Mit Dieter verbindet mich viel. Wir dienten beide als Messdiener, wir wollten beide Lehrer werden, wir lieben beide Tempelaffen und sind beide durch Geburt: Fußballfans vom Niederrhein. Dieter trägt die Fortuna im Herzen, ich die einzig wahre Borussia. Nur beim Recklinghäuser Hurz ist völlig Schluss mit Gemeinsamkeit. Dieter hat diesen sagenhaften Preis gewonnen und ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Recklinghausen. Er könnte sich natürlich mal an mich ranschmeißen, als Reiseleiter für diese super Stadt zwischen den beiden Superstädten Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel (in denen ich auch noch nie war). Hab ich bei ihm ja auch gemacht und ihm meine Lieblingsstädte Kathmandu, New Delhi und Jaipur gezeigt. Und ich hab noch einen draufgepackt und ihm meine Lieblingsberge auch noch gezeigt. Die schöne Annapurna, den hohen Everest und den launigen Langtang. Wieso ich das gemacht habe? Ein Freund von ihm war zufällig auch ein Freund von mir und der wusste eben, dass Dieter gerne genau das fotografiert, was ich ganz gut kenne: asiatische Menschen, Berge mit und ohne See, Zahnarztpraxen, Säcke mit unterschiedlicher Füllung und Mönche, die ihre Haare waschen – in Asien!
Erste Stationmit Dieter Nuhr
Das Tal von Kathmandu. Dieter auf der Suche nach Motiven, unser Freund Pierre auf der Suche nach den schönsten und schärfsten Chili Schoten (beide stopfen sich die Dinger von morgens bis abends in den Mund) und ich auf gar keiner Suche. Als Reiseleiter mit einer 2 Personen-Reisegruppe war ich unterbeschäftigt. Zumal sich die beiden einen Dreck um meine fundierten Kenntnisse in Sachen Geomorphologie von Hochgebirgen, Götterwelt des Hinduismus oder die Handhaltungen von Buddha scherten. Sobald ich zu einem kleinen Vortrag anheben wollte, verschwand meine Reisegruppe in der nächstbesten Seitenstraße. Aus der Not geboren hielt ich dann meine Vorträge auch schon mal vor japanischen oder spanischen Touristen, die des Weges kamen und mir spontan und wissbegierig zuhörten. Die Strafe für dieses ungebührliche Verhalten folgte für Dieter und Pierre dann auf den Fuß. Wir wollten nach Tibet weiterreisen, um buddhistische Klöster zu besuchen.
Das wollte die chinesische Botschaft in Kathmandu aber nicht.
Als erfahrener Troubleshooter habe ich dann vorgeschlagen buddhistische Klöster in Tibet gegen buddhistische Klöster im Norden Indiens (Ladakh) auszutauschen. Der Vorschlag wurde von der Reisegruppe angenommen, sogar von der indischen Botschaft. Nur leider mussten wir für die Visaerteilung dann geschlagene 8 Stunden auf einer Holzbank im Freien vor dem Botschaftsgebäude ausharren. Wären wir auch nur ein paar Chili Schoten suchen gegangen, wäre unsere Visaberechtigung sofort erloschen. Das hatte mir der Visaerteilungsbeamte sehr deutlich zu verstehen gegeben. Meinen Hinweis, dass Dieter eine sehr bekannte Persönlichkeit sei, die man nicht so einfach einen Tag lang auf einer Parkbank parken dürfe, fand der Mann keiner Erwiderung wert.
Zweite Station mit Dieter Nuhr
Wir haben in Kathmandu am Abend noch ein paar Momos (tibetische Teigtaschen) mit Chili Einlage gegessen und sind dann via Delhi nach Leh in Ladakh geflogen. Da hätte ich jetzt wieder mit der Geomorphologie der Hochgebirge punkten können. Immerhin wandelten wir dort oben in rund 4000 Metern Meereshöhe, aber das Interesse meiner Reisegruppe hatte sich keinen Deut verändert. Mönche, die sich Haare waschen… und überhaupt Mönche und Berge, aber eben nur als Fotomotiv.
