In der Corona freien Vorzeit hatte ich mir ein Reiseziel ausgesucht, dass perfekt zum Motto „erst die Arbeit, dann das Spiel“ passte. Johan, Axel und ich hatten uns korrekte Arbeitspapiere bei der Botschaft von Kuba besorgt, unsere Kollegin Ike wollte „undercover“ als Touristin einreisen. Das hat sie auch gemacht. Leider wurden wir aber bei Ankunft auf der schönen Karibikinsel von gefühlten 980 Geheimpolizisten engmaschig überwacht, bespitzelt und ausgekundschaftet und alsbald auch zum Verhör gebeten.
Da hatten wir noch kein einziges Bild gedreht. Ike wurde befohlen sich arbeitstechnisch ganz weit von uns entfernt zu halten und uns wurde aufgetragen Kuba von seiner schönsten Seite zu zeigen, und zwar ausschließlich!
Hätten die 980 Geheimpolizisten sich vorab mal eine unserer Sendungen „Hilfe mein Urlaub geht baden“ angeschaut, hätten sie ahnen können, dass unser Arbeitsauftrag das leider nicht zuließ.
Varadero – wir kommen
So fuhren wir denn ins Touristenghetto Varadero und quartierten uns im Gran-Caribe-Club-Kawama Hotel ein, direkt am weißen Sandstrand gelegen.
In Netz war über dieses Hotel zu lesen:
„Das Hotel ist in einem fürchterlichen Zustand. Verdreckt, heruntergekommen, voller Ungeziefer, mit einem ungenießbaren Essensangebot. Wer sich seinen Urlaub versauen lassen möchte, der kann getrost Kawama buchen“. (aus Holidaycheck Jan 2012).
Eine ziemlich korrekte Beschreibung wie wir fanden. Tiere im Bett und auch darunter. Die Wände schön bunt und verschimmelt und das Essen:
Weißkohl mit Krüppel-Croissant zum Frühstück und gerne auch am Abend. Jetzt waren wir aber zum Urlaub retten vor Ort und nicht zum Urlaub machen, also haben wir gerettet!
Den Urlaub von Angela und Mario und von noch einem halben Dutzend weiterer Gäste, alle aus den neuen Bundesländern. Denen war nicht klar, dass sozialistische Mangelwirtschaft auch vor AI-Mittelklassehotel in der Karibik nicht Halt macht.
Ich habe mir in diesem Januar (2022) das Kawama im Netz nochmal angeschaut. „Schimmelhochburg“ wird es da heute genannt. 10 Jahre später steht die ranzige, unrenovierte Bude also immer noch im Angebot deutscher Reiseveranstalter (z.B. TUI / FTI). Pauschaltouristen sind leidensfähig, besonders auf Kuba!
Und deutsche Pauschal-Reiseveranstalter mitunter sehr ignorant.
Margareteauf Kuba
Gut, wir haben getan, was wir konnten. Sogar die Kakerlake gerettet. Sie hatte eine leichte Körperverletzung, wir haben sie daher ein wenig gepäppelt und sie fortan mit Margarete angesprochen. Das hat ihr gutgetan. Die letzte Nacht in meinem Hotelzimmer hat ihr dann nicht so gut getan. Margarete ruhte in einer kleinen Pappschachtel unter meinem Bett. Das Bett bestand aus einer dünnen Schaumstoffmatratze auf Holzpaletten, die wiederum auf Steinen ruhten. Durch eine ruckartige Bewegung beim Erschlagen einer nervenden Mücke rutschten die Paletten von den Steinen und erschlugen Margarete im Schlaf.
Meinen Kollegen:innen stand das Entsetzen im Gesicht, als ich ihnen am Morgen bei Croissant und…. die traurige Mitteilung machen musste. Die uns weiter beschattenden Geheimpolizisten ließen uns in Ruhe trauern, bevor sie sich wieder an unsere Fersen hefteten.
Als wir uns in Al Capones ehemaliger Residenz einen kleinen Leichenschmaus gönnten, servierten sie uns, verkleidet als Kellner, den Kaffee. Und dann ging es wieder weiter mit „Retten“. Diesmal im Kalina Garden Hotel. Das hatte sich während eines kleinen Tropenschauers in eine Tropfsteinhöhle verwandelt, zum Missfallen zweier Ehepaare. In deren Zimmer stand das Wasser knietief.
