Wenn Menschen aus der Provinz (wie ich) mal nach Berlin reisen, dann machen sie gerne ein bisschen in Kultur. Am Morgen sich auf der Museumsinsel bilden, über Mittag im KaDeWe ein bisschen schnabulieren. Nach einem Powernapping an der Krummen Lanke ein wenig spazieren und einen Kaffee nehmen. Den Abend anschließend beim Italiener mit Freunden ausklingen lassen. Das war vor Corona bei mir zumindest so, aber letzte Woche: Ich stehe an der Gedächtniskirche, habe meine Maske im Gesicht vergessen und realisiere: null Bock auf Großstadt mit Kultur und Tralala. All diese Menschen, das Gedränge, das Gehupe, das Getöse – alles zu viel für mich.
Ich fahre raus ausder Stadt,nach Paulinenaue im Havelland.
Da wird die Bevölkerungsdichte von Berlin exakt durch 100 geteilt, entsprechend finde ich dort, das was ich brauche: weites, leeres Land. Ich wäre gerne in den Sonnenuntergang geritten.
Ein schöner Plan, zumal ein Reittier auf mich wartet. Leider war mein letztes Pferd ein Kirmespferd.
Am nächsten Morgen bin ich wieder in Berlin, die gestrige Landpartie hat meine Unlust auf Großstadt noch verstärkt. Schon der Gedanke an belebte Kulturstätten lässt mich zittern und ermatten. Ist das etwa Long Covid oder nur eine kleine postpandemische Nervenstörung (ist die Pandemie vorbei?). Ich hatte mir den Virus kürzlich aus dem Land des Yeti mitgebracht, obwohl es in Nepal fast kein Covid mehr gibt.
Vom Frühstückstisch schaue ich auf den Eingang des Berliner Zoos und dann in die Zeitung.
„Abgeriegelt und eingezäunt“ lese ich da.
Ich lese nicht weiter, sondern gehe in den Zoo.
Es ist noch früh und ich sehe eindeutig mehr Tiere als Menschen.
Ich bin kein passionierter Zoogänger, sehe wilde Tiere lieber in der Wildnis oder gar nicht. Ich komme an einem gelangweilten Bartgeier vorbei.
Bartgeier fliegen im Himalaya bis auf knapp 8000 Meter Meereshöhe. Bei den Löwen ist Frühsport angesagt. In der freien Wildbahn stehen ihnen dafür ein paar hundert Quadratkilometer zur Verfügung, hier ein paar hundert Quadratmeter.
Ein Zebra hängt auf dem Parkplatz oder sowas Ähnlichem ab, steht es da gerne? – keine Ahnung.
Lockdown-ein Leben lang
unverschuldet:
abgeriegelt und eingezäunt.
Wie die Chinesen in diesen Tagen. Haben sie mein Mitleid verdient? Die Chinesen – nein, die Tiere natürlich. Ja, denn sie hocken ihr komplettes Leben hinter Gittern, Zäunen und Stahlvorhängen. Im Gegensatz zum Chinesen, der mein Mitleid nicht verdient hat. Denn dann hätte ich ja Mitleid mit mir selbst haben müssen, also Selbstmitleid, ich saß ja auch 10 Tage in Quarantäne rum. Ich gebe jetzt zu: ich hatte Selbstmitleid und ich fühle mich jetzt richtig schlecht, spätestens als ich bei Victor vorbeikomme. Seit 22 Jahren steht der da rum. Lockdown-ein Leben lang!
Am nächsten Tag fahre ich wieder vor die Tore der Stadt, dieses Mal nach Hirschfelde, bei Werneuchen.
Es sieht aus wie in Paulinenaue ohne Sonnenuntergang. Tiere stehen hier auch rum, auch mit Zäunen drumherum.
Aber ich glaube dieser Wasserbüffel weiß gar nicht, wo sein Zaun ist. Die Einheimischen nennen die Gegend Serengeti.
Lockdown – ein Leben lang / nicht in der Serengeti von Werneuchen
Abends treffe ich Freunde in Kreuzberg.
Wir gehen ins „Medel“. Ein sehr leckerer „Italiener,“ der allerdings in Wirklichkeit ein Mazedonier ist. Ich esse wunderbare Tagliatelle mit Kaninchen. Die Nacht verbringe ich nochmal am Zoo, liege lange wach und träume schlecht, von Lockdown, Löwen, Leoparden – Chinesen und Kaninchen..
