Karakorum und Hindukusch

Jeep Expedition durch den Norden Pakistans!

Folge I

Gut, in Karachi würde ich jetzt auch nicht Urlaub machen und auch nicht in Islamabad, aber genauso wenig hätte ich Lust auf Braunschweig oder Chemnitz. Der Norden Pakistans aber ist der ultimative Brüller. Das ist eine Region, die es so auf unserem Planeten nicht noch einmal gibt. Landschaften rund um den Karakorum und Hindukusch, die wirklich den Atem rauben. Pakistan ist dort so unfassbar schön!

Passu Cathedral upper Hunza
Tupopdan (6106 m), auch Passu Cathedral genannt – im oberen Hunzatal

Ganz oben

die Achttausender wie der Nanga Parbat oder der K2, darunter über fünfzig Kilometer lange Gletscherströme, es folgen saftig grüne Almen und Wälder, die weiter unten abgelöst werden von idyllischen Apfel- und Aprikosengärten. Auf der nächsten Höhenstufe folgen goldgelbe Weizenfelder und ganz unten dann die Stein-, Sand- und Geröllwüste rund um den wild schäumenden Indus.

Pakistan ist soo schön im Karakorum und Hindukusch!

Leider hat das Land ein Imageproblem, nicht ganz zu Unrecht. Würde Pakistan Neuseeland heißen, könnte es sich vor Touristen kaum retten. Nein – im Ernst – Pakistan ist ganz sicher kein leicht zu bereisendes Land. Aber: der Norden Pakistans, also die Gilgit-Baltistan Provinz, ist bis auf eine Ausnahme im Jahr 2013, von Terror-Anschlägen verschont geblieben. Die Hochgebirgsregion gilt weder als Rückzugsgebiet von Terroristen, noch steht sie derzeit international im Focus. Die hier beschriebene Tour bin ich vor Jahren mehrfach gefahren. Heute wird sie in einigen Passagen nicht mehr ganz so abenteuerlich daherkommen, aber Landschaft und Menschen haben sich nicht verändert.

Begegnungen am Wegesrand

Daher muss ich unbedingt wieder nach Hunza, ins Land der Hunzakuc! Im nächsten Sommer!

Reiseeindrücke – 26-tägige Jeep-Expedition

Das Team: 12 Abenteuer-Touristen, dazu 5 einheimische Fahrer plus Koch und local Guide, und ich als „Chef“ vom Ganzen.

Unser Fahrer Vahid

Aus der Reißbrettmetropole Islamabad ins „alpine“ Kaghan Tal, Edelweiß-Wiesen am Saiful Muluk See und dann der Karakorum, das schroffste und wildeste Gebirge der Welt. Erstes Highlight der Tour war der Babusar Pass. Eine so genannte „Jeepable-Road“ zog sich bis auf über viertausend Meter Höhe.

Am Babusar Pass in Pakistan
Am Babusar Pass

Pro Stunde kamen wir fünf bis zehn Kilometer weiter.

Jeepable-Road hieß, dass ein Jeep haarscharf auf die Piste passte, viel mehr nicht. Noch langsamer ging es voran, wenn wir mit den Jeeps über Holzbrücken mussten, bei denen die Holzplanken in den Lagerfeuern der örtlichen Halbnomaden und Viehhirten gelandet waren. Allerdings: Die Halbnomaden und Viehhirten am Babusar waren faire Sportsleute, sie hatten immer vier bis fünf Planken auf der Brücke gelassen, so dass wir mit geschicktem Umlegen der Planken und sensibler Behandlung der Willys-Jeeps nach circa einer Stunde eine 15 Meter lange Brücke überqueren konnte.

Eine Plackerei mit den Planken

Während oben am Pass ein eiskalter Wind heulte, durchführen wir vier Stunden später und dreitausend Höhenmeter tiefer die Gluthitze des fast vegetationslosen Indus-Tals.

