Besteigung des Teide

In der Nacht auf den höchsten Berg Spaniens, den Pico del Teide (3719 Meter ü.d.M.)

Auch für Teneriffa gilt: Eine Insel, aber viele Gesichter. Rentnerhorden treffen auf Wellenreiter, Botanik-Freaks auf Gleitschirmpiloten, Morgenschwimmer auf Wanderfreunde….

Als Gleitschirmpilot, Morgenschwimmer und Wanderfreund kann ich mich also auf der größten Kanare ein paar Tage wunderbar vergnügen.

Meine Highlights der letzten Reise auf die Insel:

Die Region um den Chinyero,
Pico del Teide
Region Chinyero mit Wolkenkappe über dem Pico del Teide

den „heißen“ Vulkan, der 1909 zum letzten Mal ausbrach. Viele, auch anspruchsvolle Wanderwege führen durch eine imposante Berg-, Wald- und Lavalandschaft. Hoch über dem Ort Santiago del Teide herrscht oberhalb von 1000 Höhenmetern ein überwiegend frisches Klima, zum Wandern perfekt. Nebel und kurze Regenschauer sind oft auszuschließen. Auf Menschenmassen trifft man hier nicht. Die Wege sind gut ausgezeichnet. Hier ein hilfreicher Link:

Parque Nacional del Teide
Er herrscht über die Insel: der Teide
Rund um den Chinyero
gute Beschilderung von Wanderwegen auf Teneriffa

www.outdooractive.com/de/route/wanderung/teneriffa/vulkan-chinyero-und-garachico/22956304/

Eine Besteigung des Teide in der Nacht, schnell und spontan, ohne Übernachtung und Permit.

Der Teide ist nicht nur der höchste Berg Spaniens, sondern auch der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Man kann ihn per Gondel und dreißigminütigem Fußmarsch bezwingen oder ihn mit einer Zwischenübernachtung im Refugio de Altavista ganz sportlich erklimmen. Du kannst dich einer Gruppe anschließen oder auf eigene Faust losziehen. Wenn du, so wie ich, auf eigene Faust und nonstop ohne Permit auf den Gipfel möchtest, gilt: Du musst vor 9 Uhr auf dem Gipfel sein (danach ist die Besteigung nur mit Permit möglich) und das schaffst du nur mit guter Fitness und Trittsicherheit (auch im Dunkeln).

Ich wollte an meinem Gipfeltag den Sonnenaufgang erleben und habe mir folgenden Zeitplan gebaut.

  • 03.00 Uhr Start an der Küste/Hotel
  • 04.00 Uhr Ankunft am Parkplatz Montaña Blanca (Kilometerpunkt 40,7 der Hauptstraße TF-21) 2350 m

(wenn der kleine Parkplatz belegt ist, musst du 10 Minuten Wanderung mehr einplanen)

  • 06.30 Uhr Erreichen des Refugio de Altavista (3260 m)
  • 08.00 Uhr Erreichen des Gipfels via La Rambleta Seilbahn-Gipfelstation
  • 08.10 Uhr Sonnenaufgang (Ende Okt.)
  • 08.30 Uhr Rückweg
  • 11.00 Uhr Ankunft am Parkplatz
  • 12.00 Uhr Bad im Atlantik
Strecke: ca. 20 Kilometer (Hin und Rück), ca. 2800 Höhenmeter (Auf/Abstieg)

Mein Equipment passte in einen kleinen Rucksack (Wechselhemd, Fleecejacke, Windjacke, 3 Müsliriegel, 2 Liter Wasser, Sonnencreme, Sonnenkappe, Taschenlampe, Handschuhe).

Nebenbei bemerkt:

Stirnlampen mag ich nicht. Ich gehe lieber im Dunkeln und setze die Taschenlampe bei Bedarf ganz punktuell ein.

Zum Laufen in Sand, Geröll und Schotter liebe ich Salewa Hiking Schuhe (Ultra Train 3). Das Profil ist sehr griffig und der Schuh sehr leicht und geschmeidig.

www.salewa.de

Besteigung des Teide

Schon die nächtliche Auffahrt in die Caldera, die den eigentlichen Gipfel umgibt, war ein Erlebnis.