Axel hatgedreht,
Johan recherchiert und unser Drehmaterial in verschiedensten Verstecken deponiert, Ike die Gästebetreuung übernommen (das ließ die Geheimpolizei zu) und ich habe vor der Kamera den Rächer der bemitleidenswerten Touristen gegeben. Unsere mehr oder weniger unsichtbaren „Freunde“ ließen uns gewähren. Sie fanden unser Gehabe insgesamt seltsam, aber nicht einzuordnen. Axel filmte ja nur Hotels, Menschen, Strände und zwischendurch den Mann mit den grauen Haaren; warum, wieso, weshalb, war ihnen nicht klar.
Als wir für alle Touristen eine neue Bleibe erstritten hatten und ich die halbe deutsche Tourismusbranche zur Weißglut gebracht hatte, sammelten wir unser Drehmaterial zusammen und bestellten unseren Fahrer
zu einer kleinen Überlandfahrt nach Havanna. Unsere Beschatter ließen uns unbehelligt ziehen.
Havanna – wir kommen
Und so tauchten wir zum Abschluss unserer Reise noch einen Tag und eine Nacht in Havanna unter. Das klappte wunderbar, weil Ike, Axel und Johan perfekt spanisch sprechen – ich nicht so.
Wir kamen in der Wohnung einer alten Dame unter. Verteilt auf verschiedene Schlafgelegenheiten, Sessel und Sofa inklusive, Couchsurfing eben.
Tagsüber sind wir durch die Stadt gelaufen, haben an der berühmten Uferpromenade Malecón ein Bier gezischt, im ElFloridita auf Hemingway ein paar Daiquiri geschlürft und auf der Plaza de la Revolutión haben wir es geschafft, über zwei Minuten mit einem Ball zu kicken, bevor Ordnungsorgane uns zur Ordnung riefen.
Havanna bei Nacht
Am Abend trafen wir auf einer OpenAir Kontaktbörse zig hundert junge Kubanerinnen und ca. zwanzig alte, weiße Männer. Hier haben wir freiwillig das Feld geräumt, Ike zuliebe.
Anschließend auf dem Uni Gelände auch. Da fand ein Heavy Metal-Konzert mit Headbanging Einlagen statt. Diese Einlagen entwickelten sich aber ganz schleichend zu einer ausgewachsenen Massenkeilerei. Wieder hörten die Jungs auf Ike und verdünnisierten sich schleunigst. Ich mache seit vielen Jahren schon kein Headbanging mehr und hatte mir in Ruhe mehrere Döschen Bier gegönnt. Die fehlten uns später dann, im Morgengrauen, als der Nachdurst einsetzte und wir von Havanna immer noch nicht die Nase voll hatten. Wir taumelten durch leere Gassen, kletterten durch die Treppenhäuser alter Stadtvillen und fanden am Rande einer kleinen Plaza völlig ermattet: einen Getränkeautomaten mit eisgekühlten Cerveza-Dosen.
Frisch gestärkt fanden wir den Weg nach Hause, bezahlten unsere Gastgeberin und sagten mit Wehmut „Adiós a La Habana“.
Adiós Kuba
Die Stadt hatte uns in kürzester Zeit in ihren Bann geschlagen und so hatten wir völlig verdrängt, dass am Flughafen unsere „Freunde“ warten könnten. Sie hatten sogar ihren Chef zur Unterstützung gerufen und der erkannte beim ersten Verhör messerscharf, dass ich der Kopf dieser dubiosen TV-Crew sein musste, allein des Alters wegen. Er hat mich durchsucht, befragt und befummelt.
Er hat das Ticket vom Heavy Metal-Konzert gefunden und mir viele Formulare vorgelegt. Ich war noch nicht nüchtern und weiterhin der spanischen Sprache nicht mächtig und wer mich kennt, weiß: Ich kann ziemlich gut „einen auf doof machen.“ Sie haben mich nach einer Stunde entnervt laufen lassen und ich war froh und alle anderen auch.
Die Geheimpolizisten, weil ihr dämlicher Job vorbei war. Axel, weil sein Drehmaterial die Insel unbehelligt in unserer Tarntüte verließ.
Johan, weil wir gute Geschichten im Kasten hatten. Nur Ike, die war nicht so froh. Sie wäre gerne noch auf Kuba geblieben, auf dieser herrlichen Karibikinsel: Geld verdienen ohne arbeiten zu müssen – das fand sie toll.
