Frage. Was haben Ischgl in Tirol und Kathmandu in Nepal gemein? Ganz klar: Die Höhenlage (jeweils ca. 1300 Meter ü.d.M.) und natürlich die Lage inmitten von Bergen. Auch die Benutzung dieser Berge lassen sich die Verantwortlichen beiderorts gut bezahlen.
Mit einem Unterschied:
Während Besucher in Ischgl zighundert Euro dafür bezahlen, dass sie die Hänge nicht hochstolpern müssen, zahlen sie in Kathmandu zigtausend Euro dafür, dass sie genau das dürfen. Hochstolpern, sogar bis auf 8848 Meter! Das kostet in dieser Saison US 11.000,- pro Person. Schön, wenn man so einen Berg sein Eigen nennen kann. Und klar, dass man ein wenig raffsüchtig, ignorant und arrogant wird, wenn man so schöne Berge/Gelddruckmaschinen besitzt. Für dieses Verhalten haben die Jungs rund ums Kitzloch in Ischgl im letzten März die rote Karte bekommen. Man muss ihnen allerdings zugutehalten, dass sie seinerzeit das Ausmaß der Katastrophe noch nicht erahnen konnten.
Und nebenbei bemerkt: In Ischgl stellen sie für die ganze Kohle wenigstens ein Paar Sessellifte auf und lassen den Strom laufen. In Nepal gibt’s fürs viele Geld nur ein Blatt Papier.
Das ist in diesem Frühjahr, also genau ein Jahr später, in Kathmandu anders. Nepal war über Monate im totalen Lockdown und besitzt eine viele hundert Kilometer lange Grenze zu Indien. Und die indische Corona-Apokalypse kam mit Ansage. Zum höchsten hinduistischen Fest Kumbh-Mela strömten Millionen Gläubige in Haridwar (und nicht nur dort) an den heiligen Fluss Ganges und nahmen ein rituelles Bad – das Superspreader-Ereignis des Jahres 2021.
Tirath Singh Rawat, Regierungschef von Uttarakhand (da liegt Haridwar), hatte bereits im März laut indischen Medien erklärt, Kumbh Mela solle unberührt von Pandemie-Maßnahmen gefeiert werden. „Niemand wird im Namen von Covid-19 von der Teilnahme abgehalten, weil wir sicher sind, dass das Vertrauen in das Göttliche die Angst vor dem Virus überwinden wird.“
Quelle: Spiegel/Antje Blinda-6.5.2021 / mit dpa Material
Dieser Spökes findet übrigens auch bei uns Gehör, nur haben die Freikirchen hierzulande gottlob nicht so viele Fans wie Shiva und Konsorten.
Zurück zu Nepal: Natürlich war klar, dass der Virus es von Indien auch wieder bis nach Kathmandu schaffen würde und natürlich auch bis ans Everest Basis Lager. Gut, das war nicht allen klar, oder einfach völlig Brause. Die nepalesische Regierung verkaufte in diesem Frühjahr über 500 Permits, alleine für den Everest, Kostenpunkt jeweils US 11.000,-.
Und eine Bergsteigerin aus New York, Gina Marie Han-Lee, sagte in einem Blog des Everest Chronisten Alan Arnette: „Ich hatte keine Ahnung, in was ich da hineinflog. Es fühlte sich schwachsinnig an, überhaupt dort zu sein.“
Anmerkung meinerseits: Das fühlte sich für die junge Frau nicht nur so an, es war de facto schwachsinnig.
Corona am Everest war garantiert!
Ignoranten, soweit und auch so hoch das Auge reicht. Die Tatsache, dass am Basislager, wegen der Höhe und der geringen Luftfeuchte, fast jeder immer hustet, macht die Lage noch fataler. Hat der/die nur den Khumbu-Husten oder eben Corona. Letzte Woche gab es 17 bestätigte Corona-Fälle vor Ort, wobei quasi nicht getestet wird.
Die schlauen, aber skrupellosen Bergsteiger:innen sind geimpft. Über 2000 Köche, Träger und Sherpas aber nicht!
Das ist alles gaga! Corona am Everest
Am Basislager, dieser mobilen Massenunterkunft, inmitten von Geröll, Eis und Müll hängen fast 3000 Menschen ab.