Und doch konnte ich Tage später einen bemerkenswerten Teilsieg erringen. Die beiden hingen an meinen Lippen, als ich ihnen in aller Ausführlichkeit klarmachte, dass es in Hochgebirgen, auch wenn sie in Indien liegen, schweinekalt werden kann. Ich habe über dieses Phänomen lange und ausführlich referiert. So lange, dass sie kurz davor waren den indischen Soldaten am über 5300 Meter hohen Chang La Pass ihre warmen Jacken und Mützen abzukaufen.
Dritte Station mit Dieter Nuhr
Wir haben die Kälte und die Höhe überlebt und uns zwei Tage später in Delhi im altehrwürdigen Hotel Imperial einquartiert. Im subtropischen Garten wollten wir nach dem Essen ein Glas Rotwein und ein Zigarillo genießen. Das hat etwa so gut geklappt wie die Visabeschaffung für Tibet. Alkohol wurde nicht ausgeschenkt, wegen einer politischen Wahl. Und Rauchen im Garten: mit oder ohne Wahl ein no go! Wegen des Smogs vermute ich, die Luft von Delhi ist so schlecht wie nirgends sonst auf der Welt. Zwei qualmende Zigarillos (Dieter raucht nicht) können da entscheidend zu beitragen, ganz klar. Das wollten wir nicht.
Taj Mahal
Am nächsten Tag stand Agra mit dem berühmtesten Grabmal der Welt, dem Taj Mahal, auf dem Programm. Auf der neuen Autobahn ging es ziemlich zügig dahin, etwa 5 Minuten. Dann wurde die Autobahn, wie alle anderen Straßen in Indien, wieder zum Kinderspielplatz. Aber auch zur Motorradwerkstatt und zum Aufenthaltsort für Tiere in Freilandhaltung, also Hühner, Schweine, Wasserbüffel, heilige Kühe und Kamele. In Agra bekamen wir einen lokalen Reiseleiter zugeteilt und der hat meiner Reisegruppe mit seinem Stakkato Kauderwelsch mal gezeigt, was sie an mir haben. Pierre war so verwirrt, dass er den ganzen Tag in weißen Hotellatschen herumgelaufen ist und Dieter hat das Grabmal von der falschen Seite fotografiert.
Weitere Stationen
Ich habe Dieter noch auf weiteren Reisen als Reiseleiter für eine Einmann-Reisegruppe betreut. Das hat gut geklappt. Weil er eine sehr angenehme Einmann-Reisegruppe in Asien darstellt, in jeder fremden Situation den Ball schön flach hält, nie „den Dicken“ markiert und jedem Gegenüber grundsätzlich freundlich entgegentritt. Gut geklappt hat es auch, weil ich akzeptiert habe, dass er mich weniger als Reiseleiter, sondern mehr als Lotse benötigt. Ich habe ihn fortan kreuz und quer durch Indien und Nepal gelotst, über Straßen, durch Hinterhöfe und Bazare und auch in kleine, schummrige Teehäuser. Denn wenn er die Kamera in Händen hält, vergisst er die Welt um sich herum. Seine Augen suchen Motive, das Display seiner Kamera und mitunter die Augen von Menschen, die er ablichten möchte.
Denn ohne deren zustimmendes Augenzwinkern betätigt er nie den Auslöser. Damit waren seine Augen ausgelastet. Rikschas, Motorräder und Lastwagen, die ihn zu überrollen drohten und Wasserbüffel, Kamele und Elefanten, die über ihn hinwegtrampeln wollten, konnte er nicht auch noch im Blick haben. Dieter ist schließlich auch nuhr Mensch.
