Macht es irgendwie Sinn 100 Kilometer am Stück zu gehen, tut es weh, ist es gesund, macht es zufrieden und ist es für andere empfehlenswert?
Der Rhein- Ahr Marsch RAM 100 – 100 km Wandern / nonstop
20.00 Start in Rheinbach bei Bonn.
Mit mir gingen mehr als 700 Menschen aus 15 Ländern auf die Strecke. Ich hatte mehrere 50 Kilometer Märsche absolviert, aber 100 km Wandern, nonstop, das war Neuland für mich. Entsprechend groß sah mein Respekt aus. Bei Kleidung und Ausrüstung war ich meinem Prinzip „nur das Nötigste“ gefolgt. Handy und Wasserflasche passten in die Hosentasche. Ich liebe es ohne Rucksack zu wandern.
Bei den Schuhen setze ich grundsätzlich auf die Variante „Pantoffel“. Der Ghost 13 ist so ein Pantoffel, sehr leicht, sehr weich, aber im Fersenbereich gut geformt und mit Halt. Für mich ganz wichtig, ob beim Spaziergang oder beim 100 km Wandern.
Ich wollte mein großes Wochenendabenteuer entspannt angehen, mit einem Schnitt von rund 6 Kilometern pro Stunde. Ich wusste von meinen Marathonläufen, dass ein zu hohes Anfangstempo sich am Ende bitter rächen kann.
22.00 Uhr
Es wurde langsam Nacht – und still in der mittlerweile lang auseinander gezogenen Wandergruppe. Jeder war mit sich und der Sorge um die kommenden, eintönigen Stunden in der Dunkelheit beschäftigt. Dazu war mir langweilig. Nur Schatten sehen, nur den eigenen Atem und seine Schritte hören – irgendwie ein schwaches Freitagabend Programm.
24.00 Uhr
Mitternacht, vier Stunden unterwegs und die ersten Zipperlein meldeten sich. Jeder Langstrecken-Läufer oder Wanderer kennt das, die Frage ist immer nur: welcher Schmerz verschwindet wieder so leise wie er gekommen ist und welcher kommt um zu bleiben. Ein einsamer Zuschauer am Wegesrand rief mir zu. „Du bis 83igster.“ Na toll, dachte ich. Für den Platz dieser Aufwand?
01.30 Uhr
Ich erreichte den Rhein und brauchte Kaffee. Mich nervte jetzt die Dunkelheit. Reden half gegen die Eintönigkeit und ließ die Zeit schneller vergehen, also quatschte ich jeden Mitwanderer an. Und ich bekam Antworten, von Menschen, die ich nicht mal richtig sehen konnte.
04.15 Uhr
Halbzeit in Remagen. Nudeln mit Tomatensauce, aber ich war nicht in Pasta-Party Stimmung.
Ich fühlte mich zerschlagen und fast krank, hatte keinen Appetit, dafür umso mehr Schmerzen, eigentlich überall, nur Kopf, Arme und Hände waren ausgenommen, immerhin! Mein Körper signalisierte klar und deutlich: Quäl mich nicht immer weiter, gib mir Pause, gib mir Schlaf, gib mir Hoffnung auf Besserung.
05.27 Uhr
Sonnenaufgang, leider fühlte ich mich so gar nicht wie ein junger Tag. Auch ein Müsliriegel und eine Banane versagten auf der ganzen Linie, von neuer Energie keine Spur. Ich hoffte auf ein Zwischenhoch.
07.00 Uhr
Im Kurpark von Bad Neuenahr traf ich auf die ersten Spaziergänger, denen mein Outfit und Gesichtsausdruck Rätsel aufgab. Knapp 65 Kilometer lagen hinter mir, an Verpflegungsstation Nr. 8 gab es Kaffee und Brötchen zum Frühstück und bei mir kam das ersehnte Zwischenhoch. Ich fühlte mich insgesamt nicht mehr so „erschossen“ wie noch eine Stunde zuvor.