Caldera am Teide, dem höchsten Berg Spaniens
Vulkanformationen am Teide

Die klare Luft, die Sterne, die Stille. Pünktlich konnte ich am Parkplatz in die Nacht loswandern. Die Wegmarkierungen waren gut zu sehen, der Mond schien hell genug, die Taschenlampe blieb im Rucksack. Der Weg stieg sanft und stetig, die Größe der stillen, fahlen, kahlen Landschaft wirkte magisch. Niemand war vor oder hinter mir auf der Route unterwegs, Angst machte mir das nicht – im Gegenteil: Allein unter dem Firmament in einer unwirklichen Umgebung empfand ich als spannend und aufregend. Entsprechend schnell ging es aufwärts. Mit der Höhe kam allmählich der Wind. Ich lag vor der Zeit, machte in einem windgeschützten Lavaloch eine Pause und schaute minutenlang in den Sternenhimmel.

Am Refugio war dann Schluss mit Ruhe.

Ein Dutzend Bergsteiger im „Himalaya-Outfit“ machte sich zum Gipfelsturm vor der Hütte bereit. Ich entscheid mich zur Flucht nach vorn und war bald wieder allein im jetzt immer steiler werdenden Gelände. Meine Taschenlampe kam zum Einsatz. Und die Kälte kam mit dem Wind, die Nacht näherte sich seinem Ende. Das erste schwache Licht überzog den Himmel und meine Lunge hatte gut zu tun, denn die 3000 Meter Höhenmarke lag hinter mir. Ab der Gipfelstation der Seilbahn wurde der Steig bevölkerter, hier oben pfiff der Wind und die Temperatur sank leicht unter null. Schwefelschwaden machten klar, dass hier am Gipfel des Teide, inmitten des Parque Nacional del Teide (www.teide-nationalpark.de), der Vulkanismus noch sehr lebendig ist.

Dann stand ich auf dem Gipfel, fast ganz oben im Himmel.
Die Besteigung des Teide durch die Nacht: ganz schön anstrengend und ganz schön schön!
Zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Teide
Auf dem Gipfel des Teide

Tief unten das Meer, darin verstreut Gran Canaria und La Gomera. Schnell wurde es hell und noch kälter und noch imposanter, als die Sonne aufging und diesen irren Gipfelschatten entstehen ließ.

Gipfelschatten am Teide
Der Schatten des Gipfels

20 Minuten habe ich am Gipfel gestaunt und geschaut, dann trieben mich Wind und Kälte wieder in die Tiefe. Auf dem Rückweg dann die Landschaft in der schnell wärmer werdenden Sonne zu betrachten, die auf dem Hochweg im Dunkel gelegen hatte, war ein Hochgenuss. Ein paar Mal habe ich mich in die schwarzen, warmen Lavasteine gehockt und die Blicke schweifen lassen und dann stand ich kurz vor der geplanten Zeit wieder an meinem Auto.

Lavawüste am Teide
Von hier unten versinkt der Gipfel in der Lava-Wüste

Ziemlich verstaubt und weich in den Knien und heiß auf ein Bad im nahen Atlantik.

Hier mehr Infos zum Thema: Besteigung des Teide

https://blog.volcanoteide.com/de/pico-del-teide-wanderung-montana-blanca

Hier noch zwei Wandergeschichten in meinem Blog:

Wandern nach dem Motto „einsam aber schneller“

Marathon am Everest: Der höchste Lauf der Welt

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Comments (4)

  1. Wunderbare Beschreibung und perfekte Anleitung. Auch wenn ich lieber nicht schon um 8 in der Früh wieder zurück muss.
    Der Teide steht schon seit langem auf meinem Plan.
    Vielleicht darf ich noch mal persönlich um Rat fragen.

  2. … dieser Gipfelschatten stellt alles in den Schatten – grandios!

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