Ein Augenzeugenbericht der dramatischen 24 Stunden
Mittwoch – 17. Januar 2024
wetter.com schreibt an diesem Mittwoch um 11.45
„Schnee Unwetter im Ticker – Gefahr für Leib und Leben – hier gilt Alarmstufe LILA“
Und ich mittendrin!
Weihnachten 2010 hatte Petra das Rheinland in festliches Weiß gekleidet. Diesen Januar kam Gertrud um die Ecke. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, denn ich liebe Schnee. Wie oft wird dem Rheinland eine gewaltige Schneefront angekündigt und dann landen doch nur wieder ein paar nasse Flocken vor unseren Türen, die in Sekundenschnelle mit unvorstellbaren Mengen an Streusalz in den nächsten Rinnstein geschwemmt werden.
Hier nun mein Augenzeugenbericht vom 17. Januar 2024 aus dem Zentrum der LILA Zone.
Wie es wirklich war!
12.00 Uhr
Der Himmel ist bedeckt. Es sind 0 Grad, der Boden ist allerdings von den letzten, kalten Nächten gefroren. Ich schaue in den Himmel und sehe keine Flocke, auch keinen Tropfen (Eisregen). Ich verspüre keine Lebensgefahr.
14.00 Uhr
Nach dem Mittagessen flöckelt es ganz leicht aus grauem Himmel. Es bildet sich eine 0,5 Millimeter dicke Neuschneeschicht über einer 1 Zentimeter dicken Altschneeschicht. Ich halte Siesta und fühle mein Leben nicht bedroht.
15.00 Uhr
Ich erwache, es schneit ganz eindeutig. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Winterlandschaft. Ich beschließe, trotz der lauernden Gefahr da draußen, eine kleine Wanderung zu unternehmen. Ich nehme keinen Notfallproviant und auch keine Lawinen-Schutzausrüstung mit und hoffe, dass mein Leichtsinn nicht bestraft wird.
16.00 Uhr
In schönem Schneefall wandere ich an einer Wiesenböschung vorbei, auf der Kinder rodeln und Erwachsene heiße, alkoholische Getränke zu sich nehmen.
Niemand trägt ein Lawinenverschüttetengerät oder zumindest eine Lawinenschaufel bei sich. Ist das grob fahrlässig? Wird hier Leben riskiert?
17.00 Uhr
Ich wandere zurück durchs Dorf nach Hause. Es ist sehr still, unheimlich still. Die Schneehöhe ist auf unfassbare, geschätzte 9 Zentimeter angewachsen. Und es schneit weiter. Die Temperatur liegt mittlerweile bei minus 1 Grad.
19.00 Uhr
Soll ich die Nacht in meinem Haus am Steilhang ausharren, oder mit Schlafsack in eine Sammelunterkunft ziehen? Aber ich weiß nicht, ob es eine gibt. Ich entscheide mich auszuharren.
21.00 Uhr
Ich messe die aktuelle Schneehöhe: knapp 17 Zentimeter.
In den Nachrichten heißt es aus dem ARD Wetter Kompetenz-Zentrum, dass auf den Autobahnen in der LILA Zone der Verkehr vielerorts zum Erliegen gekommen ist. Ich könnte heißen Tee in Thermoskannen füllen, zur nahen A 61 wandern und holländischen LKW-Fahrern, denen das Geld für Winterreifen fehlte, eine Freude mit einem Heißgetränk machen. Ich lasse es bleiben. Was, wenn die holländischen LKW-Fahrer nicht nur meinen heißen Tee wollen, sondern vielleicht auch ein warmes Bett in meinem nahen Heim?
Bei einem Blick nach draußen stelle ich fest, dass der Schneefall aufgehört hat.
23.00 Uhr
Nachdem an den Steilhängen rund um mein Haus bis jetzt keine Lawinen abgegangen sind, sehe ich aktuell keine Gefahr für meinen Laib und mein Leben und gehe zu Bett.
06.30 Uhr am nächsten Morgen (Donnerstag)
Das Dorf erwacht nicht. Kein Bus fährt, auch kein Streufahrzeug. Eine Schneewalze von 17 Zentimetern hat das südliche Rheinland zutiefst ins Mark getroffen. Ich mache Frühstück, sehe draußen eine schöne, noch dunkle Winterlandschaft, auf die im Minutentakt letzte Schneeflocken niederrieseln. Ich mache mein Auto startklar und plane für die Fahrt nach Bonn mal eine gute Stunde ein, statt der sonst üblichen 25 Minuten. Meine Frau muss dort eine Fortbildung geben. Und da ich der Outdoor-Aktivist in der Familie bin, obliegt es auch mir, den Wetterunbilden auch auf der Straße zu trotzen.