„Wir isolieren uns in den Zelten und befolgen alle Hygieneregeln,“ sagen die Bergsteiger:innen.
Ich war selbst öfter vor Ort und kann sagen: das ist zu hundert Prozent unmöglich! Auf diesem Campingplatz am Ende der Welt gibt es keine Hygiene, kann es gar nicht geben. Schon aufgrund der Tatsache, dass dort oben, auf über 5000 Metern Höhe, keiner geradeaus denken kann.
Corona am Everest hat leichtes Spiel!
Es befinden sich derzeit zig Nepalesen am Berg, die den Corona Virus in sich tragen. Ich wünsche Ihnen ganz viel Glück!
Fast täglich werden neue Höchstwerte gemeldet. Dafür verantwortlich soll „B.1.617.2“ sein, die indische Mutante des Coronavirus, die immer häufiger nachgewiesen wird. Im Verhältnis zu den Bevölkerungszahlen steigt die Infektionskurve in Nepal inzwischen sogar stärker an als in Indien. (Quelle: dw online vom 12.05.21)
Die Bergsteiger:innen aus aller Herren und Damen Länder sollten jeden Abend eine Puja machen, damit ihre „Diener“ gesund bleiben. Sonst bleiben sie nämlich für immer am Berg. Auf sich allein gestellt, kommen sie nicht hoch und auch nicht runter.
Aber die gute Nachricht:
Sie versauen zumindest nicht die nepalesische Corona-Statistik. Denn sie sterben am Khumbu Husten, einem Lungenödem oder einfach und ganz friedlich an der Kälte. Und ihre Freunde und Verwandte können dann auch für sie – in allerbester Gesellschaft – eine schöne Erinnerungsstätte auf der Thukla Alm errichten.
Und wir bekommen, vielleicht sogar via Everest Basislager, die „schöne“ Variante B.1.617 serviert.
Corona am Everest / Corona im Paznaun
Frage. Was haben Ischgl in Tirol und Kathmandu in Nepal gemein? Ganz klar: Die Höhenlage (jeweils ca. 1300 Meter ü.d.M.) und natürlich die Lage inmitten von Bergen. Auch die Benutzung dieser Berge lassen sich die Verantwortlichen beiderorts gut bezahlen.
Mit einem Unterschied:
Während Besucher in Ischgl zighundert Euro dafür bezahlen, dass sie die Hänge nicht hochstolpern müssen, zahlen sie in Kathmandu zigtausend Euro dafür, dass sie genau das dürfen. Hochstolpern, sogar bis auf 8848 Meter! Das kostet in dieser Saison US 11.000,- pro Person. Schön, wenn man so einen Berg sein Eigen nennen kann. Und klar, dass man ein wenig raffsüchtig, ignorant und arrogant wird, wenn man so schöne Berge/Gelddruckmaschinen besitzt. Für dieses Verhalten haben die Jungs rund ums Kitzloch in Ischgl im letzten März die rote Karte bekommen. Man muss ihnen allerdings zugutehalten, dass sie seinerzeit das Ausmaß der Katastrophe noch nicht erahnen konnten.
Und nebenbei bemerkt: In Ischgl stellen sie für die ganze Kohle wenigstens ein Paar Sessellifte auf und lassen den Strom laufen. In Nepal gibt’s fürs viele Geld nur ein Blatt Papier.
Das ist in diesem Frühjahr, also genau ein Jahr später, in Kathmandu anders. Nepal war über Monate im totalen Lockdown und besitzt eine viele hundert Kilometer lange Grenze zu Indien. Und die indische Corona-Apokalypse kam mit Ansage. Zum höchsten hinduistischen Fest Kumbh-Mela strömten Millionen Gläubige in Haridwar (und nicht nur dort) an den heiligen Fluss Ganges und nahmen ein rituelles Bad – das Superspreader-Ereignis des Jahres 2021.
Tirath Singh Rawat, Regierungschef von Uttarakhand (da liegt Haridwar), hatte bereits im März laut indischen Medien erklärt, Kumbh Mela solle unberührt von Pandemie-Maßnahmen gefeiert werden. „Niemand wird im Namen von Covid-19 von der Teilnahme abgehalten, weil wir sicher sind, dass das Vertrauen in das Göttliche die Angst vor dem Virus überwinden wird.“
Quelle: Spiegel/Antje Blinda-6.5.2021 / mit dpa Material
Dieser Spökes findet übrigens auch bei uns Gehör, nur haben die Freikirchen hierzulande gottlob nicht so viele Fans wie Shiva und Konsorten.