10.00 Uhr
Mayschoß, im Frühjahr war ich das letzte Mal dort, mit Freunden und der ein oder anderen Flasche Rotwein. Jetzt lief ich hier kilometerlang für eine Banane, so ändern sich die Zeiten. Aber egal, ich fühlte mich weiterhin gut, hatte nur Angst vor der nächsten Schwächephase. Mein Tempo konnte ich beibehalten, nur die Trinkpausen wurden länger. Die Sonne brannte, die Luft stand.
12.00 Uhr
Die Kalenborner Höhe war erreicht. Etwa 250 Höhenmeter lagen hinter mir, jetzt waren die Füße wund, die Beine steif und der Kopf stumpf, aber das Ende in Sicht und das verlieh Flügel. Durch den Hilberather Wald flog ich dem Ziel entgegen, so mein – irriges Gefühl.
13.30 Uhr
Ich habe kein gutes Straßengedächtnis, aber Burgacker werde ich in meinem Leben nicht vergessen, denn so hieß die Straße, die mich Richtung Ziel führte. Nach 17 Stunden und 31 Minuten hatte ich endlich wieder eine Flasche Bier am Hals und konnte feststellen:
100 Kilometer am Stück wandern, das kann ich, auch etwa im 6 km Schnitt. Es macht allerdings wenig Sinn, es tut weh und kann damit nicht rundum gesund sein. Ich war zufrieden, das bin ich allerdings fast immer, wenn ich eine Flasche Bier am Hals habe, also warum dafür 100 Kilometer latschen – also nicht empfehlenswert! Oder doch?
Der 100 Kilometer Rhein/Ahr Marsch – RAM100
Ein Selbstversuch mit den offenen Fragen:
Macht es irgendwie Sinn 100 Kilometer am Stück zu gehen, tut es weh, ist es gesund, macht es zufrieden und ist es für andere empfehlenswert?
Der Rhein- Ahr Marsch RAM 100 – 100 km Wandern / nonstop
20.00 Start in Rheinbach bei Bonn.
Mit mir gingen mehr als 700 Menschen aus 15 Ländern auf die Strecke. Ich hatte mehrere 50 Kilometer Märsche absolviert, aber 100 km Wandern, nonstop, das war Neuland für mich. Entsprechend groß sah mein Respekt aus. Bei Kleidung und Ausrüstung war ich meinem Prinzip „nur das Nötigste“ gefolgt. Handy und Wasserflasche passten in die Hosentasche. Ich liebe es ohne Rucksack zu wandern.
Bei den Schuhen setze ich grundsätzlich auf die Variante „Pantoffel“. Der Ghost 13 ist so ein Pantoffel, sehr leicht, sehr weich, aber im Fersenbereich gut geformt und mit Halt. Für mich ganz wichtig, ob beim Spaziergang oder beim 100 km Wandern.
www.brooksrunning.com
Ich wollte mein großes Wochenendabenteuer entspannt angehen, mit einem Schnitt von rund 6 Kilometern pro Stunde. Ich wusste von meinen Marathonläufen, dass ein zu hohes Anfangstempo sich am Ende bitter rächen kann.
22.00 Uhr
Es wurde langsam Nacht – und still in der mittlerweile lang auseinander gezogenen Wandergruppe. Jeder war mit sich und der Sorge um die kommenden, eintönigen Stunden in der Dunkelheit beschäftigt. Dazu war mir langweilig. Nur Schatten sehen, nur den eigenen Atem und seine Schritte hören – irgendwie ein schwaches Freitagabend Programm.
24.00 Uhr
Mitternacht, vier Stunden unterwegs und die ersten Zipperlein meldeten sich. Jeder Langstrecken-Läufer oder Wanderer kennt das, die Frage ist immer nur: welcher Schmerz verschwindet wieder so leise wie er gekommen ist und welcher kommt um zu bleiben. Ein einsamer Zuschauer am Wegesrand rief mir zu. „Du bis 83igster.“ Na toll, dachte ich. Für den Platz dieser Aufwand?
