Störenfriede

Das Eurasische Eichhörnchen, das in Österreich als Eichhase umherspringt, ist ein putziges Tierchen, dem ich viele Jahre meines Lebens keine gesteigerte Aufmerksamkeit habe zukommen lassen. Bis ich die schlechte Idee, ein Haus mit Flachdach zu kaufen, in die Tat umsetzte.

Es war Sommer und es war um fünf am Morgen und ich lag im Bett und über mir plötzlich das dröhnende, donnernde Geräusch einer Elefantenherde, die zum Wasserloch strebt.

Senkrecht im Bett sitzend

stellte ich mir die Frage: Wenn es definitiv keine Elefantenherde sein konnte, so klar konnte ich schon denken, was für eine Herde konnte es dann sein. Wildschweine sind bei uns heimisch, auch Hirsche, aber wie sollten die auf mein Dach kommen.

Ich habe mich noch zweimal morgens um fünf im Bett aufrecht hingesetzt, dann bin ich am folgenden Tag in der Dämmerung über eine Leiter aufs Dach geklettert und hab mich hinter dem Kamin mit einem Kaffeebecher auf die Lauer gelegt. Nicht lange und die Herde tauchte auf, über die mächtige Zeder, die auf der Westseite nah an meinem Haus steht.

Ach ja: die Herde war stark ausgedünnt, sie bestand aus einem Tier: einem Eichhasen. Ca. 300 Gramm schwer und mit Schwanz knapp 40 Zentimeter lang.

Wie können solche Leichtgewichte ein derartiges Getöse veranstalten? Sie sind sogenannte tagaktive Sohlengänger, sie setzen also ihre Laufgeräte beim Laufen von den Fersen bis zu den Zehen/Krallen auf den Boden. Warum dabei aber dieser mörderische Krach entsteht, keine Ahnung. Ich habe dann tagaus, tagein mit den kleinen roten Viechern gelebt. Bis letztes Jahr zu Karneval. Als eigentlich der „Zoch“ kommen sollte, kam stattdessen erstmal eine Windböe und die legte die schöne, mächtige Zeder auf mein Hausdach. Das war für die Zeder nicht schön, für mein Haus auch nicht, und erst recht nicht für mich.

Die Zeder auf dem Dach
Ein Stück auch in der Wand
Und die Jungs bei der Arbeit

Schlimm traf es auch die Eichhasen. Ihnen war von jetzt auf gleich ihre vielgenutzte West-Ostachse abhandengekommen. Über die Zeder und mein Dach in den kleinen Bach-Urwald hinterm Haus.

Klar, Eichhasen können auch um ein Haus herumspringen, aber in meinem Fall nicht ohne sich der Gefahr auszusetzen, verschiedenen streunenden Katzen in die Fänge zu geraten. Natürlich haben die roten Flitzer neue Mittel und Wege gefunden, ihrer Wege zu gehen und mir immer wieder auf den Geist. Sie haben seit Kurzem beschlossen, dass man zum Nestbau (Kobel) in Astgabeln auch Tischdecken sehr gut einsetzen kann.

Zusammenpacken
Den Fluchtweg klar machen
Abhauen
Natürlich mit Beute

Ich habe ihnen eine rote Serviette als Ersatz angeboten, aber die ignorieren sie.

Sie wollen die Tischdecke und ich will jetzt eine Katze, die die Eichhasen in die Mangel nimmt, oder einen Mäusebussard, der ihnen von oben Mores lehrt. Ich gebe an dieser Stelle zu: Ein bisschen neidisch bin ich auch auf diese Hörnchen. Was können die traumhaft turnen, springen, klettern, ja fast schon fliegen.

Jetzt könnte man meinen, ich mag keine Tiere. Quatsch!

Ich liebe zum Beispiel Kühe, ich liebe ihre schönen, großen Augen. Ich habe viele Tage mit ihnen verbracht. Als Junge auf der Alm und später als Paragleiter-Pilot, wenn ich auf Bergwiesen neben ihnen auf den passenden Wind für den Start gewartet habe. Was können Kühe schön kauen, wieder und wieder.

Diese Ruhe!

Und: Ohne die Kuh, den Wasserbüffel oder das Yak hätte es auf manch einer Tour keinen leckeren Milchtee und keinen gut beheizten Ofen für mich gegeben.

Milchtee am Wegesrand
Erst wird die Scheiße an der Hauswand in der Sonne getrocknet, dann kommt sie in den Ofen

Können diese Augen lügen?

Das ist eben der Unterschied zwischen Kuh und Eichhase. Die Kuh gibt Frieden und Milch und Wärme und der Eichhase? Er sitzt herum und überlegt, wie er mich ärgern, oder mir einen vorturnen kann.

Erst wollte dieser Eichhase meine Liege zerlegen, dann hat er sich mit einer Nuss begnügt.

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comment (1)

  1. Wunderbar Du Naturfreund. Wie die Geschichte mit den Meerschweinchen. Bis ich eins gegessen habe , da hattest du Mitleid?

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