Sprache der Österreicher

Unsere Nachbarn haben die höheren Berge, spielen den besseren Fußball, nutzen Ibiza nicht nur als billige Ferieninsel und pflegen eine Sprache, die auch uns gut zu Gesicht stehen würde: die Sprache der Österreicher!

Ich habe die letzten drei Wochen aufmerksam hingehört und stelle euch hier für jeden Buchstaben des Alphabets mindestens eine österreichische Wortkreation vor, die ich unbedingt in meinen Sprachgebrauch aufnehmen möchte. Du vielleicht auch?

Los geht’s:

A: Adabei = mehr oder weniger berühmte Persönlichkeit

Adabeis in der Kronenzeitung
Adabei /aus Kronenzeitung vom 25.Juni2021

B: baba = tschüss (besonders beliebt bei den Wienern und Wienerinnen)

B: Beistrich = Komma

C: Chefität = Vorgesetzter

D: Delogierung = Zwangsräumung

E: enthaften = Gegenteil von verhaften

F: fadisieren = langweilen oder Fadian = Spaßbremse

Satzbeispiel für die Sprache der Österreicher:

Wenn ein Adabei wegen einer Delogierung baba sagt, sollte man ihn nicht als Fadian bezeichnen.

F: Fluchtachterl = Absacker

F: Fladerant = Dieb

G: Gewurl = Gedränge

G: Großkopferter = Führungspersönlichkeit

H: Hundstrümmerl = Hundescheiße-Haufen

I: Tüpferlreiter = Kleingeist (für I habe ich kein schönes „Ösi“ Wort gefunden, also habe ich aus dem I ein T gemacht)

J: Jausengegner = leichter Gegner

Satzbeispiel für die Sprache der Österreicher:

Ein Jausengegner ist nicht in jedem Fall ein Tüpferlreiter, es könnte auch ein Großkopferter sein, der im Gewurl in ein Hundstrümmerl getreten ist und daraufhin ein paar Fluchtachterl zuviel getrunken hat.

K: Klobesen = WC Bürste

L: ludeln = urinieren

M: Marmeladinger = Norddeutscher

Stellt sich die Frage: warum Marmeladinger? Weil die Soldaten des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg nur billige Marmelade aufs Brot bekamen, statt Butter und Schmalz zum Beispiel.

Marmeladinger
Typische Marmeladinger, hier auf Sylt

N: Nachzipf = Nachprüfung

N: null Komma Josef = absolut nichts

O: Ochsenfetzen = Hüftsteak

P: Peitscherlbua = Zuhälter

P: Patschenkino = Fernsehgerät

Satzbeispiel für die Sprache der Österreicher:

Wenn ein Marmeladinger vor dem Patschenkino hockt, einen Ochsenfetzen verdrückt, dabei null Komma Josef an Bier in sich reinschüttet, aber trotzdem zum Ludeln vor die Tür geht, dann muss er nicht zwangsläufig ein Peitscherlbua sein.

P: Pappenschlosser = Zahnarzt (Pappen = Mund)

Q: Quargel = Sauermilchkäse oder auch Blödsinn

R: Rentenkonkubinat = eheähnliches Zusammenleben einer Pensionistin und eines Pensionisten

Rentnerkonkubinat
Typisches Rentnerkonkubinat in Kathmandu

S: Schlagerl = Schlaganfall

S: Schädelweh = Kopfschmerzen

T: tachinieren = während der Arbeit faulenzen (auch üblich: der Tachinierer bzw. die Tachiniererin)

V: verkutzen = sich verschlucken

U: ungustiös = widerlich

W: Wunderwuzi= Prachtkerl oder Alleskönner

Wunderwuzi
Typischer Wunderwuzi auf der Alm

Z: Zwutschkerl = kleiner Mensch (nicht immer nett gemeint)

Satzbeispiel für die Sprache der Österreicher:

Wenn ein Wunderwuzi, der seit Jahren im Rentenkonkubinat lebt, erst Schädelweh und dann einen Schlagerl bekommt, dann hat er sich natürlich nicht nur verkutzt, sondern vermutlich beim Pappenschlosser zulange auf dem Stuhl gesessen.

Fazit: Wenn du deinen Wortschatz mit diesen wenigen Wörtern bereicherst, wirst du bei unseren Nachbarn ordentlich Eindruck schinden. Und du findest persönlich wieder viel mehr Spaß daran, mit anderen Menschen zu kommunizieren, weil du dich derart gewählt und kreativ ausdrücken kannst. Viel Spaß mit deiner neuen Sprache!

Hier habe ich die letzten Wochen gut zugehört:

Kurz mal nach Lienz

Kurz mal nach Innsbruck

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (2)

  1. Sonntagfrüh, schlechte laune, Kopfschmerzen („Schädelweh“), der Rücken ist auch mitgenommen.
    Und dann: „Hundstrümmerl“, „Null Komma Josef“, „ungustiös“ oder auch „Klobesen“.
    Das Lachen ist wieder da, die Laune folglich auch wieder oben und dann lungern auf einmal die ganzen dicken, versoffenen, Kuchen-in-sich-hinein-stopfenden Öschis vor meinen Augen herum, die sich im Café oder in der Sauna das Maul über die Welt oder den Nachbarn zerreißen. Natürlich immer mit einem „Küss-die-Hand“ auf der Vorderlippe oder einem bereitstehenden dienernden Bückling.
    Der Tag wird also doch gut!!

  2. gggggg

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