Beethoven(halle)

Zwei ehemalige Bonner Bürger haben der Welt wirklich Gutes getan. Ludwig und Hans. Hans war Bonbonkocher und Ludwig Klavierlehrer. Hans Riegel hat mit seinen Haribos weltweit Kinder und Erwachsene froh gemacht, inklusive aller Zahnärzte. Und macht es immer noch! Und Ludwig v. Beethoven mit seiner Musik….

Vor 40 Jahren war ich auf Sumatra am Lake Toba unterwegs. In meinem dortigen Gästehaus wurde das Kind der Hauschefin in den Schlaf gewiegt, auch mit einer Spieluhr. Und was spielte die?

Beethovens Für Elise

Beethoven Büste
Beethoven ziert eine Bonner Apotheke

Beethovenhalle

Da ist es nur recht und billig, wenn man im Geburtsort dieser beiden A-Promis auch ein großes Gebäude nach Ihnen benennt. Die Hans Riegel Halle wurde 1953 als Federballhalle eingeweiht (mittlerweile abgerissen). Zu der Zeit werkelten die Bauarbeiter schon an der dritten Beethovenhalle. Die erste hielt kaum ein halbes Jahr, sie war auch nur als besseres Festzelt konzipiert worden, die zweite stand dann schon über 70 Jahre den Bonner Bildungsbürgern zur Verfügung und wurde – man beachte – in etwa 8 Monaten fertiggestellt. Die Bomben des zweiten Weltkriegs besiegelten ihr Schicksal. Dreieinhalb Jahre dauerte dann der Bau der dritten Beethovenhalle. Für 9,5 Millionen Mark bekamen die Bonner eine schöne Halle direkt am Rhein, die der damalige Bundespräsident Heuss am 8. Sept. 1959 eröffnete.

Beethovenhalle in Bonn
Die Halle in ihren besten Zeiten

Da wurde in den kommenden Jahrzehnten dann vor großem Publikum kräftig musiziert, gekalauert und getanzt. Und gutes Geld verdient! Dabei hat dann die Stadt Bonn, wie bei ihr üblich, völlig vergessen, dass man ein großes Gebäude auch pflegen und instand halten muss. Ist bei einem Einfamilienhaus übrigens nicht anders. Wissen alle, nur nicht die Stadt Bonn. Deswegen werden hier in Bonn auch sehr viele Gebäude der Stadt nach ziemlich kurzer Zeit gleich wieder abgerissen, bzw. stehen vor dem Abriss oder mussten wegen massiver Sicherheitsmängel geschlossen werden (Stadthaus, Kurfürstenbad, Polizeipräsidium, Stadthalle Bad Godesberg u.a.).

Schrecken ohne Ende

Die Beethovenhalle hat großartige 57 Jahre halbwegs dichtgehalten, dann fiel sie Ende 2016 auch auseinander. Sponsoren für einen kompletten Neubau standen da schon Spalier, aber die Stadt hat sich entschieden, das denkmalgeschützte, kaputte Gebäude zu sanieren. Für 61 Millionen Euro sollte das Denkmal bis 2018 wieder auf Vordermann gebracht werden. Wir schreiben jetzt das Jahr 2023. Und dieses Bild vom 20. Oktober belegt: fertig ist hier noch gar nichts!

Baustelle: Beethovenhalle Bonn
Seit 7 Jahren under construction

Dafür hat der Bund der Steuerzahler der Stadt in diesen Tagen wieder eine schöne Urkunde zugestellt. Bonn hat es mit der Beethovenhalle erneut ins Schwarzbuch der öffentlichen Verschwendung geschafft!! Denn die Sanierung der Halle wird nicht 61 Millionen Euro kosten, auch nicht 161 Millionen Euro, sondern mindestens 221,6 Millionen Euro. Damit kostet jeder Sitzplatz in der neuen Halle (5000 sind geplant) satte 44.000 Euro, also etwa soviel wie ein Sitzplatz in einem Porsche Cayenne Turbo.

Hinkende Vergleiche

Ihr sagt jetzt bestimmt, diese Vergleiche hinken doch alle! Gut, dann kommt hier noch ein hinkender Vergleich. Meine Lieblingsstadt Wuppertal hat es dieses Jahr auch ins o.g. Schwarzbuch geschafft. Sie hat zehn goldene Sitzbänke in ihrer Fußgängerzone aufgestellt, jeder Bank für 40.000 Euro. Damit sind die Wuppertaler Stadtfuzzis immer noch viel sparsamer als die Bonner, weil auf so einer Bank können ja drei oder vier Leute sitzen. Allerdings hat man festgestellt: die Bänke sind gar nicht aus Gold und haben nicht mal Rückenlehnen (dafür leuchten sie nachts).