01.30 Uhr
Ich erreichte den Rhein und brauchte Kaffee. Mich nervte jetzt die Dunkelheit. Reden half gegen die Eintönigkeit und ließ die Zeit schneller vergehen, also quatschte ich jeden Mitwanderer an. Und ich bekam Antworten, von Menschen, die ich nicht mal richtig sehen konnte.
04.15 Uhr
Halbzeit in Remagen. Nudeln mit Tomatensauce, aber ich war nicht in Pasta-Party Stimmung.
Ich fühlte mich zerschlagen und fast krank, hatte keinen Appetit, dafür umso mehr Schmerzen, eigentlich überall, nur Kopf, Arme und Hände waren ausgenommen, immerhin! Mein Körper signalisierte klar und deutlich: Quäl mich nicht immer weiter, gib mir Pause, gib mir Schlaf, gib mir Hoffnung auf Besserung.
05.27 Uhr
Sonnenaufgang, leider fühlte ich mich so gar nicht wie ein junger Tag. Auch ein Müsliriegel und eine Banane versagten auf der ganzen Linie, von neuer Energie keine Spur. Ich hoffte auf ein Zwischenhoch.
07.00 Uhr
Im Kurpark von Bad Neuenahr traf ich auf die ersten Spaziergänger, denen mein Outfit und Gesichtsausdruck Rätsel aufgab. Knapp 65 Kilometer lagen hinter mir, an Verpflegungsstation Nr. 8 gab es Kaffee und Brötchen zum Frühstück und bei mir kam das ersehnte Zwischenhoch. Ich fühlte mich insgesamt nicht mehr so „erschossen“ wie noch eine Stunde zuvor.
10.00 Uhr
Mayschoß, im Frühjahr war ich das letzte Mal dort, mit Freunden und der ein oder anderen Flasche Rotwein. Jetzt lief ich hier kilometerlang für eine Banane, so ändern sich die Zeiten. Aber egal, ich fühlte mich weiterhin gut, hatte nur Angst vor der nächsten Schwächephase. Mein Tempo konnte ich beibehalten, nur die Trinkpausen wurden länger. Die Sonne brannte, die Luft stand.
12.00 Uhr
Die Kalenborner Höhe war erreicht. Etwa 250 Höhenmeter lagen hinter mir, jetzt waren die Füße wund, die Beine steif und der Kopf stumpf, aber das Ende in Sicht und das verlieh Flügel. Durch den Hilberather Wald flog ich dem Ziel entgegen, so mein – irriges Gefühl.
13.30 Uhr
Ich habe kein gutes Straßengedächtnis, aber Burgacker werde ich in meinem Leben nicht vergessen, denn so hieß die Straße, die mich Richtung Ziel führte. Nach 17 Stunden und 31 Minuten hatte ich endlich wieder eine Flasche Bier am Hals und konnte feststellen:
100 Kilometer am Stück wandern, das kann ich, auch etwa im 6 km Schnitt. Es macht allerdings wenig Sinn, es tut weh und kann damit nicht rundum gesund sein. Ich war zufrieden, das bin ich allerdings fast immer, wenn ich eine Flasche Bier am Hals habe, also warum dafür 100 Kilometer latschen – also nicht empfehlenswert! Oder doch?
Hier der Link für den RAM 100
https://rhein-ahr-marsch.com/
Am 20/21 August 2021 soll er wieder stattfinden, wenn Corona…
und zwei interne Links zum Thema wandern (in Osttirol und Nepal)
Wandern nach dem Motto „einsam aber schneller“
Marathon am Everest: Der höchste Lauf der Welt
Comments (2)
??
Freut mich sehr, dass Dir meine Geschichten gefallen. Grüße ins „Land der Liebe“