Wenn wir unseren Politikern in diesen Tagen vorwerfen, dass sie den derzeitigen Herausforderungen nur sehr bedingt bzw. gar nicht gewachsen sind, darf man fragen, ob das in den letzten Jahrzehnten immer so war mit der Überforderung unserer „Auserwählten“? Unter Adenauer, dem Filou aus dem Siebengebirge, wurde groß gedacht und anschließend groß agiert. Ein nie in Betrieb genommener Eisenbahntunnel aus der Reichszeit war sein Objekt der Begierde. Der war zwischenzeitlich als Standort für Deutschlands größte Champignonzucht und dann als Außenlager des KZ Buchenwald (um dort Abschussvorrichtungen für V2 Raketen zu montieren) genutzt worden. Daraus machten anschließend die Mächtigen aus der schmächtigen Bundeshauptstadt Bonn einen riesigen Bunker: den AdVB, also den Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes in Krise und Krieg.
AdVB –Deckname: „Rosengarten“
Während der Bauzeit lautete der Codename „Anlagen des Technischen Hilfswerks“.
Ich habe nachgeschaut. Die Verfassungsorgane sind: der Bundespräsident, der Bundesrat, der Deutsche Bundestag, die Bundesregierung, das Bundesverfassungsgericht und die beiden nichtständigen Organe: Bundesversammlung und Gemeinsamer Ausschuss.
Am 19 Januar 1962
begannen die Arbeiten unter den Weinbergen und Wäldern oberhalb der Ahr, 25 Kilometer von Bonn entfernt. In einem gigantischen Gangsystem, unterteilt in 5 jeweils autarke Sektionen, wurde auf über 17 Kilometer Länge eines der spektakulärsten Bauwerke Deutschlands errichtet: Ein Regierungsbunker gegen Atomangriffe aus dem Osten. Ein perfektes Versteck vor dem „bösen Russen“. 100 Meter tief und ziemlich unauffindbar gelegen, dachten zumindest die Bosse in Bonn.
Auf 83.000 Quadratmetern Fläche schufen 20.000 Arbeiter Räumlichkeiten für 3000 Mitarbeiter. Jeweils knapp 1000 Schlaf- und Büroräume wurden eingerichtet, dazu ein Krankenhaus, ein Friseursalon, ein Fernsehstudio, eine Feuerwehr und vieles mehr.
Nicht zu vergessen: Aschenbecher an jeder Ecke, die meisten fest an den Wänden verschraubt. Immer wieder erzählten die Menschen an der Ahr, dass es im Bunker natürlich auch einen Puff und ein Luxuskaufhaus geben würde – und eine U-Bahn Linie direkt nach Bonn.
30 Tage lang sollten die Regierungsmenschen, überwiegend Männer, in dieser gewaltigen Maulwurfsanlage völlig autark leben können.
Die Haupteingänge waren mit rollbaren MAN-Toren aus Stahl und Beton verschließbar, jedes wog 25 Tonnen.
Im Jahre 1971 war der Bunker fertig.
Zum ständigen Betrieb der Bunkeranlage waren 144 feste Mitarbeiter angestellt, die in einem Dreischichtbetrieb arbeiteten. Alle waren zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet.
So viel zum Thema: Früher war alles besser, sprich unter Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt und Kohl wurde ordentlich geklotzt und nicht gekleckert.
Und jetzt zum Thema: Früher war es auch nicht anders.
Der befürchtete Atomkrieg sollte 30 Tage dauern, auf keinen Fall 31 Tage. Diese Einschätzung (bar jeder Wirklichkeitsnähe) hätte auch von einem Politiker der aktuellen Regierung kommen können.
Der Bunker war darauf ausgelegt, dass ein Einschlag einer 20 Kilotonnen-Atombombe (vergleichbar mit einer „Hiroshima Bombe“ – 13 Kilotonnen) in etwa 800 Metern Entfernung von allen Bewohnern überlebt werden sollte.
Die 1976 eingeführten sowjetischen SS 20-Mittelstreckenraketen verfügten aber bereits über drei Nukleargefechtsköpfe, die jeweils 150 Kilotonnen Sprengkraft besaßen. Die Russen hätten bei einem Angriff den Bunker mit allem Drum und Dran augenblicklich pulverisiert.
Das wussten die Verantwortlichen, trotzdem gaben sie das Projekt aus „politischen Gründen“ weder auf, noch passten sie es den veränderten Bedingungen an (was vermutlich auch nicht möglich gewesen wäre).
Der „sinnlose“ Regierungsbunker war seinerzeit das teuerste Gebäude der BRD. Die Kosten sind heute schwer zu schätzen, man spricht von 3 Milliarden Mark bis zu über 7 Milliarden Euro.
Der Geheimbunker „Rosengarten“ war natürlich kein Geheimbunker und auch kein Staatsgeheimnis. Die Deutsche Demokratische Republik hatte über 6 Jahre einen Handwerker (Lorenz Betzing) eingeschleust. Der übermittelte alle nötigen Details über die komplette Anlage regelmäßig dem Feind. Es wird vermutlich weitere Spitzel/Spione gegeben haben.
