Boule

Beim Spielen mit meinem Enkel Jim wurde mir kürzlich wieder sonnenklar: Jung und Alt hören schlecht (gewollt und ungewollt), laufen ungern lange Strecken (ich bin da eine seltsame Ausnahme) und spielen gerne mit allem, was rund ist, mit Kugeln oder Murmeln.

Erlaubtes Hilfsmittel: Magnet mit Band

Meine Freunde am Rhein passen gut in dieses Bild. Jeden Donnerstag ab fünf treffen wir uns unter einem großen Laubbaum, an einer Parkbank, auf der hin und wieder ein Bierfässchen landet, wenn es einen Geburtstag zu feiern gilt. Wir palavern dann ein Viertelstündchen, um uns alsbald in Zweier- oder Dreiergruppen aufzuteilen und gegeneinander anzutreten: Im Kugel-Spiel, genannt Boule oder ganz korrekt Pétanque. Wir machen das seit einigen Jahren, auf spieltechnisch eher bescheidenem Niveau. Was nicht jeder von uns gerne sieht. Ehrgeiz und Siegeswille werden vom Alter nicht in die Knie gezwungen. Die allerdings (die Knie) knirschen bei feuchter Witterung schon hier und da. Kein Problem, es gibt erlaubte, technische Hilfsmittel.

Was ist nun das Ziel des Spiels:

Ganz simpel, möglichst viele Kugeln der eigenen Mannschaft möglichst nah am Schweinchen (kleine blaue Holzkugel) zu platzieren. Seniorengerecht ist auch die Zählweise, nicht bei drei, aber bei dreizehn ist Schluss.

Bopule Kugeln
Bevor der Streit eskaliert, wird gemessen
Spendenbox mit Renovierungsstau

Wer verliert, muss 50 Cents in eine dubiose Spendenbox werfen, die am Jahresende vom selbsternannten Präsidenten Schippi und dessen Vizequestore und Buchführer Benti (ebenfalls selbsternannt) geplündert und verfressen wird. Das munkeln allerdings nur böse Zungen.

Da die beiden Präsidenten einem Verein vorstehen, der aber kein Verein ist, also auch über keine Vereinssatzung verfügt, kann den Beiden auch von Niemandem mit einem Misstrauensvotum gedroht werden. Klar, jetzt könnten wir uns einfach weigern, die Box mit unseren Kröten zu befüllen. Aber dann wären die beiden Granden nicht mehr in der Lage ihr gemeinsames Weihnachtsessen abzuhalten und das wollen wir auch nicht. Wir haben es gelernt mit diesem Dilemma zu leben.

Boule spielen kann man fast überall,

es braucht kein Boulodrome! Auf einer Autobahnauffahrt sollte man vielleicht Abstand von der Ausübung des Sports nehmen, aber sonst. Es klappt auf Wegen und Wiesen, im Sand, am Strand, bei Wind und Regen, sogar im Schnee, natürlich eher draußen und nicht drinnen (wegen des Parketts). Die Kugeln wiegen schließlich zwischen 650 und 800 Gramm.

Ich und meine Boule Kugeln
Yommi macht es jede Woche vor: liebe deine Kugel und sie fliegt, wohin du willst

Wir spielen vorzugsweise in einem wunderschönen, kleinen Park am Rheinufer. Mitunter stören wir da noch etwas ältere Menschen mit Gehhilfen, die in Unwissenheit, der Gefahr, die auf sie lauert, die Flugbahn unserer Kugeln kreuzen. Kinder und Hunde ebenfalls.  Aber es zeigt sich immer wieder, so schlecht sind wir in der Beherrschung dieser Sportart nicht. Noch nie mussten unbeteiligte Menschen oder Tiere wegen unserer unkontrollierten Spielweise einen Körperschaden davontragen. Es war schon mal knapp und wir hatten die 112 schon eingetippt, aber dann waren Hund, Kind oder Senior:in doch schneller als unsere Kugeln.

Perfekte Körperhaltung beim Boule
Die Körperspannung ist das A und O, keinerlei Abzüge in der B-Note

Leider neigt sich die Spielsaison jetzt dem Ende zu.

Es dunkelt zu früh und die Hände werden zu klamm. So können wir die Sportart nicht mehr fachgerecht ausführen. Ja richtig gelesen: Sportart mit Betonung auf Sport. Kugelstoßen ist seit Menschengedenken olympisch. Die Kugeln wiegen zwar grob gesagt das 10fache, aber da sind auch 25jährige Hünen mit gewaltigen Körperumfängen am Start und nicht gebrechliche Menschen mit enormem Ü-Faktor. Ich will jetzt nicht vermessen die Olympiazulassung für den Boule-Sport einfordern. Wenn ich allerdings bedenke, dass simples Wischen und Kehren eines sauberen und glatten Untergrundes auch olympisch ist, zumindest winter-olympisch. Und wenn ich weiter bedenke, dass diese Sportart, genannt Curling, deutschlandweit in 17 Vereinen betrieben wird und der Kugelsport in 717 Vereinen, dann fordere ich doch hier und jetzt: Wir wollen 2024 nach Paris. Im Jahre 1900 war Boule in Paris schließlich schon einmal olympisch.

Wir fordern:

Die lächerliche Entscheidung vom IOC Boule in Paris nicht zuzulassen, muss zurückgenommen werden.

Quelle: www.petanque-aktuell.de  Artikel vom 19.02.2019

privater Boule Platz
Mein Trainingsplatz im Garten

Und wir beginnen heute mit unserer Olympia-Vorbereitung!

Ich habe mir sofort ein privates Boulodrome angelegt!!

Zwei interne Links, wer noch weiter Lust auf Lesen hat:

Zu Besuch beim bleichen Scheich

Störenfriede

Ich mache eine kleine Schreibpause. Am 29. Oktober kommt meine nächste Geschichte zum Thema:

Reisen mit Dieter Nuhr

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (4)

  1. Anonymous

    el presidente nebst vizequestore haben sich keineswegs selbst ernannt, sondern wurden vor langer Zeit von anderen Gründungsmitgliedern bestimmt. Die Spendenbox dient nicht nur als Spesenspender (mal Sternerestaurant, mal Pommesbude) ,ha,ha, sondern es kamen immer ordentliche Beträge zusammen, z. B. für Ärzte ohne Grenzen oder Aktion Weihnachtslicht.
    allez les Boules!!

  2. Anonymous

    Mein Lieber, Petanque ist die sportlich wettbewerbsmäßige Ausübung. Nicht zu vergleichen mit der von uns betriebenen Variante des Boulens. Lediglich Yommi spielt Petanque. Gruß

    • Ich muss dir widersprechen. Ich kann mich an zwei Donnerstage im letzten Jahr erinnern, an denen ich ganz klar Petanque gespielt habe. Yommi wird das bestätigen!!

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