Hier der Link zur Homepage von Dieter Nuhr (da gibt es auch Infos zu seiner Kunst/Fotografie):
Mit Dieter verbindet mich viel. Wir dienten beide als Messdiener, wir wollten beide Lehrer werden, wir lieben beide Tempelaffen und sind beide durch Geburt: Fußballfans vom Niederrhein. Dieter trägt die Fortuna im Herzen, ich die einzig wahre Borussia. Nur beim Recklinghäuser Hurz ist völlig Schluss mit Gemeinsamkeit. Dieter hat diesen sagenhaften Preis gewonnen und ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Recklinghausen. Er könnte sich natürlich mal an mich ranschmeißen, als Reiseleiter für diese super Stadt zwischen den beiden Superstädten Gelsenkirchen und Castrop-Rauxel (in denen ich auch noch nie war). Hab ich bei ihm ja auch gemacht und ihm meine Lieblingsstädte Kathmandu, New Delhi und Jaipur gezeigt. Und ich hab noch einen draufgepackt und ihm meine Lieblingsberge auch noch gezeigt. Die schöne Annapurna, den hohen Everest und den launigen Langtang. Wieso ich das gemacht habe? Ein Freund von ihm war zufällig auch ein Freund von mir und der wusste eben, dass Dieter gerne genau das fotografiert, was ich ganz gut kenne: asiatische Menschen, Berge mit und ohne See, Zahnarztpraxen, Säcke mit unterschiedlicher Füllung und Mönche, die ihre Haare waschen – in Asien!
Erste Station mit Dieter Nuhr
Das Tal von Kathmandu. Dieter auf der Suche nach Motiven, unser Freund Pierre auf der Suche nach den schönsten und schärfsten Chili Schoten (beide stopfen sich die Dinger von morgens bis abends in den Mund) und ich auf gar keiner Suche. Als Reiseleiter mit einer 2 Personen-Reisegruppe war ich unterbeschäftigt. Zumal sich die beiden einen Dreck um meine fundierten Kenntnisse in Sachen Geomorphologie von Hochgebirgen, Götterwelt des Hinduismus oder die Handhaltungen von Buddha scherten. Sobald ich zu einem kleinen Vortrag anheben wollte, verschwand meine Reisegruppe in der nächstbesten Seitenstraße. Aus der Not geboren hielt ich dann meine Vorträge auch schon mal vor japanischen oder spanischen Touristen, die des Weges kamen und mir spontan und wissbegierig zuhörten. Die Strafe für dieses ungebührliche Verhalten folgte für Dieter und Pierre dann auf den Fuß. Wir wollten nach Tibet weiterreisen, um buddhistische Klöster zu besuchen.
Das wollte die chinesische Botschaft in Kathmandu aber nicht.
Als erfahrener Troubleshooter habe ich dann vorgeschlagen buddhistische Klöster in Tibet gegen buddhistische Klöster im Norden Indiens (Ladakh) auszutauschen. Der Vorschlag wurde von der Reisegruppe angenommen, sogar von der indischen Botschaft. Nur leider mussten wir für die Visaerteilung dann geschlagene 8 Stunden auf einer Holzbank im Freien vor dem Botschaftsgebäude ausharren. Wären wir auch nur ein paar Chili Schoten suchen gegangen, wäre unsere Visaberechtigung sofort erloschen. Das hatte mir der Visaerteilungsbeamte sehr deutlich zu verstehen gegeben. Meinen Hinweis, dass Dieter eine sehr bekannte Persönlichkeit sei, die man nicht so einfach einen Tag lang auf einer Parkbank parken dürfe, fand der Mann keiner Erwiderung wert.
Zweite Station mit Dieter Nuhr
Wir haben in Kathmandu am Abend noch ein paar Momos (tibetische Teigtaschen) mit Chili Einlage gegessen und sind dann via Delhi nach Leh in Ladakh geflogen. Da hätte ich jetzt wieder mit der Geomorphologie der Hochgebirge punkten können. Immerhin wandelten wir dort oben in rund 4000 Metern Meereshöhe, aber das Interesse meiner Reisegruppe hatte sich keinen Deut verändert. Mönche, die sich Haare waschen… und überhaupt Mönche und Berge, aber eben nur als Fotomotiv.