Zurück zu Nepal: Natürlich war klar, dass der Virus es von Indien auch wieder bis nach Kathmandu schaffen würde und natürlich auch bis ans Everest Basis Lager. Gut, das war nicht allen klar, oder einfach völlig Brause. Die nepalesische Regierung verkaufte in diesem Frühjahr über 500 Permits, alleine für den Everest, Kostenpunkt jeweils US 11.000,-.
Und eine Bergsteigerin aus New York, Gina Marie Han-Lee, sagte in einem Blog des Everest Chronisten Alan Arnette: „Ich hatte keine Ahnung, in was ich da hineinflog. Es fühlte sich schwachsinnig an, überhaupt dort zu sein.“
Anmerkung meinerseits: Das fühlte sich für die junge Frau nicht nur so an, es war de facto schwachsinnig.
Corona am Everest war garantiert!
Ignoranten, soweit und auch so hoch das Auge reicht. Die Tatsache, dass am Basislager, wegen der Höhe und der geringen Luftfeuchte, fast jeder immer hustet, macht die Lage noch fataler. Hat der/die nur den Khumbu-Husten oder eben Corona. Letzte Woche gab es 17 bestätigte Corona-Fälle vor Ort, wobei quasi nicht getestet wird.
Die schlauen, aber skrupellosen Bergsteiger:innen sind geimpft. Über 2000 Köche, Träger und Sherpas aber nicht!
Das ist alles gaga! Corona am Everest
Am Basislager, dieser mobilen Massenunterkunft, inmitten von Geröll, Eis und Müll hängen fast 3000 Menschen ab.
„Wir isolieren uns in den Zelten und befolgen alle Hygieneregeln,“ sagen die Bergsteiger:innen.
Ich war selbst öfter vor Ort und kann sagen: das ist zu hundert Prozent unmöglich! Auf diesem Campingplatz am Ende der Welt gibt es keine Hygiene, kann es gar nicht geben. Schon aufgrund der Tatsache, dass dort oben, auf über 5000 Metern Höhe, keiner geradeaus denken kann.
Corona am Everest hat leichtes Spiel!
Es befinden sich derzeit zig Nepalesen am Berg, die den Corona Virus in sich tragen. Ich wünsche Ihnen ganz viel Glück!
Fast täglich werden neue Höchstwerte gemeldet. Dafür verantwortlich soll „B.1.617.2“ sein, die indische Mutante des Coronavirus, die immer häufiger nachgewiesen wird. Im Verhältnis zu den Bevölkerungszahlen steigt die Infektionskurve in Nepal inzwischen sogar stärker an als in Indien. (Quelle: dw online vom 12.05.21)
Die Bergsteiger:innen aus aller Herren und Damen Länder sollten jeden Abend eine Puja machen, damit ihre „Diener“ gesund bleiben. Sonst bleiben sie nämlich für immer am Berg. Auf sich allein gestellt, kommen sie nicht hoch und auch nicht runter.
Aber die gute Nachricht:
Sie versauen zumindest nicht die nepalesische Corona-Statistik. Denn sie sterben am Khumbu Husten, einem Lungenödem oder einfach und ganz friedlich an der Kälte. Und ihre Freunde und Verwandte können dann auch für sie – in allerbester Gesellschaft – eine schöne Erinnerungsstätte auf der Thukla Alm errichten.
Und wir bekommen, vielleicht sogar via Everest Basislager, die „schöne“ Variante B.1.617 serviert.
Doc Lauterbach sieht sie schon kommen!
Auch zum Thema Everest auf meinem Blog:
Marathon am Everest: Der höchste Lauf der Welt
Überland nach Kathmandu
Comments (2)
Mikka, wieder mal Spitz auf Knopf. Wie kann man diesem Wahnsinn nur ein Ende bereiten? Die Regierung verkauft ihr Volk für den Gegenwert von Permits.
Man realisiert zumindest, dass wir zum Thema Pandemie auf ganz schön hohem Niveau herummeckern.