Fischerpfad / Portugal

Im Februar kam meinem Freund Klaus und mir eine ziemlich gute Idee, die wir am Rosenmontag in die Tat umsetzten. Wir trafen uns in Ravensburg, sahen die schwäbischen Jecken mitleidig im Regen schunkeln und stiegen am nächsten Morgen am Allgäu Airport in Memmingen in den „fliegenden RYAN-Air Bus“ nach Faro an der Algarve. Ich hätte gerne an Bord mit ein paar gekauften Rubbellosen eine Million gewonnen, aber die wird laut Statistik nur alle 125 Jahre ausgeschüttet. Das ist in meinem Alter eine schlechte Prognose, also habe ich keine Lose gekauft, auch keinen Schlabberkaffee oder irgendetwas sonst aus dem erbärmlichen Bordangebot. Ich habe auf den Piloten gehört und den Flug im Wachzustand in vollen Zügen genossen. Einnicken fällt an Bord von RYAN-Air ja ein bisschen schwer. Die Füße schlafen vielleicht ein, aber der Kopf bricht eher ab. In Faro schien bei 19 Grad die Sonne, auf der Fahrt mit dem Mietwagen Richtung Lagos änderte sich an der Witterung wenig. Am Mittag hatten wir den Kühlschrank unserer Ferienwohnung mit Frühstücksutensilien gefüllt und standen auf den Klippen von Praia de Porto Mos bei Lagos.

Algarve Südküste
Im Hintergrund sieht man oberhalb der Klippen den Fischerweg nach Praia Da Luz

Unter uns der blaue Atlantik und Dutzende Bodysurfer in der Brandung. Denen wollten wir in den kommenden Tagen auf gar keinen Fall nacheifern. Auf unserem Zettel stand die Rota Vicentina. Die Rota Vincentina im Südwesten Portugals ist kein einzelner Fernwanderweg mit Start- und Endpunkt, sondern ein mehrere hundert Kilometer langes Wegnetzwerk, welches sich aus dem Fishermens’s Trail, dem Fischerpfad, dem Historischen Weg und einigen Rundwanderungen zusammensetzt.

Vorab

Wir sind einzelne Rundwanderwege wie den Klippenpfad von Odeceixe (siehe Rother Wanderführer/Route 21) gegangen und können für uns feststellen: alle Wegpassagen an der Küste sind wirklich grandios, alle Passagen, die ins Hinterland führen, fallen da doch ziemlich ab.

Korkeichen im Hinterland der Algarve
Eine Sehenswürdigkeit im Hinterland: die wunderbaren Korkeichen

Oftmals führen breite Erdstraßen durch einsames, aber wenig spektakuläres Gelände.

Nach dieser Erfahrung haben wir uns endgültig auf den Fischerpfad  konzentriert. Der Fischpfad hatte ursprünglich ca. 75 Kilometer, heute misst er knapp 230 Kilometer und führt in 13 vorgeschlagenen Etappen von Sines an der Westküste bis nach Lagos an der Südküste, fast immer an der Küste entlang. Über die Klippen und Strände, mit unzähligen kleinen Auf- und Abstiegen.

Steilküste an der Algarve
Steilküste bei Sagres

Wichtig

Trittsicher sollte man sein und auch ein wenig schwindelfrei. Der Weg ist zu den Felsabbrüchen hin nicht gesichert, aber immer breit genug. Die Wegmarkierungen in grün/blau (siehe Bild) sind sehr zuverlässig angebracht.

Markierung am Fischerweg in Portugal
Grün/blau = Fischerweg und gelb/rot = Pequenas Rotas/Gemeindewege

Auch in den verwinkelten Fischerdörfern entlang der Route wird die Strecke sehr detailliert angezeigt. Verlaufen ist nur kurzfristig möglich. Wenn man über ein paar hundert Meter keine Wegmarkierung mehr gesehen hat, läuft man falsch.

Auch hier war Verlaufen kaum möglich

Dann heißt es zur letzten Markierung umkehren und die Augen aufmachen. Schuhe mit griffigem Profil sind angeraten, schwere Bergstiefel benötigt man nicht. Ein wenig geröllig kann es werden und auf den Strandpassagen natürlich sandig. Barfuß laufen erfrischt da die Füße! Und kurze Hosen sind auch im Februar schon eine gute Idee! Wer wie wir mit leichtem Gepäck unterwegs ist, sollte m.E. immer Wasser dabei haben, ein wenig „Notnahrung“, einen Sonnenschutz für Kopf und Haut, ein Wechselhemd und eine zusätzliche Windjacke.

Wind und Sonne können hier „Ärger machen“

Wir hatten im Februar verlässliche 18-21 Grad, viel Sonne und wenig Wind. Aber das kann natürlich direkt am Atlantik auch mal ganz anders sein. Ich halte den frühen Frühling und den späteren Herbst für die ideale Wanderzeit an der Algarve. Dann ist man ziemlich alleine unterwegs und das Schwitzen hält sich sehr in Grenzen. Trotz der Nebensaison haben wir in allen Dörfern und an den größeren Stränden immer eine Einkehrmöglichkeit gefunden.