In der Corona freien Vorzeit hatte ich mir ein Reiseziel ausgesucht, dass perfekt zum Motto „erst die Arbeit, dann das Spiel“ passte. Johan, Axel und ich hatten uns korrekte Arbeitspapiere bei der Botschaft von Kuba besorgt, unsere Kollegin Ike wollte „undercover“ als Touristin einreisen. Das hat sie auch gemacht. Leider wurden wir aber bei Ankunft auf der schönen Karibikinsel von gefühlten 980 Geheimpolizisten engmaschig überwacht, bespitzelt und ausgekundschaftet und alsbald auch zum Verhör gebeten.
Da hatten wir noch kein einziges Bild gedreht. Ike wurde befohlen sich arbeitstechnisch ganz weit von uns entfernt zu halten und uns wurde aufgetragen Kuba von seiner schönsten Seite zu zeigen, und zwar ausschließlich!
Hätten die 980 Geheimpolizisten sich vorab mal eine unserer Sendungen „Hilfe mein Urlaub geht baden“ angeschaut, hätten sie ahnen können, dass unser Arbeitsauftrag das leider nicht zuließ.
Varadero – wir kommen
So fuhren wir denn ins Touristenghetto Varadero und quartierten uns im Gran-Caribe-Club-Kawama Hotel ein, direkt am weißen Sandstrand gelegen.
In Netz war über dieses Hotel zu lesen:
„Das Hotel ist in einem fürchterlichen Zustand. Verdreckt, heruntergekommen, voller Ungeziefer, mit einem ungenießbaren Essensangebot. Wer sich seinen Urlaub versauen lassen möchte, der kann getrost Kawama buchen“. (aus Holidaycheck Jan 2012).
Eine ziemlich korrekte Beschreibung wie wir fanden. Tiere im Bett und auch darunter. Die Wände schön bunt und verschimmelt und das Essen:
Weißkohl mit Krüppel-Croissant zum Frühstück und gerne auch am Abend. Jetzt waren wir aber zum Urlaub retten vor Ort und nicht zum Urlaub machen, also haben wir gerettet!
Den Urlaub von Angela und Mario und von noch einem halben Dutzend weiterer Gäste, alle aus den neuen Bundesländern. Denen war nicht klar, dass sozialistische Mangelwirtschaft auch vor AI-Mittelklassehotel in der Karibik nicht Halt macht.
Ich habe mir in diesem Januar (2022) das Kawama im Netz nochmal angeschaut. „Schimmelhochburg“ wird es da heute genannt. 10 Jahre später steht die ranzige, unrenovierte Bude also immer noch im Angebot deutscher Reiseveranstalter (z.B. TUI / FTI). Pauschaltouristen sind leidensfähig, besonders auf Kuba!
Und deutsche Pauschal-Reiseveranstalter mitunter sehr ignorant.
Margarete auf Kuba
Gut, wir haben getan, was wir konnten. Sogar die Kakerlake gerettet. Sie hatte eine leichte Körperverletzung, wir haben sie daher ein wenig gepäppelt und sie fortan mit Margarete angesprochen. Das hat ihr gutgetan. Die letzte Nacht in meinem Hotelzimmer hat ihr dann nicht so gut getan. Margarete ruhte in einer kleinen Pappschachtel unter meinem Bett. Das Bett bestand aus einer dünnen Schaumstoffmatratze auf Holzpaletten, die wiederum auf Steinen ruhten. Durch eine ruckartige Bewegung beim Erschlagen einer nervenden Mücke rutschten die Paletten von den Steinen und erschlugen Margarete im Schlaf.
Meinen Kollegen:innen stand das Entsetzen im Gesicht, als ich ihnen am Morgen bei Croissant und…. die traurige Mitteilung machen musste. Die uns weiter beschattenden Geheimpolizisten ließen uns in Ruhe trauern, bevor sie sich wieder an unsere Fersen hefteten.
Als wir uns in Al Capones ehemaliger Residenz einen kleinen Leichenschmaus gönnten, servierten sie uns, verkleidet als Kellner, den Kaffee. Und dann ging es wieder weiter mit „Retten“. Diesmal im Kalina Garden Hotel. Das hatte sich während eines kleinen Tropenschauers in eine Tropfsteinhöhle verwandelt, zum Missfallen zweier Ehepaare. In deren Zimmer stand das Wasser knietief.
Axel hat gedreht,
Johan recherchiert und unser Drehmaterial in verschiedensten Verstecken deponiert, Ike die Gästebetreuung übernommen (das ließ die Geheimpolizei zu) und ich habe vor der Kamera den Rächer der bemitleidenswerten Touristen gegeben. Unsere mehr oder weniger unsichtbaren „Freunde“ ließen uns gewähren. Sie fanden unser Gehabe insgesamt seltsam, aber nicht einzuordnen. Axel filmte ja nur Hotels, Menschen, Strände und zwischendurch den Mann mit den grauen Haaren; warum, wieso, weshalb, war ihnen nicht klar.
