Vorab und ganz wichtig (für mich): In dieser Krise habe ich dazugelernt. Ich weiß heute, was ein Epidemiologe so treibt und auch, was eine Virologin von einer Neurologin unterscheidet. Ich kenne das Robert Koch Institut, weiß, dass es Hunderte von Gesundheitsämtern gibt, in denen Menschen fleißig Telex- und Faxgeräte bedienen und kenne neben dem Bundesrat jetzt auch den Ethikrat. Und ich hätte im Leben nicht gedacht, dass man ein Wattestäbchen durch die Nase bis zum Bauchnabel einführen kann. Vorausgesetzt, es ist lang genug. Ich habe auch einen neuen Lothar (Wieler) kennengelernt, ich kannte bis jetzt nur den alten Lothar (Matthäus). Lothare lernt man heutzutage kaum noch kennen, der Name rangiert nicht einmal mehr unter den 200 beliebtesten Vornamen in Deutschland und gehört damit ganz klar zu den bedrohten Wörtern.
Wenn aber ein bedrohter Vorname wie Lothar derzeit in aller Munde ist, stelle ich mir zwei Fragen:
Werden junge Paare ihre Erstgeboren ab sofort wieder deutlich häufiger Lothar nennen? Und: sollten wir generell bedrohten Wörtern wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken.
Dann könnte eine alltägliche Situation so beschrieben werden:
Ein Backfisch, der so gar nicht wie ein Mauerblümchen daherkam und sich spornstreichs eine Brause gönnte, traf sich anschließend mit einem Himbeertoni auf einen Blümchenkaffee. Der redete ohne Ende Kokolores, bis der Backfisch seinen Liebestöter richtete und Fersengeld gab. Prompt mutierte der Himbeertoni zum Schürzenjäger, packte den Backfisch beim Schlafittchen, obwohl er dabei ganz schön Fracksausen verspürte.
Weil, ein Sittenstrolch war er nicht und ein Beutelschneider schon gar nicht! Er wollte mit seinem Augenschmaus einfach noch ein wenig weiter auf einer Chaiselongue sitzen, vielleicht noch einen Muckefuck trinken, weiter Süßholz raspeln, vor allem Firlefanz erzählen, auf keinen Fall Fisimatenten machen und am Ende vielleicht auf einer Fete schwofen gehen.
Bedrohte Wörter ohne Ende
Menschen in meinem Alter benötigen fürs Verstehen keine Internetrecherche, andere schon. Aber bereits beim Backfisch stößt das Netz an seine Grenzen. Ok, Backfisch steht für junges Mädchen, aber warum? Steht „Back“ für Backen oder Backboard und warum Fisch? Wenn es in diesen alten Zeiten auch gerne mal hieß: „Sie muss noch länger auf die Weide“. Oder ist das alles Mumpitz und Backfisch war damals einfach nur ein Synonym für Fischstäbchen. Was mich allerdings wundern würde, weil es schon bei Goethe hieß: „Und ich im Besitz des strittigen Stücks, und drüber den hübschten Backfisch im ganzen Dorf.“ (So spricht der Bräutigam zu Götz und dem Brautvater)
Aus: Goethe/Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, Zweiter Aufzug, Bauernhochzeit
Beim „Furzknoten“ zum Beispiel fällt die Recherche eindeutiger aus.
So kann man ganz eindeutig einen dummen Menschen bezeichnen, der selbst zum Furzen zu dämlich ist. Ich gebe allerdings zu bedenken: Ursprünglich bezeichnet der Begriff eher liebevoll ein Kleinkind, das seinen Verdauungstrakt noch nicht vollständig unter Kontrolle hat.
Und wie sieht die Sache beim Mohren aus. Der Mohr ist out, natürlich auch der Mohrenkopf. Aus bekannten und verständlichen Gründen. Der Mohr/Mohrenkopf ist kein bedrohtes Wort, sondern ein Unwort.
Nur, warum nennt der Nigerianer Andrew Onuegbu sein Kieler Restaurant „Zum Mohrenkopf“?
Seine eigne Antwort:
„Ich möchte als Schwarzer nicht erklärt bekommen, wann meine Gefühle verletzt werden“. Verstanden!
Bleibt für mich nur noch eine Frage in dieser Angelegenheit zu klären:
Darf ich mein letztes Vorarlberger Mohren Bier noch trinken?
Heute würde ich es vielleicht tun, aber ich hätte mit dieser Entscheidung etwas früher um die Ecke kommen sollen. Es steht seit 7 Jahren in meinem Keller.
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr….. – nein das führt jetzt zu weit!!