Wenn Menschen aus der Provinz (wie ich) mal nach Berlin reisen, dann machen sie gerne ein bisschen in Kultur. Am Morgen sich auf der Museumsinsel bilden, über Mittag im KaDeWe ein bisschen schnabulieren. Nach einem Powernapping an der Krummen Lanke ein wenig spazieren und einen Kaffee nehmen. Den Abend anschließend beim Italiener mit Freunden ausklingen lassen. Das war vor Corona bei mir zumindest so, aber letzte Woche: Ich stehe an der Gedächtniskirche, habe meine Maske im Gesicht vergessen und realisiere: null Bock auf Großstadt mit Kultur und Tralala. All diese Menschen, das Gedränge, das Gehupe, das Getöse – alles zu viel für mich.
Ich fahre raus aus der Stadt, nach Paulinenaue im Havelland.
Da wird die Bevölkerungsdichte von Berlin exakt durch 100 geteilt, entsprechend finde ich dort, das was ich brauche: weites, leeres Land. Ich wäre gerne in den Sonnenuntergang geritten.
Ein schöner Plan, zumal ein Reittier auf mich wartet. Leider war mein letztes Pferd ein Kirmespferd.
Am nächsten Morgen bin ich wieder in Berlin, die gestrige Landpartie hat meine Unlust auf Großstadt noch verstärkt. Schon der Gedanke an belebte Kulturstätten lässt mich zittern und ermatten. Ist das etwa Long Covid oder nur eine kleine postpandemische Nervenstörung (ist die Pandemie vorbei?). Ich hatte mir den Virus kürzlich aus dem Land des Yeti mitgebracht, obwohl es in Nepal fast kein Covid mehr gibt.
Vom Frühstückstisch schaue ich auf den Eingang des Berliner Zoos und dann in die Zeitung.
„Abgeriegelt und eingezäunt“ lese ich da.
Ich lese nicht weiter, sondern gehe in den Zoo.
Es ist noch früh und ich sehe eindeutig mehr Tiere als Menschen.
Ich bin kein passionierter Zoogänger, sehe wilde Tiere lieber in der Wildnis oder gar nicht. Ich komme an einem gelangweilten Bartgeier vorbei.
Bartgeier fliegen im Himalaya bis auf knapp 8000 Meter Meereshöhe. Bei den Löwen ist Frühsport angesagt. In der freien Wildbahn stehen ihnen dafür ein paar hundert Quadratkilometer zur Verfügung, hier ein paar hundert Quadratmeter.
Ein Zebra hängt auf dem Parkplatz oder sowas Ähnlichem ab, steht es da gerne? – keine Ahnung.
Lockdown-ein Leben lang
unverschuldet:
abgeriegelt und eingezäunt.
Wie die Chinesen in diesen Tagen. Haben sie mein Mitleid verdient? Die Chinesen – nein, die Tiere natürlich. Ja, denn sie hocken ihr komplettes Leben hinter Gittern, Zäunen und Stahlvorhängen. Im Gegensatz zum Chinesen, der mein Mitleid nicht verdient hat. Denn dann hätte ich ja Mitleid mit mir selbst haben müssen, also Selbstmitleid, ich saß ja auch 10 Tage in Quarantäne rum. Ich gebe jetzt zu: ich hatte Selbstmitleid und ich fühle mich jetzt richtig schlecht, spätestens als ich bei Victor vorbeikomme. Seit 22 Jahren steht der da rum. Lockdown-ein Leben lang!
Am nächsten Tag fahre ich wieder vor die Tore der Stadt, dieses Mal nach Hirschfelde, bei Werneuchen.
Es sieht aus wie in Paulinenaue ohne Sonnenuntergang. Tiere stehen hier auch rum, auch mit Zäunen drumherum.
Aber ich glaube dieser Wasserbüffel weiß gar nicht, wo sein Zaun ist. Die Einheimischen nennen die Gegend Serengeti.
Lockdown – ein Leben lang / nicht in der Serengeti von Werneuchen
Abends treffe ich Freunde in Kreuzberg.
Wir gehen ins „Medel“. Ein sehr leckerer „Italiener,“ der allerdings in Wirklichkeit ein Mazedonier ist. Ich esse wunderbare Tagliatelle mit Kaninchen. Die Nacht verbringe ich nochmal am Zoo, liege lange wach und träume schlecht, von Lockdown, Löwen, Leoparden – Chinesen und Kaninchen..
Noch Lust auf mehr mikkameint?
Reisen mit Dieter Nuhr
Links zum Beitrag:
http://www.ristorante-medel.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Hirschfelde_(Werneuchen)
https://www.zoo-berlin.de/de
Comment (1)
Hallo Mikka, wie du schon sagtest… lieber Tiere in Freiheit ❣️??Genug vom Lockdown… für alle!
Liebe Grüße aus dem Virgental
Uta