Eine Kneipe war in den Dörfern immer zu finden

Da wir

nur eine Woche Zeit hatten und einen festen Übernachtungsstandort gewählt hatten (siehe Wohntipp unten), haben wir einzelne Etappen des Fischerpfades ausgewählt und sind zum Ausgangspunkt unserer täglichen Wanderung wieder zurückgekehrt. Ich empfinde es selten als Nachteil, wenn man ein und denselben Weg hin und wieder zurückgeht. Auf dem Fischerpfad sind die Ausblicke aus jedem Blickwinkel spannend und faszinierend.

Störche nisten in Portugal an der Steilküste
Kaum sonst auf der Welt nisten Störche auf solche exponierten Felsen wie hier bei Odeceixe

Unsere Tagesetappen hatten immer eine ungefähre Länge von 20 Kilometern, so dass genügend Zeit für eine ausgiebige Siesta an den endlosen, leeren Stränden blieb, inklusive Snack, Nickerchen und Eintauchen in den 17 Grad warmen/kalten Atlantik.

Hier komme ich gerade vom Eintauchen oder vom Nickerchen

Natürlich bietet die lokale Infrastruktur auch die Möglichkeit, den kompletten Fischerpfad in ca. zwei Wochen komplett zu begehen. Dann schläft man jeden Abend in einer anderen Unterkunft und benötigt einen größeren Rucksack. Wobei es auch Touranbieter gibt, die den Gepäcktransport übernehmen. Das Internet ist voll von nützlichen Informationen, wenn man Fischerpfad oder Rota Vicentina eingibt. Die Wege gelten sicher nicht mehr als Geheimtipp. Aber in der von uns gewählten Vorsaison herrschte entspannte Ruhe auf den Pfaden, in den Dörfern, an den Stränden und in den Kneipen.

Ich möchte

an dieser Stelle nicht einzelne Etappen unter die Lupe nehmen, sondern einfach nur Lust darauf machen, die Südwestküste Portugals zu Fuß zu erkunden.

Wellen des Atlantiks an der Algarve
Einfach nur sehr schön

Ob nun an der Südküste zwischen Lagos und Sagres, oder an der Südwestküste zum Beispiel bei Odeceixe oder Praia de Mte. Clérigo: die Wege sind wirklich spektakulär, die Landschaftsbilder wechseln im Minutentakt und die Küstenformationen rauben einem wirklich mitunter den Atem.

Der aktuelle (2023) Rother Wanderführer Rota Vicentina gibt viele nützliche Hinweise und beinhaltet konkrete Routenbeschreibungen.

Der Fischerpfad zwischen Lagos und Sagres wird im Buch ausgespart. Aber seid versichert: er lohnt sich (auch wegen der legendären Fischerkneipe bei Sagres (Tipp unten).

Drei persönliche Tipps

Zum Wohnen

Der Link:

https://www.vivendajohanna.com

Vivenda Johanna, eine kleine individuelle Appartmentanlage (insgesamt 7 App. mit unterschiedlichen Größen in einem subtropischen Garten), extrem ruhig und direkt über den Klippen von Praia de Porto Mos gelegen (Lagos Zentrum ca. 2,5 km).

Direkt unter „unserer“ Vivenda Johanna

Zum Essen

Restaurante A Sereia / Porto de Pesca da  Baleeira bei Sagres

Ein Fischrestaurant gleich über der Fischhalle mit großer Terrasse. Wem es hier nicht gefällt, der hat eine Fischallergie oder einen schlechten Geschmack. Wir fanden es grandios. Super freundlich, super lecker und auch noch super günstig!

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Sonnenuntergang bei Lagos an der Algarve
Vor dem Essen noch der obligatorische Sonnenuntergang

Restaurante A Barrigada  bei Lagos

(vom Hafen umgezogen an die Nationalstraße 125, ca. 3 Kilometer außerhalb von Lagos). Auch hier wird nicht Gemütlichkeit großgeschrieben, sondern authentische portugiesische Küche mit Schwerpunkt auf fangfrischem Fisch. Es wird sogar Fisch all you can eat angeboten.

Alte Fischerhäuser in Odeceixe, im Hinterland der Praia de Odeceixe

In beiden Restaurants würde ich außerhalb der absoluten Nebensaison telefonisch einen Tisch reservieren. Informierte Urlauber und Einheimische kennen und lieben die beiden Lokale.

Kleiner Hinweis:

Wer im Flieger nur mit Handgepäck reist und Wanderstöcke benötigt, findet in der Nähe des Flughafens Faro eine Decathlon-Sportladen, in dem es ordentliche Stöcke für kleines Geld zu kaufen gibt.

Und zum Abschluß noch ein interner Wandertipp mit Infos zu Gozo und Comino:

Malta – Valletta

Ein letztes Sagres Bier im Sonnenuntergang vor unserer Unterkunft

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (4)

  1. Kann den Outdoor Wanderführer von Nina Rühlig „Portugal Fischerweg“ von der Praia de Sao Torres bis Lagos für die Mädels empfehlen. Dünner und handlicher!

  2. Praia de Porto Mos – als wärs gestern gewesen! Steht die Bauruine noch?

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