Unterwegs mit 16 Freund:innen

Kein leichtes Spiel – so eine Gruppenreise ins Oberpinzgau – mit einem Haufen Best Ager. Besonders dann, wenn die Truppe mich als Wanderführer eingekauft hat, vor Ort aber kurz mal die Sportart wechselt, von Wandern auf Rädchen fahren umschwenkt.  Ich habe noch nie auf einem E-Bike gesessen, ich habe Angst vor diesen Ungetümen. Mit viel Überredungskunst konnte ich dann doch zumindest Teile der Truppe weg von der Pedale und zurück auf die Füße bringen.

Aber mal kurz der Reihe nach.

Am Anfang stand der große Regen.  Der brachte gewaltige Nebelmassen mit, die nur die Spitzen der Pinzgauer Berge im Salzburger Land freigaben.

Von links: Dieter, Anna, Monika, Heidi, Claudia, Annelie, Bernd, Melanie, Bill, Ute, Astrid, Mikka, Michael, Ella, Benti (entschuldigt fehlen: Petra, Clemens, Rike)

Nach einer erfrischenden Williams Birne zu Ehren meiner Wanderassistentin Astrid wurden emsige Nebelwanderer am Frühmesser Gipfel für ihre Mühen mit Blicken über den Wolken belohnt.

Blick vom Pinzgau Richtung Großvenediger
Über den Wolken geht der Blick vom Frühmesser Richtung Venediger-Gruppe

Am Abend hatten sich alle soweit orientiert, dass jeder seine bevorzugte Sportdisziplin für die nächsten Tage festlegen konnte. Mit Ella und Benti fanden sich noch zwei ehrliche, vom Aussterben bedrohte, Biobiker. Die E-Biker:innen waren klar in der Mehrzahl.

Auch beim Fußvolk bildeten sich zwei Abteilungen. Die Auen-Gruppe unter Astrids Leitung versuchte in den kommenden Tagen Auen zu finden, was oftmals schwer genug war. Immer wieder störten Felswände, Schluchten und Geröllhalden das harmonische Ausschreiten.

Viehsperre = üble Stolperfalle für Annelie

Dank enormer Frustrationstoleranz innerhalb der Gruppe kam es zu keinen Zerwürfnissen, maximal zu leichten Spannungen. Auch in der Gipfel-Gruppe herrschte nicht nur eitel Sonnenschein. Am schönen, aber beschwerlich zu erreichenden Seebachsee stand keine Berghütte mit Kaiserschmarrn und der Große Rettenstein zeigte uns beim ersten Gipfel-Ansturm seine kalte Nordostschulter.

Aber wiederum der Reihe nach.

Während am nächsten Tag die Biker alles gaben, um am Tauernradweg nicht in die Salzach zu fallen, schaffte Astrid es an diesem Tag noch ihrer Gruppe Bergpfade als Auenpromenaden zu verkaufen.

Von links: Ute, Michael, Anna, Dieter, Astrid, Monika

In meiner Spitzentruppe lief natürlich auch nicht alles wie am Schnürchen. Wir stiegen durch graue Nebelnässe dem blauen Himmel entgegen und fanden den Seebachsee zu Füßen der Großvenediger-Gruppe versteckt in einem Hochtal. Schönes kaltes Bergwasser da oben, aber eben kein warmer Kaiserschmarrn.

Still ruht der Seebachsee im Obersulzbachtal / Nationalpark Hohe Tauern

Den hätte es beim Abstieg auf der Berndl-Alm gegeben, aber da hatte unser Bernd keinen Hunger mehr. Am nächsten Tag (Mittwoch) lief unser Sportprogramm komplett aus dem Ruder. Mann/Frau bikte und wanderte so vor sich hin, während ich am Wildkogel in die Luft ging.

Paragleiten Wildkogel
Start vom Wildkogel mit Blick in den Nationalpark Hohe Tauern

Gut, dass das Tagesprogramm eher entspannt dahergekommen war. Am Abend brauchten große Teile der Gruppe alle Kraft für Toni. Toni ist von Beruf Jodler und er wollte, dass wir auch alle Jodler bzw. Jodlerinnen werden. Toni jodelt übrigens überall auf der Welt, ob in New York, London oder Paris.

Jodler Toni
Ein Toni, wie er im Buche steht

Für uns gab es den Jodelkurs im Hotel Venedigerblick im Oberpinzgau, An- und Abfahrt mit einer lächerlichen Bimmelbahn. Das ganze Programm war leicht lächerlich, unser Jodeln sogar fürchterlich.

Aber der Spaßfaktor: enorm!

Am Donnerstag wurde weiter in die Pedale getreten, mit und ohne Strom-Unterstützung. Es wurde gegondelt,

Von links: Astrid, Heidi und Claudia

gebadet und geboult und am Großen Rettenstein eine Niederlage eingefahren. Ich hatte einen extrem schönen, aber zu langen Anmarschweg (4 Std.) von der Wildkogelbahn gewählt.

