Bregenzer Wald

Anfang Juni hatte ich Sehnsucht nach Bergen und Kühen. Um halb vier am Morgen bin ich losgefahren. Die Schwaben rund um Stuttgart lagen noch in den Federn, so kam ich ohne Stau ins Allgäu, sah den Bodensee in der Morgensonne glitzern und kurz danach lachten mich schon diese wahnsinnig glücklichen Bregenzer Wald Kühe an. Die stehen jetzt im Juni in ihren riesigen Salatschüsseln und hauen sich nach Herzenslust die Wampen voll.

Braunvieh im Bregenzer Wald
Manchmal stehen sie auch an der Kapelle

Ich weiß, wovon ich spreche. Weil sie oftmals dort stehen, liegen oder wiederkäuen, wo ich gerne mein Fluggerät in die Luft bringe. Und wenn der Wind nicht passt, dann starre ich halte auf Kühe. Ich kenne mich ein bisschen aus mit Kühen, auch mit dem Braunvieh im Bregenzer Wald. Das ist eine sogenannte Doppelnutzungsrasse (Milch und Fleisch). Würde ich so eine Kuh vor einen Pflug spannen, dann wäre es eine Dreinutzungskuh! So viel zur Theorie. In der Praxis sind die Kühe von heute spezialisierte Hochleistungsviecher, die hier im Bregenzer Wald auf die Milchproduktion getrimmt werden. Hört sich schlimm an, aber: viele Milchkühe dürfen hier, im Gegensatz zu anderen Artgenossen, nach dem Winter raus ins Freie, raus auf die Wiese, Weide, Alm. Da verbringen sie dann ihren Tag zu einer Hälfte mit Abhängen, Milch produzieren und Wiederkäuen und zur anderen Hälfte mit Fressen, Saufen, Spielen und Spazierengehen. Und gemolken werden sie natürlich auch, ein bis zweimal am Tag, unter 20 Liter tut es kaum eine Bregenzerwald-Kuh.

Ganz nebenbei: Kühe sind unfassbar neugierig und vorwitzig.

Zuneigung auf beiden Seiten?

Wenn mal niemand anruft, die sozialen Medien dich schneiden, dich einfach niemand liebt, dann lauf durch eine Kuhherde. Anschließend kannst du die Welt umarmen.

Mein Ziel im Juni lag rund um Au und Schoppernau im hinteren Bregenzerwald. Meine Wanderziele waren der Diedamskopf (die Seilbahn war noch im Winterschlaf), der Toblermann und die mächtige Kanisfluh, alles keine Bergriesen!

Am Gipfel der Kanisfluh
Der bekannteste Berg im Bregenzer Wald: die Kanisfluh (2044m)

Aber aus dem Tal heraus waren immer rund 1200 Höhenmeter zu überwinden. Was bin ich da durch Wiesen und Weiden gelaufen, eine schöner blühend als die andere. Dabei fiel genau zu dieser Zeit eine Besonderheit in der Landschaft ins Auge.

Au im Bregenzer Wald
Blick vom Vorsäß ins Tal bei Au, im HIntergrund der Diedamskopf

Während unten im Tal die meisten Wiesen gemäht waren, erstrahlten die mittleren Höhen im frischen Grün und auf den Hochalmen taute gerade erst der letzte Schnee des Winters.

Anfang Juni auf der Hochalpe (1752m) am Toblermann

Im Bregenzerwald fällt nämlich üblicherweise viel Schnee. Das nur einen Schneeballwurf entfernte Dorf Damüls bekam vor Jahren den Titel „Schneereichstes Dorf der Welt“ verliehen, ca. 9 Meter Schnee kommen da alljährlich im Schnitt zusammen.

Auf Grund der klimatischen und geographischen Verhältnisse wird in Vorarlberg und vor allem auch im Bregenzerwald eine besondere Art der Landwirtschaft seit Generationen gepflegt – die sogenannte Drei-Stufen-Landwirtschaft.

Drei-Stufen-Landwirtschaft

Davon können Sieglinde und Helmut ein Lied singen.

Arbeit auf der Alm
Sieglinde und Helmut

Ihr kleiner Hof liegt in Au. Zudem besitzen bzw. bewirtschaften sie Wiesen und Weiden im sogenannten Vorsäß (ca. 1000m – 1400m) und auf der Alm/Alpe (1400m – 2000m). An drei Standorten in unterschiedlicher Höhenlage wird zu versetzten Zeiten gemäht oder das Vieh weiden gelassen. Das macht mehr Arbeit, ermöglicht aber auch das Halten von mehr Tieren. Die Futterflächen um ihren Hof herum wären zu klein für ihren Betrieb.

Ein wichtiger Nebenaspekt: die Bewirtschaftung von Vorsäßen und Alpen verhindert die Verbuschung und Verkrautung von Weideflächen und ist als großer Beitrag zur Pflege der Kulturlandschaft anzusehen.

Vorsäßflächen und Hochalmen werden oftmals von Agrargemeinschaften betrieben.

Die Drei-Stufen-Landwirtschaft (Talbetrieb-Vorsäß-Alpe/Alm)

in Vorarlberg wurde von der UNESCO als IMMATERIELLES KULTURERBE anerkannt.

Ich habe meine Tage im Bregenzer Wald sehr genossen. Spannend zu sehen war die Mischung aus intakter Kulturlandschaft mit den angesprochenen Nutzungsflächen in unterschiedlicher Höhenlage und noch ziemlich reiner Naturlandschaft oberhalb der 2000 Meter Höhenmarke. Vorausgesetzt, der Mensch hat dort nicht mit dem Bau von Gondeln/Sesselliften/Bergrestaurants etc. aus der Naturlandschaft auch schon eine reine Kulturlandschaft gemacht.

Zitterklapfen im Bregenzer Wald
Der Zitterklapfen (2403m) bei Au, von der Bergkristallhütte aus – schön, aber auch keine Naturlandschaft mehr

Wenn man den Begriff Naturlandschaft ganz sauber/eng definiert, gibt es in unseren Breiten kaum noch reine Naturlandschaften, also Regionen, die vom Menschen gänzlich unberührt sind.

Zum Schluss:

Sieglinde und Helmut besitzen nicht nur einen landwirtschaftlichen Betrieb mit zwanzig Rindviechern, sondern sie haben sich ein zweites Standbein mit Urlaub am Bauernhof aufgebaut. Mit Kindern in einer ihrer Ferienwohnungen den Urlaub verbringen ist meines Erachtens eine gute Idee. Wer Lust hat, hier kommt der Link:

https://www.panoramahof-eggele.at/kontakt

Auf der Homepage ist auch ein kleiner Film Sommer am Panormahof Eggele anzuklicken, den mein Sohn Philipp und ich gemacht haben. Eindrücke aus dem Bregenzer Wald rund um Au und Schoppernau!

Mehr Infos zum Bregenzer Wald inkl. Gäste-Card Bregenzer Wald

https://www.bregenzerwald.at/thema/sommer-aktivitaeten/

Lust auf mehr Bregenzer Wald? – Interner Link:

Kurz mal nach Bregenz

Bregenzer Wald mit Kanisfluh
Oberhalb des Eggele Hofes beim Kräutergarten Holdamoos

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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