folgten den Schildern Hochgrat und Staufner Haus. Jetzt ging es endlich bergauf. Ich mag es nicht, wenn die Wege sich allzu lang ganz eben durch ein Tal winden. Das „böse Ende“ (der heftige Aufstieg) kommt immer. Und ich habe es/ihn lieber früher als später. Stetig ging es die Bergflanke hinauf, mal durch schattigen Wald, dann wieder durch kurze Wiesenpassagen.

Klaus beim Aufstiegsspaß

Es wehte ein herrlich, frischer Wind. Wir waren alleine unterwegs und genossen unsere „After-Vatertagstour“ in vollen Zügen.

Hochgrat (1834 m)

Ich habe selten die 800 Höhenmeter bis zum Hochgrat so entspannt überwunden. Dort oben änderte sich dann augenblicklich die Szenerie. Waren wir bis dahin solo unterwegs, trafen wir jetzt auf Dutzende Badelatschen-Bergtouristen, die die Gondel zum Hochgrat genommen hatten.

Viel Betrieb am Hochgrat

Das ärgerte uns nur wenig, denn nach dem kurzen Gipfelweg wanderten wir wieder zügig in Badelatschen-Bergtouristen freies Gelände. Einzig ein ca. 50jähriger Sportsfreund mit seiner klassischen Vokuhila-Friese, der seine drei Berggespielinnen dauerhaft lautstark zutextete, ging uns bergabwärts mal kurz auf die Nerven. An der Scheidwangalpe verließen wir die Hochgratregion wieder Richtung Lecknertal und spazierten talwärts, erneut durch schönen Bergwald und entlang saftiger Bergwiesen.

Blütenpracht überall im Lecknertal

Unterwegs trafen wir immer wieder auf Felstrümmer, die von der oberen Hochgratregion irgendwann einmal zu Tal gepoltert sind und ein Zeugnis davon ablegen, dass wir uns in einer Gebirgsregion befinden, in der ein bestimmtes Gesteinskonglomerat von großer Bedeutung ist: die oder der Nagelfluh. So bedeutend übrigens, dass man hier den Naturpark Nagelfluhkette eingerichtet hat.

Ein schönes Stück Nagelfluh

Wie Nagelfluh entsteht, weiß ich noch aus meiner Studienzeit. Große Mengen an mehr oder weniger rundem und grobem Kies wurden in tropischen Zeiten von Flüssen im heutigen Voralpenland abgelagert, dort in kalkhaltiger Sedimentmasse eingelagert und unter Druck zu einem Konglomerat „zusammengebacken“. Bei der späteren Auffaltung der Alpen sind diese Gesteinsmassen dann in die Höhe transportiert und aufgefaltet worden. Bei den Einheimischen wird für Nagelflug auch der Begriff Herrgottsbeton verwendet. Gemäß dem Motto: Was man sich nicht erklären kann, muss vom Herrgott kommen.

Im mittleren Lecknertal

Nach 5,5 Stunden und knapp 20 gelaufenen Kilometern endete unsere extrem beschauliche Tour, an einer schattigen Bank am Wegesrand. Wir hätten da gerne Siesta gemacht, aber Ami ließ das nicht zu. Ihr selbstgemachter Apfelkuchen wartete. Und am Abend waren die Windverhältnisse so perfekt, dass ich mir unser Wandergebiet auch nochmal aus der Vogelperspektive angeschaut habe.

Auf dem Rückflug reichte der Blick bis zum Bodensee

Titelbild: Hochgrat von Norden aus

Interner Link für einen weiteren Blogeintrag zum Bregenzer Wald

Bregenzer Wald

Hier der Link zu vielen praktischen Bregenzer Wald-Reisetipps:

https://www.bregenzerwald.at/

Hier gibt es Infos zum Naturpark Nagelfluhkette

https://nagelfluhkette.info/#cat=*&zc=11.,10.10056,47.50514

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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