Rheinschwimmen

Wer Pressemitteilungen vorbehaltlos glaubt, der muss sich sicher sein: Stelle ich nur einen Fuß ins kühle Nass des Rheins, dann wird in Sekundenschnelle mein ganzer Körper von den Wasser-Urgewalten in die Mitte des Stroms gezogen, gedrückt und gesaugt. Und dort so lange unter Wasser gehalten, bis der Tod durch Ertrinken eingetreten ist.

Rheinschwimmen in Bonn
Alles Todgeweihte?

Es ist nur noch eine Frage von wenigen Monaten, dann wird auch vom Radfahren, Hund ausführen und auf Bänken in der Sonne sitzen entlang des Rheins dringendst abgeraten. Die Gefahr von haushohen, den sofortigen Tod bringenden Flutwellen lauert schließlich hinter jeder Flussbiegung.

Jetzt mal im Ernst:

Natürlich erfordert das freie Schwimmen in einem großen Strom mit Schiffsverkehr ungleich mehr Vorsicht und Können als das Schwimmen in einem Freibadbecken unter Aufsicht. Aber das Schwimmen im Rhein per se als lebensgefährlich zu bezeichnen ist schwachsinnig und typisch für unsere hysterischen Zeiten. Unsichere und konditionsschwache Schwimmer haben im Rhein nichts verloren, genauso wenig wie in der Brandung an der Nordsee oder in einem tiefen Baggersee.  

Übrigens: Schon die Römer haben in Bonn entlang des Rheins nicht nur Badehäuser gebaut, sie sind auch in den Fluss gesprungen. Gut, damals verkehrten noch keine motorisierten Frachtschiffe auf dem Rhein und Stromregulierungsmaßnahmen hatten auch noch nicht stattgefunden.

Trotzdem steht für mich fest:

Im Rhein können gute Schwimmer:innen herrlich schwimmen, so wie vor knapp zwei Wochen,

am 22. September.

Auf die Plätze, fertig……

Etwa 250 Schwimmerinnen und Schwimmer waren der Einladung des PSV Bonn Triathlon zum Swim & Talk Rheinschwimmen ans Beueler Rheinufer in Bonn gefolgt. Nach einer warmup Wanderung zum Einstiegsort an der Südbrücke kamen die Tauchanzüge zum Einsatz. 19 Grad im Wasser und über 20 Grad in der lauen Spätsommerluft drum herum ließen Fröstelgefühle kaum zu. Eher schon Glücksgefühle, denn in den Fluten des Rheins flussabwärts zu treiben macht ungeheuer gute Laune. Beim Tauchanzug anziehen war launentechnisch noch Luft nach oben,

Körper in Wurstpelle zwängen

auch beim Einstieg über die glitschigen Ufersteine, aber dann…..

Gut 2,5 Kilometer

Ich fand es sehr schön im Rhein

kraulen, floaten, genießen – immer gut bewacht und betreut von der DLRG und den Kanufahrern des PSV. Nach gut 20 Minuten war der Spaß leider schon wieder zu Ende. Und wieder gabs massive Abzüge bei der B-Note. Wie schon beim Einstieg quälten auch bei der Anlandung am Ufer wieder fiese Steine die Fußsohlen.

Trotzdem kam keiner der Teilnehmer:innen körperlich irgendwie zu Schaden. Und auch der ein oder andere Schluck Rheinwasser hat bei mir keine bleibenden Schäden hinterlassen, genauso wenig wie das Wasser an meiner Haut.

Mühsam: an Land zu kommen

Daher steht fest: Ich werde nächstes Jahr wieder dabei sein und überhaupt die Fluten des Rheins öfter mal genießen. Und kann es jedem Schwimmer nur empfehlen.

Der Link fürs „betreute“ Schwimmen im Rhein

https://www.psv-bonn-triathlon.de/swim-and-talk-rheinschwimmen-2024/

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Fischerpfad / Portugal

Fotos: Victor Müllers

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (2)

  1. Das Problem liegt in der Selbsteinschätzung. Niemand glaubt von sich, er/sie sei ein schlechte/r Schwimmer/in. Und es werden immer mehr, wenn Schwimmunterricht und Bäder fehlen, in denen das Schwimmen gelernt und geübt wird. Mit solchen Aussagen werden die Leute geschützt. Wer sich mit dem Schutz von DLRG und Kanubegleitung in den Rhein stürzt, handelt verantwortlich. Wer dies tut, ohne ordentlich schwimmen zu können und vielleicht noch Samstagabend nach etlichen Bierchen, eben nicht.

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