Noch Lust auf auf weitere „Sprachstörungen“ und vielleicht auch bedrohte Wörter? Interne Links:
Vorab und ganz wichtig (für mich): In dieser Krise habe ich dazugelernt. Ich weiß heute, was ein Epidemiologe so treibt und auch, was eine Virologin von einer Neurologin unterscheidet. Ich kenne das Robert Koch Institut, weiß, dass es Hunderte von Gesundheitsämtern gibt, in denen Menschen fleißig Telex- und Faxgeräte bedienen und kenne neben dem Bundesrat jetzt auch den Ethikrat. Und ich hätte im Leben nicht gedacht, dass man ein Wattestäbchen durch die Nase bis zum Bauchnabel einführen kann. Vorausgesetzt, es ist lang genug. Ich habe auch einen neuen Lothar (Wieler) kennengelernt, ich kannte bis jetzt nur den alten Lothar (Matthäus). Lothare lernt man heutzutage kaum noch kennen, der Name rangiert nicht einmal mehr unter den 200 beliebtesten Vornamen in Deutschland und gehört damit ganz klar zu den bedrohten Wörtern.
Wenn aber ein bedrohter Vorname wie Lothar derzeit in aller Munde ist, stelle ich mir zwei Fragen:
Werden junge Paare ihre Erstgeboren ab sofort wieder deutlich häufiger Lothar nennen? Und: sollten wir generell bedrohten Wörtern wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken.
Dann könnte eine alltägliche Situation so beschrieben werden:
Ein Backfisch, der so gar nicht wie ein Mauerblümchen daherkam und sich spornstreichs eine Brause gönnte, traf sich anschließend mit einem Himbeertoni auf einen Blümchenkaffee. Der redete ohne Ende Kokolores, bis der Backfisch seinen Liebestöter richtete und Fersengeld gab. Prompt mutierte der Himbeertoni zum Schürzenjäger, packte den Backfisch beim Schlafittchen, obwohl er dabei ganz schön Fracksausen verspürte.
Weil, ein Sittenstrolch war er nicht und ein Beutelschneider schon gar nicht! Er wollte mit seinem Augenschmaus einfach noch ein wenig weiter auf einer Chaiselongue sitzen, vielleicht noch einen Muckefuck trinken, weiter Süßholz raspeln, vor allem Firlefanz erzählen, auf keinen Fall Fisimatenten machen und am Ende vielleicht auf einer Fete schwofen gehen.
Bedrohte Wörter ohne Ende
Menschen in meinem Alter benötigen fürs Verstehen keine Internetrecherche, andere schon. Aber bereits beim Backfisch stößt das Netz an seine Grenzen. Ok, Backfisch steht für junges Mädchen, aber warum? Steht „Back“ für Backen oder Backboard und warum Fisch? Wenn es in diesen alten Zeiten auch gerne mal hieß: „Sie muss noch länger auf die Weide“. Oder ist das alles Mumpitz und Backfisch war damals einfach nur ein Synonym für Fischstäbchen. Was mich allerdings wundern würde, weil es schon bei Goethe hieß: „Und ich im Besitz des strittigen Stücks, und drüber den hübschten Backfisch im ganzen Dorf.“ (So spricht der Bräutigam zu Götz und dem Brautvater)
Aus: Goethe/Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, Zweiter Aufzug, Bauernhochzeit
Beim „Furzknoten“ zum Beispiel fällt die Recherche eindeutiger aus.
So kann man ganz eindeutig einen dummen Menschen bezeichnen, der selbst zum Furzen zu dämlich ist.
Ich gebe allerdings zu bedenken: Ursprünglich bezeichnet der Begriff eher liebevoll ein Kleinkind, das seinen Verdauungstrakt noch nicht vollständig unter Kontrolle hat.
Und wie sieht die Sache beim Mohren aus. Der Mohr ist out, natürlich auch der Mohrenkopf. Aus bekannten und verständlichen Gründen. Der Mohr/Mohrenkopf ist kein bedrohtes Wort, sondern ein Unwort.
Nur, warum nennt der Nigerianer Andrew Onuegbu sein Kieler Restaurant „Zum Mohrenkopf“?
Seine eigne Antwort:
„Ich möchte als Schwarzer nicht erklärt bekommen, wann meine Gefühle verletzt werden“. Verstanden!
Bleibt für mich nur noch eine Frage in dieser Angelegenheit zu klären:
Darf ich mein letztes Vorarlberger Mohren Bier noch trinken?
Heute würde ich es vielleicht tun, aber ich hätte mit dieser Entscheidung etwas früher um die Ecke kommen sollen. Es steht seit 7 Jahren in meinem Keller.
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr….. – nein das führt jetzt zu weit!!
Noch Lust auf auf weitere „Sprachstörungen“ und vielleicht auch bedrohte Wörter? Interne Links:
Sprache der Österreicher
Reisekatalogsprache
Bildquelle: Backfischbilder / Professor R. Sedlacek
Link: Nesthäkchen Bücher von Else Ury:
https://www.projekt-gutenberg.org/ury/nestkuek/nestkuek.html
Comments (2)
Jetzt hast du in ein Wespennest gestochen und lässt uns hintenraus am langen Arm verhungern
Wunderbar mein Bester! Ich bin schon gespannt auf Neues!