Unser erstes großes Ziel

in jenem Sommer war der Rama Lake, oberhalb von Astor, am Nanga Parbat, dem „Schicksalsberg der Deutschen“. Pakistan besitzt zweiundachtzig Berge, die über siebentausend Meter hoch sind und mit dem Nanga Parbat einen ganz eigenen Achttausender, vier weitere muss Pakistan sich leider mit China teilen. Rein moralisch gesehen müsste der Nanga Parbat uns Deutschen gehören. Vor dem zweiten Weltkrieg ist so ziemlich jeder deutsche Bergsteiger, der was auf sich hielt, zum Nanga Parbat gezogen, um dort fürs Vaterland zu sterben. Es brauchte einunddreißig Tote, bevor ausgerechnet ein Tiroler im Jahre 1953 endlich auf den Gipfel torkelte. Noch heute ist es so, dass man am Nanga Parbat dreimal leichter sterben kann als am Mt. Everest.

Wir hatten keine Gipfelträume und blieben auf sicherem Terrain

Auf dem berühmt berüchtigten KKH,

dem Karakorum-Highway, fuhren wir entlang des Indus mal ein paar Stunden erheblich schneller als fünf bis zehn Stundenkilometer. Der KKH ist bis heute die höchstgelegene Fernstraße der Welt. An der Grenze zu China, am Kunjerab-Pass erreicht sie eine Höhe von über 4700 Metern. Tausend Arbeiter haben beim Bau der Straße ihr Leben gelassen. Meine Gruppe gehörte damals zu den ersten Europäern, die die Erlaubnis bekamen, die Straße zu befahren.

Sechzig Kilometer vor Gilgit, in Jaglot, war dann Schluss mit der Herrlichkeit einer Teerstraße. Hier setzte wieder eine Jeepable-Road an, und was für eine. Über den Astor Fluss in die Astor Schlucht und dort wurde Autofahren wirklich zum Himmelfahrtskommando.

Die unterhalb des Sees gelegene Rama-Wiese musste sich hinter keiner Schweizer Alm verstecken. Schönstes Heidiland! Blumenwiesen, auf denen wohlgenährte Pferde weideten und ein kristallklarer Bach mit Forellen, darüber schneebedeckte Gipfel. Ein Paradies, dass wir 3 Tage lang in vollen Zügen genossen.

Rama / Astor / Pakistan
Unser Lager auf der Rama Wiese, oberhalb von Astor

Wir wanderten zum Rama Lake,

kletterten auf den Endmoränen der verschiedenen Gletscherzungen am Nanga Parbat herum, ohne den eigentlichen Gipfel auch nur einmal wolkenfrei gesehen zu haben.  

Das Abenteuer rund um unseren Astor-Abstecher habe ich ausführlich in meinem Buch „Urlaub in der Hölle beschrieben“.

Buchtitel: Mikka Bender "Is Nebensaison, da wird nicht mehr geputzt."
Ab Seite 158 „Im Schatten des Schicksalsberges“

Nur so viel: ein kiffender Fahrer,

eine Schlammlawine und ein reißender Gebirgsfluss brachten uns über Tage in eine absolute Ausnahmesituation, auch in Lebensgefahr.

Alltag auf den Jeepable Roads im Karakorum und Hindukusch

Glücklicherweise verloren wir nur unsere Jeeps, Teile der Ausrüstung und ganz schön oft unsere Nerven. Mit Haroon, meinem local Guide, konnte ich die Situation letztendlich meistern und in der Provinzhauptstadt Gilgit unsere Verluste ersetzen….. Fortsetzung folgt nächste Woche!

Zigarettenpause am Batura Gletscher

Michael Beek kennt den Karakorum und Hindukusch bestens. Hier der Link zu seiner geplanten Reise in 2023

https://www.hauser-exkursionen.de/reiseleiter/michael-beek

Michael hat auch einen sehr informativen Reiseführer geschrieben:

Reiseführer Michael Beek „Pakistan / Land-Geschichte-Kultur-Trekking“

Noch Lust auf eine weitere Overland Tour?! Hier der interne Link:

Patagonien-Overland

Nächste Woche folgt der 2. Teil

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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