Großer Rettenstein
Blick von der Gernscharte Richtung Großer Rettenstein

Und am Einstieg

zum felsigen Gipfel

Kletterberg Großer Rettenstein

musste ich daher kleinlaut Bill und Bernd mitteilen, dass wir bei einem Gipfelsturm ganz sicher die letzte Gondel ins Tal verpassen würden. Der Frust saß tief, aber wir waren uns sicher: Wir kommen wieder, mit einem besseren Zeitplan, und rücken dem Großen Rettenstein nochmal auf die Pelle.

Da grüßt er noch aus der Ferne – der Große Rettenstein

Das Abendprogramm verlief ganz ohne Jodeln im bekannten Rahmen: Boulen, trinken und auch ein wenig essen und anschließend wieder trinken mit und ohne Doppelkopf. Auch am Freitag war noch keiner aus der Gruppe vom Bike in die Salzach gefallen, also alles im Lack im heißen und sonnigen Pinzgau. Dann kam der Samstag. Die Auen-Gruppe haderte erneut mit der Ausschilderung der Wanderwege und torkelte orientierungslos durch Feld, Wald und Wiese. Mitunter auch durch Almen. Astrid überlegte intensiv nach dem Jodeldiplom

Tolle Note für Astrid

auch eine Ausbildung zur offiziellen Wanderführerinnen in Angriff zu nehmen, und ich spazierte mit meiner Spitzentruppe zur Baumgartenalm. Da zerfaserte die Spitzentruppe dann, Melanie und Claudia steigen zum Wildkogel auf. Bill und Bernd fuhren mit angemieteten E-Bikes Richtung Einstieg zum Großen Rettenstein und ich wanderte halt – wegen fehlendem Bike – so dahin.

Von links: Claudia, Melanie, Bernd, Bill und ich

Gegen halb eins am Mittag rief dann der Berg.

Wir hörten ihn am Schöntaljoch auf gut 2000 Metern Höhe und verbissen uns in die Nordflanke des Großen Rettenstein. Höher, steiler, wilder über den „Oberpinzgauer Hillary Step“ gen Gipfel.

Am „Hillary Step“ des Hohen Rettenstein

 In 2366 Metern Höhe standen wir eine Stunde später am Gipfelkreuz. Für Bernd und Bill der erste Kletterberg in ihrem Leben.

Gipfel Großer Rettenstein
Von links: Mikka, Bill und Bernd

Sehr konzentriert haben wir uns anschließend an den Abstieg gemacht, in der Baumgartenalm ein paar Radler vernichtet und dann kam auch mein großer Moment. Endlich mal wieder auf der Stange zu Tale rasen.

Gute Miene zum bösen/harten Spel

Ich war Bill sehr, sehr dankbar, hat er mir doch 45 Minuten Gelatsche auf einem langweiligen Fahrweg erspart. Das abendliche Boulespiel haben wir verpasst, den Rest nicht. Es gab noch ein paar Reden und Lobpreisungen auf die Wanderführer:innen. Offensichtlich in der klaren Absicht uns auch im nächsten Jahr wieder zur Betreuung anheuern zu können. Das stört uns nicht, weil es Spaß macht, sehr sogar. Zumal wir im Oberpinzgau, in Neukirchen am Großvenediger, eine Unterkunft gefunden haben, die keinerlei Wünsche offen gelassen hat und die uns daher auch im nächsten Jahr wieder „aushalten“ muss. Hotel Kammerlander – wir kommen wieder!

Clemens vor unserem Hotel Kammerlander in Neukirchen am Großvenediger

Für alle, denen in diesem Leben noch ein Jodelkurs fehlt: geht auf Toni’s Seite diejodelschule. at

Der Link zu unserem Hotel:

https://www.hotel-kammerlander.at/de/

Die Nationalpark Sommerkarte, die es bei einem Aufenthalt in Neukirchen gratis gibt, inkludiert viele Leistungen. U.a. Bergbahnen, Busfahrten, Eintritte in Museen, Schwimmbäder…

Hier der Link:

https://www.nationalpark-sommercard.at/de

Auch letztes Jahr waren wir als Gruppe unterwegs, hier der Link:

Gruppenreise: Bregenzer Wald

Biobiker Benti bei kleiner Stärkung

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comment (1)

  1. Claudia von der Schulenburg

    Lieber Mikka, die Reise ins Pinzgau mit dir und Astrid und der gesamten Truppe war die reinste Freude! Leider werden wir nächstes Jahr nicht dabei sein können, da wir unseren fünften Hochzeitstag mit den Kindern verbringen werden. Liebe Grüße an euch, Claudia und Bill

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