08.00 Uhr
Wir fahren los und erreichen unser Ziel nach 21 Minuten. Kein Bus auf der Straße und nur Autos, deren Fahrer:innen auf schneebedeckter Straße kein Schleudertrauma bekommen, bevor ihr Wagen überhaupt schleudert. Alle anderen haben wohl Angst um ihren Laib und sind im Bett geblieben. Auch die Fahrer der städtischen Räumfahrzeuge und auch alle städtischen Salzstreuer. Die waren drei Tage zuvor schon im Einsatz, als ein Schneeschauer die Straßen angezuckert hatte. Heute müssen sie vermutlich die Überstunden abbauen.
08.30 Uhr
Ich setze meine Frau ab und fahre weiter an den Rand des Bergischen Landes, wo meine Tochter mit Familie wohnt. Hier liegen unfassbare 25 Zentimeter Schnee.
09.30 Uhr
Mit Schlitten ziehen wir zur nahen Schlittenwiese und fahren Schlitten.
Zusammen mit vielen anderen Großen und Kleinen, die nicht zur Schule oder an ihren Arbeitsplatz durften. Nach zwei Stunden sind die Laiber der Kinder kalt aber völlig unverletzt und wir ziehen wieder nach Hause.
12.00 Uhr
Ich habe die 24 Stunden im Auge der Schneewalze völlig unbeschadet überstanden. Ich habe den Schnee sogar in vollen Zügen genossen. Mein Laib und mein Leben sind heil geblieben. Weil ich schlau war:
Ich habe in der Rettungsgasse auf der A 61 keine Selfies gemacht (ich war auch nicht dort, und es gab auch gar keine Rettungsgasse). Ich habe den verlockenden Frischschnee auch nicht in ein Dutzend Gin Tonic geworfen und mir eine Alkoholvergiftung zugezogen. Und ich bin nicht im Bett geblieben und habe mir den Rücken wund gelegen.
Panikmache hat derzeit Hochkonjunktur – daher verstehe ich die Wetterfrösche. Die wollten einfach auch mit auf der angesagten Panik- und Katastrophenwelle schwimmen. Und eines ist gewiss:
der Vladimir weiß jetzt sehr genau, wie er auch Deutschland in die Knie zwingt. Vor allem auch die ganzen Raketen-Abwehrschirme. Mit Schneekanonen!
P.S.
In Balderschwang im Allgäu sind seinerzeit 1230 Zentimeter Schnee in einem Winter gefallen und in Japan (Honshu) fallen jährlich bis zu 3800 Zentimeter Schnee. Geht da irgendein Kind in die Schule? Kann da überhaupt ein einziger Mensch lesen und schreiben?
Gefahr für Leib und Leben
Ein Augenzeugenbericht der dramatischen 24 Stunden
Mittwoch – 17. Januar 2024
wetter.com schreibt an diesem Mittwoch um 11.45
„Schnee Unwetter im Ticker – Gefahr für Leib und Leben – hier gilt Alarmstufe LILA“
Und ich mittendrin!
Weihnachten 2010 hatte Petra das Rheinland in festliches Weiß gekleidet. Diesen Januar kam Gertrud um die Ecke. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen, denn ich liebe Schnee. Wie oft wird dem Rheinland eine gewaltige Schneefront angekündigt und dann landen doch nur wieder ein paar nasse Flocken vor unseren Türen, die in Sekundenschnelle mit unvorstellbaren Mengen an Streusalz in den nächsten Rinnstein geschwemmt werden.
Hier nun mein Augenzeugenbericht vom 17. Januar 2024 aus dem Zentrum der LILA Zone.
Wie es wirklich war!
12.00 Uhr
Der Himmel ist bedeckt. Es sind 0 Grad, der Boden ist allerdings von den letzten, kalten Nächten gefroren. Ich schaue in den Himmel und sehe keine Flocke, auch keinen Tropfen (Eisregen). Ich verspüre keine Lebensgefahr.
14.00 Uhr
Nach dem Mittagessen flöckelt es ganz leicht aus grauem Himmel. Es bildet sich eine 0,5 Millimeter dicke Neuschneeschicht über einer 1 Zentimeter dicken Altschneeschicht. Ich halte Siesta und fühle mein Leben nicht bedroht.
15.00 Uhr
Ich erwache, es schneit ganz eindeutig. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine Winterlandschaft. Ich beschließe, trotz der lauernden Gefahr da draußen, eine kleine Wanderung zu unternehmen. Ich nehme keinen Notfallproviant und auch keine Lawinen-Schutzausrüstung mit und hoffe, dass mein Leichtsinn nicht bestraft wird.
16.00 Uhr
In schönem Schneefall wandere ich an einer Wiesenböschung vorbei, auf der Kinder rodeln und Erwachsene heiße, alkoholische Getränke zu sich nehmen.
Niemand trägt ein Lawinenverschüttetengerät oder zumindest eine Lawinenschaufel bei sich. Ist das grob fahrlässig? Wird hier Leben riskiert?