Als wir für alle Touristen eine neue Bleibe erstritten hatten und ich die halbe deutsche Tourismusbranche zur Weißglut gebracht hatte, sammelten wir unser Drehmaterial zusammen und bestellten unseren Fahrer
zu einer kleinen Überlandfahrt nach Havanna. Unsere Beschatter ließen uns unbehelligt ziehen.
Havanna – wir kommen
Und so tauchten wir zum Abschluss unserer Reise noch einen Tag und eine Nacht in Havanna unter. Das klappte wunderbar, weil Ike, Axel und Johan perfekt spanisch sprechen – ich nicht so.
Wir kamen in der Wohnung einer alten Dame unter. Verteilt auf verschiedene Schlafgelegenheiten, Sessel und Sofa inklusive, Couchsurfing eben.
Tagsüber sind wir durch die Stadt gelaufen, haben an der berühmten Uferpromenade Malecón ein Bier gezischt, im El Floridita auf Hemingway ein paar Daiquiri geschlürft und auf der Plaza de la Revolutión haben wir es geschafft, über zwei Minuten mit einem Ball zu kicken, bevor Ordnungsorgane uns zur Ordnung riefen.
Havanna bei Nacht
Am Abend trafen wir auf einer OpenAir Kontaktbörse zig hundert junge Kubanerinnen und ca. zwanzig alte, weiße Männer. Hier haben wir freiwillig das Feld geräumt, Ike zuliebe.
Anschließend auf dem Uni Gelände auch. Da fand ein Heavy Metal-Konzert mit Headbanging Einlagen statt. Diese Einlagen entwickelten sich aber ganz schleichend zu einer ausgewachsenen Massenkeilerei. Wieder hörten die Jungs auf Ike und verdünnisierten sich schleunigst. Ich mache seit vielen Jahren schon kein Headbanging mehr und hatte mir in Ruhe mehrere Döschen Bier gegönnt. Die fehlten uns später dann, im Morgengrauen, als der Nachdurst einsetzte und wir von Havanna immer noch nicht die Nase voll hatten. Wir taumelten durch leere Gassen, kletterten durch die Treppenhäuser alter Stadtvillen und fanden am Rande einer kleinen Plaza völlig ermattet: einen Getränkeautomaten mit eisgekühlten Cerveza-Dosen.
Frisch gestärkt fanden wir den Weg nach Hause, bezahlten unsere Gastgeberin und sagten mit Wehmut „Adiós a La Habana“.
Adiós Kuba
Die Stadt hatte uns in kürzester Zeit in ihren Bann geschlagen und so hatten wir völlig verdrängt, dass am Flughafen unsere „Freunde“ warten könnten. Sie hatten sogar ihren Chef zur Unterstützung gerufen und der erkannte beim ersten Verhör messerscharf, dass ich der Kopf dieser dubiosen TV-Crew sein musste, allein des Alters wegen. Er hat mich durchsucht, befragt und befummelt.
Er hat das Ticket vom Heavy Metal-Konzert gefunden und mir viele Formulare vorgelegt. Ich war noch nicht nüchtern und weiterhin der spanischen Sprache nicht mächtig und wer mich kennt, weiß: Ich kann ziemlich gut „einen auf doof machen.“ Sie haben mich nach einer Stunde entnervt laufen lassen und ich war froh und alle anderen auch.
Die Geheimpolizisten, weil ihr dämlicher Job vorbei war. Axel, weil sein Drehmaterial die Insel unbehelligt in unserer Tarntüte verließ.
Johan, weil wir gute Geschichten im Kasten hatten. Nur Ike, die war nicht so froh. Sie wäre gerne noch auf Kuba geblieben, auf dieser herrlichen Karibikinsel: Geld verdienen ohne arbeiten zu müssen – das fand sie toll.
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Der Aufheller
Und hier der Link für „mein“ Gran-Caribe-Club-Kawama Hotel auf Kuba / reinklicken lohnt sich!
Aber bitte nicht buchen!!!
https://www.holidaycheck.de/hi/hotel-gran-caribe-club-kawama/d02fce5e-f5b3-3142-89bf-eea0c4d1598a
Und zum Thema Pauschaltourismus gibt es „Erhellendes“ in meinem Buch