Wie dem auch sei: fest steht, jeder Bonner Bürger (Kleinkinder und Greise inklusive) zahlt jetzt schon knapp 655 Euro für diese Bonner Bude (Einwohnerzahl: 338.396 / Stand 1.1.23).

Und soll immer noch spenden?!

Das ist dreist, um nicht zu sagen stümperhaft, unverschämt oder gar kriminell!

Spendenaufruf zur Beethovenhalle
Bitte den Verwendungszweck nicht vergessen, sonst bauen die Bonner Lokalpolitiker damit vielleicht auch goldene Bänke

Das Städtische Gebäudemanagement hat seit 2016 ein unfassbares Chaos angerichtet. Unzählige Firmen engagiert und wieder in die Wüste geschickt. Dazu eine Vielzahl an Prozessen geführt und verloren, Beratern vertraut und dann wieder nicht vertraut und eben säckeweise Geld verschwendet oder veruntreut?

Der Grüne Bonner Ratsherr sagt:

größter Fehler war die unzureichende Bestandsaufnahme des damaligen Zustands der Halle.

Und der Ratsfraktionschef der CDU, Herr Guido Déus, meint:

eine baubegleitende Planung darf es nie mehr geben.

Ich interpretiere diese beiden Aussagen mal wie folgt.

Die Stadt Bonn hatte keinen blassen Schimmer, in welchem Zustand sich die Halle vor dem Beginn der Sanierung befand. Und die Stadt Bonn lässt anschließend ohne jeden Plan auf gut Glück umbauen.

Nach dem Prinzip trial and error.

So wie wir als Kinder unsere Bretterbuden früher im Garten gebaut haben. Hämmern, nageln, werkeln und hoffen, dass es nicht zusammenbricht. Und wenn es doch zusammengebrochen ist, hat man es anders probiert. Manchmal ist die Konstruktion dann nochmals zusammengebrochen. So ist es jetzt auch bei der Beethovenhalle, zumal man auch über den schwierigen Untergrund der Halle bis vor kurzem keinerlei Kenntnisse besaß.

Wie können diese Stümper und Dilettanten öffentlich dazu aufrufen, dass Bürger ihnen durch private Spenden ihren Baupfusch auch noch mitfinanzieren.

Wie gut für die Stadt, dass Herr van Beethoven als Meister seines Fachs nicht mehr gefragt werden muss, ob er seinen Namen weiterhin für diese Bruchbude hergeben möchte.

Beethoven würde sich im Grabe umdrehen

Bleiben vier Fragen:

Wird aus der Bruchbude jemals wieder eine Festhalle, und wenn ja, wann?

Wieviel Kohle wird die Stadt am Ende ihren Bürgern tatsächlich geklaut haben?

Reicht die Kohle vielleicht noch für ein paar goldene Bänke vor der Halle?

Und wie gedenkt die Stadt die Halle mit 5000 Sitzplätzen zu füllen, wenn zukünftig exakt 57 Parkplätze rund um die Halle ausgeweisen werden?

Link zum aktuellen Schwarzbuch:

https://steuerzahler.de/aktuelles/detail/das-schwarzbuch-2023-ist-da/

Weitere Quelle:

https://ga.de/bonn/stadt-bonn/bonner-beethovenhalle-im-schwarzbuch-der-steuerverschwendung_aid-99671625

Noch eine schöne Bonner Geschichte aus diesem Jahr gefällig?

Monstertruck-Show am Kurpark

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (5)

  1. Hajo Keldenich

    Freue mich, unregelmäßig aber doch recht häufig etwas von Dir zu lesen oder zu sehen.
    Herzliche Grüße aus Aegidienberg mit vielen Erinnerungen an die Godesberger Zeiten.

    Hajo
    und Elisabeth

  2. Es ist zum Totlachen wenn es nicht so traurig wäre.
    Für viele wichtige Dinge sei kein Geld da ? Ist da niemand der zur Verantwortung gezogen werden kann.
    Bei aller Liebe zur Kunst und Kultur .
    Die findet überall statt, ob im Zelt oder Fabrikhalle.

  3. Albrecht Kaiser

    Fasettenreiche, ehrliche Bestandsaufnahme einer Choreografie der Bürgermissachtung. Wie gut, dass es auch solche Beitäge gibt! Götterfunken hin oder her, das Städtische Gebäude-miss-management kann nicht mehr … !

  4. Was soll ich als Berliner dazu sagen? Warum sollten es solche Dorffuzzis besser können als die großen Strategen der Hauptstadt?

  5. „Unsere Beethovenhalle“, dein Beitrag ist eine wunderbare Vorlage für den GA mit Lisa Inhoffen!

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