17.00 Uhr
Ich wandere zurück durchs Dorf nach Hause. Es ist sehr still, unheimlich still. Die Schneehöhe ist auf unfassbare, geschätzte 9 Zentimeter angewachsen. Und es schneit weiter. Die Temperatur liegt mittlerweile bei minus 1 Grad.
19.00 Uhr
Soll ich die Nacht in meinem Haus am Steilhang ausharren, oder mit Schlafsack in eine Sammelunterkunft ziehen? Aber ich weiß nicht, ob es eine gibt. Ich entscheide mich auszuharren.
21.00 Uhr
Ich messe die aktuelle Schneehöhe: knapp 17 Zentimeter.
In den Nachrichten heißt es aus dem ARD Wetter Kompetenz-Zentrum, dass auf den Autobahnen in der LILA Zone der Verkehr vielerorts zum Erliegen gekommen ist. Ich könnte heißen Tee in Thermoskannen füllen, zur nahen A 61 wandern und holländischen LKW-Fahrern, denen das Geld für Winterreifen fehlte, eine Freude mit einem Heißgetränk machen. Ich lasse es bleiben. Was, wenn die holländischen LKW-Fahrer nicht nur meinen heißen Tee wollen, sondern vielleicht auch ein warmes Bett in meinem nahen Heim?
Bei einem Blick nach draußen stelle ich fest, dass der Schneefall aufgehört hat.
23.00 Uhr
Nachdem an den Steilhängen rund um mein Haus bis jetzt keine Lawinen abgegangen sind, sehe ich aktuell keine Gefahr für meinen Laib und mein Leben und gehe zu Bett.
06.30 Uhr am nächsten Morgen (Donnerstag)
Das Dorf erwacht nicht. Kein Bus fährt, auch kein Streufahrzeug. Eine Schneewalze von 17 Zentimetern hat das südliche Rheinland zutiefst ins Mark getroffen. Ich mache Frühstück, sehe draußen eine schöne, noch dunkle Winterlandschaft, auf die im Minutentakt letzte Schneeflocken niederrieseln. Ich mache mein Auto startklar und plane für die Fahrt nach Bonn mal eine gute Stunde ein, statt der sonst üblichen 25 Minuten. Meine Frau muss dort eine Fortbildung geben. Und da ich der Outdoor-Aktivist in der Familie bin, obliegt es auch mir, den Wetterunbilden auch auf der Straße zu trotzen.
08.00 Uhr
Wir fahren los und erreichen unser Ziel nach 21 Minuten. Kein Bus auf der Straße und nur Autos, deren Fahrer:innen auf schneebedeckter Straße kein Schleudertrauma bekommen, bevor ihr Wagen überhaupt schleudert. Alle anderen haben wohl Angst um ihren Laib und sind im Bett geblieben. Auch die Fahrer der städtischen Räumfahrzeuge und auch alle städtischen Salzstreuer. Die waren drei Tage zuvor schon im Einsatz, als ein Schneeschauer die Straßen angezuckert hatte. Heute müssen sie vermutlich die Überstunden abbauen.
08.30 Uhr
Ich setze meine Frau ab und fahre weiter an den Rand des Bergischen Landes, wo meine Tochter mit Familie wohnt. Hier liegen unfassbare 25 Zentimeter Schnee.
09.30 Uhr
Mit Schlitten ziehen wir zur nahen Schlittenwiese und fahren Schlitten.
Zusammen mit vielen anderen Großen und Kleinen, die nicht zur Schule oder an ihren Arbeitsplatz durften. Nach zwei Stunden sind die Laiber der Kinder kalt aber völlig unverletzt und wir ziehen wieder nach Hause.
12.00 Uhr
Ich habe die 24 Stunden im Auge der Schneewalze völlig unbeschadet überstanden. Ich habe den Schnee sogar in vollen Zügen genossen. Mein Laib und mein Leben sind heil geblieben. Weil ich schlau war:
Ich habe in der Rettungsgasse auf der A 61 keine Selfies gemacht (ich war auch nicht dort, und es gab auch gar keine Rettungsgasse). Ich habe den verlockenden Frischschnee auch nicht in ein Dutzend Gin Tonic geworfen und mir eine Alkoholvergiftung zugezogen. Und ich bin nicht im Bett geblieben und habe mir den Rücken wund gelegen.
Panikmache hat derzeit Hochkonjunktur – daher verstehe ich die Wetterfrösche. Die wollten einfach auch mit auf der angesagten Panik- und Katastrophenwelle schwimmen. Und eines ist gewiss:
der Vladimir weiß jetzt sehr genau, wie er auch Deutschland in die Knie zwingt. Vor allem auch die ganzen Raketen-Abwehrschirme. Mit Schneekanonen!
P.S.
In Balderschwang im Allgäu sind seinerzeit 1230 Zentimeter Schnee in einem Winter gefallen und in Japan (Honshu) fallen jährlich bis zu 3800 Zentimeter Schnee. Geht da irgendein Kind in die Schule? Kann da überhaupt ein einziger Mensch lesen und schreiben?
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