Mein Weltkulturerbe

Steingasse – Salzburg /

Salzburg im Winter macht gute Laune. Man steht Influencern mit ihren Selfie-Stangen nicht ständig im Weg, muss sich nicht durch asiatische Reisegruppen in engen Gassen kämpfen und für ein Schnitzel im Sitzen nicht eine Woche im Voraus buchen. Hinzu kommt, dass nicht weit vor der, im Winter meist grauen Stadt, eine wunderbare Winterspielwiese liegt.

Salzburger Land
Am Bischling oberhalb von Werfenweng

Da verbringe ich meine Vormittage. Später dann kann die Stadt auch im Winter durchaus Reize besitzen. Neben den hinlänglich bekannten Prachtbauten und dem ganzen Mozart Klimbim.

Mein Tipp für einen kleinen Stadtgang abseits der ausgelatschten Touri-Pfade:

Die Steingasse – Salzburg mit anschließender Erklimmung des Kapuzinerberges.

Am rechten Ufer der Salzach, gegenüber von Mönchsberg und Festungsberg, liegt der Kapuzinerberg. Und zu seinen Füßen, der Salzach zugewandt, verläuft vom Platzl aus (bei der Staatsbrücke) die Steingasse flussaufwärts.

Steingasse in Salzburg
Fels- und Hauswände gehen an der Steingasse – Salzburg ineinander über

Vorab: Sie wirkt sehr unspektakulär und sie ist es auch. Ganz früher war sie eine Römerstraße und später eine ärmliche Handwerkergasse, in der es stank und häufig das Hochwasser stand. Ihre kleinen Besonderheiten erkennt man auch heute erst auf den zweiten Blick.

Liedermacher

Los geht’s bei der Steingasse Hausnummer 9. Hier soll er geboren sein im Jahre 1792, der Josef Mohr.

In der Steingasse Nr. 9 wurde J. Mohr vielleicht geboren

Oder doch in der Kaigasse Hausnummer 9? Keiner weiß es so genau. Genau wissen wir aber, dass Josef Mohr unehelich geboren wurde, später mit seiner Mutter in der Steingasse Hausnummer 31 in einer feuchten Wohnung lebte, mit 23 Jahren zum Priester geweiht wurde und im Jahre 1816 im Salzburger Lungau einen Welthit schrieb. Der hätte ihn heutzutage zu einem steinreichen A-Promi gemacht.

Stille Nacht! Heilige Nacht!

kennen vermutlich viel mehr Menschen auf der Welt, als Mozarts Zauberflöte. Trotzdem machen die Salzburger nur um Mozart so viel Tralala, Mohr findet überhaupt nicht statt. Nicht mal mehr ein kleines Museum oder eine Gedenktafel. Ich finde das fies. Andererseits: In Mozarts Geburtshaus in der Altstadt ist ein SPAR Laden eingezogen

Geburtshaus von Mozart
SPAR bei Mozart in Parterre

und der arme Kerl muss bis heute an jeder Ecke seine miesen Kügelchen verticken. Auch nicht schön!

Straßenverkäufer Mozart

Freudenhaus

Ein paar Meter weiter in der Steingasse 24 liegt das Maison de Plaisir. Schon im 17. Jahrhundert haben hier Mädchen mit Herz gearbeitet. 1945 sollen amerikanische Soldaten versucht haben, mit ihrem Panzer direkt ins Freudenhaus zu fahren. Kratzspuren an den Wänden sollen diese Geschichte belegen.

Maison de Plaisir in Salzburg
Die „Mädchen mit Herz“ sind weggezogen

Das Maison de Plaisir ist derzeit geschlossen. Das Gebäude wurde für 1,5 Millionen Euro verkauft und soll zukünftig ein Hotel beherbergen, auf 92 Quadratmetern. Ein Tiny Hotel?

Zukunftsforscher

Weiter bis zur Steingasse 31. Da wuchs nicht nur der gute Mohr auf. Hier wohnte von 1970-94 auch der Zukunftsforscher Robert Jungk. Im Herbst 1983 sprach er bei der Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten vor mehr als 100.000 Menschen. Und bei der Bundespräsidentenwahl in Österreich im Jahre 1992 trat er als Kandidat der Grünen Alternative an. Er erhielt 5.7 Prozent der Stimmen.

Tändlerei

Bei Hausnummer 33 ist die alte Tändlerei zu bestaunen, auch in keinem taufrischen Zustand mehr.

Ehemalige Tändlerei in Salzburg
Schade drum

Seit 40 Jahren wird hier nicht mehr getandelt, also Krimskrams verkauft. Das Wort leitet sich von Tand ab, was so viel wie unnützes Zeug bedeutet. In österreichischen Mundartausdrücken wie „umadumtandeln“ hat sich der Begriff erhalten. Dabei geht es darum, sich unnötig lange mit Quatsch zu beschäftigen. Böse Zungen könnten behaupten, dass in den Räumen der Hausnummer 35 jemand ganz sicher zu viel umadum getandelt hat.

Weihnachtskrippe

Brigitte Aichhorn-Kosina heißt die Erbauerin einer Weihnachtskrippe (AIKO-Krippe), die im Jahre 1963 mit Maria, Josef und dem Kind, aufgestellt in einem Bücherregal, startete.

AIKO Krippe in Salzburg
Gemüse und Obst in der Krippe

Die Krippe wuchs von Jahr zu Jahr, sprengte das Regal, sprengte später das Wohnzimmer und landete schließlich in einem Galerie-Seitenraum der Sammlung Eichhorn. Hier steht sie jetzt ganzjährig und kann zur Weihnachtszeit besichtigt werden. Über 300 handgefertigte Figuren und zahlreiche erbaute Landschafts/Stadtbilder erzählen das Leben der „Tandlerin“, die sich natürlich auch selbst verewigt hat.  Muss man mögen, oder auch nicht. Egal, beseelt von diesem herrlichen Kitschensemble lohnt es anschließend auf den Kapuzinerberg zu steigen. Am schönsten geht das über die 261 Stufen der fast 600 Jahre alten Imbergstiege beim Haus Nr. 7 in der Steingasse.

Blick vom Kapuzinerberg auf die Altstadt und die Festung Hohensalzburg

200 Meter über der Stadt liegt ein wunderbarer Wald mit lauschigen Wegen, herrlichen Ausblicken und weiteren Kulturgütern. Ich sage nur: Mozart.

Hier stand von 1875 – 1948 die Gartenlaube, in der Mozart die Zauberflöte erschuf.

Die Gartenlaube, in der er kurz vor seinem Tod die Zauberflöte komponierte, war über viele Jahre ein wahrer Pilgerort am Kapuzinerberg. Zur Wahrheit gehört aber, dass im „Jahr der Zauberflöte“(1791) diese Laube tatsächlich in Wien stand. Sie ist halt fast genauso oft umgezogen wie Mozart selbst.

Mehr Lust auf Salzburg?

Salzburg

Mehr Infos zu Salzburg unter:

https://www.salzburg.info/de

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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