Und doch konnte ich Tage später einen bemerkenswerten Teilsieg erringen. Die beiden hingen an meinen Lippen, als ich ihnen in aller Ausführlichkeit klarmachte, dass es in Hochgebirgen, auch wenn sie in Indien liegen, schweinekalt werden kann. Ich habe über dieses Phänomen lange und ausführlich referiert. So lange, dass sie kurz davor waren den indischen Soldaten am über 5300 Meter hohen Chang La Pass ihre warmen Jacken und Mützen abzukaufen.
Dritte Station mit Dieter Nuhr
Wir haben die Kälte und die Höhe überlebt und uns zwei Tage später in Delhi im altehrwürdigen Hotel Imperial einquartiert. Im subtropischen Garten wollten wir nach dem Essen ein Glas Rotwein und ein Zigarillo genießen. Das hat etwa so gut geklappt wie die Visabeschaffung für Tibet. Alkohol wurde nicht ausgeschenkt, wegen einer politischen Wahl. Und Rauchen im Garten: mit oder ohne Wahl ein no go! Wegen des Smogs vermute ich, die Luft von Delhi ist so schlecht wie nirgends sonst auf der Welt. Zwei qualmende Zigarillos (Dieter raucht nicht) können da entscheidend zu beitragen, ganz klar. Das wollten wir nicht.
Taj Mahal
Am nächsten Tag stand Agra mit dem berühmtesten Grabmal der Welt, dem Taj Mahal, auf dem Programm. Auf der neuen Autobahn ging es ziemlich zügig dahin, etwa 5 Minuten. Dann wurde die Autobahn, wie alle anderen Straßen in Indien, wieder zum Kinderspielplatz. Aber auch zur Motorradwerkstatt und zum Aufenthaltsort für Tiere in Freilandhaltung, also Hühner, Schweine, Wasserbüffel, heilige Kühe und Kamele. In Agra bekamen wir einen lokalen Reiseleiter zugeteilt und der hat meiner Reisegruppe mit seinem Stakkato Kauderwelsch mal gezeigt, was sie an mir haben. Pierre war so verwirrt, dass er den ganzen Tag in weißen Hotellatschen herumgelaufen ist und Dieter hat das Grabmal von der falschen Seite fotografiert.
Weitere Stationen
Ich habe Dieter noch auf weiteren Reisen als Reiseleiter für eine Einmann-Reisegruppe betreut. Das hat gut geklappt. Weil er eine sehr angenehme Einmann-Reisegruppe in Asien darstellt, in jeder fremden Situation den Ball schön flach hält, nie „den Dicken“ markiert und jedem Gegenüber grundsätzlich freundlich entgegentritt. Gut geklappt hat es auch, weil ich akzeptiert habe, dass er mich weniger als Reiseleiter, sondern mehr als Lotse benötigt. Ich habe ihn fortan kreuz und quer durch Indien und Nepal gelotst, über Straßen, durch Hinterhöfe und Bazare und auch in kleine, schummrige Teehäuser. Denn wenn er die Kamera in Händen hält, vergisst er die Welt um sich herum. Seine Augen suchen Motive, das Display seiner Kamera und mitunter die Augen von Menschen, die er ablichten möchte.
Denn ohne deren zustimmendes Augenzwinkern betätigt er nie den Auslöser. Damit waren seine Augen ausgelastet. Rikschas, Motorräder und Lastwagen, die ihn zu überrollen drohten und Wasserbüffel, Kamele und Elefanten, die über ihn hinwegtrampeln wollten, konnte er nicht auch noch im Blick haben. Dieter ist schließlich auch nuhr Mensch.
Hier der Link zur Homepage von Dieter Nuhr (da gibt es auch Infos zu seiner Kunst/Fotografie):
https://nuhr.de/
Alle Bilder zu diesem Beitrag von: Dieter Nuhr
Wer noch weiterlesen möchte auf meinem Blog, zum Beispiel:
Shangri-La in Nepal
Comments (2)
sehr schöner erheiternder Bericht – mit Dir würde ich auch reisen
Toller Bericht