Bundesvertreter rechneten noch 2008 bei der Übergabe des Bauwerks an den Heimatverein Alt-Ahrweiler mit maximal 30 Besuchern pro Woche. Das wären nach 15 Monaten nach dieser Berechnung knapp 2000 Besucher gewesen.
Es waren aber tatsächlich 100.000 Menschen, die in diesem Zeitraum den Weg zum alten Bunker gefunden hatten.
Zurück zur Geschichte des Bunkers:
Helmut Kohl entschied erst im Jahre 1997, dass die Anlage endgültig stillgelegt werden sollte. Bonn war wieder „Dorf“ und der Russe war (vorübergehend) nicht mehr böse.
Die Bunkeranlage im Ahrtal hatte sich erledigt und wurde aufwendig zurückgebaut.
Seit März 2008 können sich Besucher in einer Dokumentationsstätte mit zugehörigem Museum einen Einblick in das Relikt des Kalten Krieges verschaffen. Der Heimatverein Alt-Ahrweiler zeichnet dafür verantwortlich. Die Initiatoren trugen auf einer Fläche von nun noch 5.838 Quadratmetern auf 203 Metern Länge des früheren Bunkers (der weitaus größte Teil wurde ja rückgebaut) alle Gegenstände zusammen, die dem Besucher den früheren Regierungsbunker anschaulich präsentieren können.
Nach 203 Metern blickt man am Ende des Museumsbereichs in die weiter in den Berg führende Bunkerröhre, die inzwischen völlig entkernt wurde.
Die Europäische Kommission erklärte 2009 diesen gleichermaßen realen wie absurden Regierungsbunker zum Europäischen Kulturerbe.
Meine Antwort auf die eingangs gestellte Frage:
Es war schon immer so!
Der Eintritt in den Bunker kostet 12 Euro, mitFührung!
Und die lohnt sich!
Unbedingt vorher auf die Homepage schauen oder vor Ort direkt anrufen, damit du nicht vor verschlossenem Bunker stehst.
Wenn wir unseren Politikern in diesen Tagen vorwerfen, dass sie den derzeitigen Herausforderungen nur sehr bedingt bzw. gar nicht gewachsen sind, darf man fragen, ob das in den letzten Jahrzehnten immer so war mit der Überforderung unserer „Auserwählten“? Unter Adenauer, dem Filou aus dem Siebengebirge, wurde groß gedacht und anschließend groß agiert. Ein nie in Betrieb genommener Eisenbahntunnel aus der Reichszeit war sein Objekt der Begierde. Der war zwischenzeitlich als Standort für Deutschlands größte Champignonzucht und dann als Außenlager des KZ Buchenwald (um dort Abschussvorrichtungen für V2 Raketen zu montieren) genutzt worden. Daraus machten anschließend die Mächtigen aus der schmächtigen Bundeshauptstadt Bonn einen riesigen Bunker: den AdVB, also den Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes in Krise und Krieg.
AdVB – Deckname: „Rosengarten“
Während der Bauzeit lautete der Codename „Anlagen des Technischen Hilfswerks“.
Ich habe nachgeschaut. Die Verfassungsorgane sind: der Bundespräsident, der Bundesrat, der Deutsche Bundestag, die Bundesregierung, das Bundesverfassungsgericht und die beiden nichtständigen Organe: Bundesversammlung und Gemeinsamer Ausschuss.
Am 19 Januar 1962
begannen die Arbeiten unter den Weinbergen und Wäldern oberhalb der Ahr, 25 Kilometer von Bonn entfernt. In einem gigantischen Gangsystem, unterteilt in 5 jeweils autarke Sektionen, wurde auf über 17 Kilometer Länge eines der spektakulärsten Bauwerke Deutschlands errichtet: Ein Regierungsbunker gegen Atomangriffe aus dem Osten. Ein perfektes Versteck vor dem „bösen Russen“. 100 Meter tief und ziemlich unauffindbar gelegen, dachten zumindest die Bosse in Bonn.
Auf 83.000 Quadratmetern Fläche schufen 20.000 Arbeiter Räumlichkeiten für 3000 Mitarbeiter. Jeweils knapp 1000 Schlaf- und Büroräume wurden eingerichtet, dazu ein Krankenhaus, ein Friseursalon, ein Fernsehstudio, eine Feuerwehr und vieles mehr.
Nicht zu vergessen: Aschenbecher an jeder Ecke, die meisten fest an den Wänden verschraubt. Immer wieder erzählten die Menschen an der Ahr, dass es im Bunker natürlich auch einen Puff und ein Luxuskaufhaus geben würde – und eine U-Bahn Linie direkt nach Bonn.
30 Tage lang sollten die Regierungsmenschen, überwiegend Männer, in dieser gewaltigen Maulwurfsanlage völlig autark leben können.
Die Haupteingänge waren mit rollbaren MAN-Toren aus Stahl und Beton verschließbar, jedes wog 25 Tonnen.
Im Jahre 1971 war der Bunker fertig.
Zum ständigen Betrieb der Bunkeranlage waren 144 feste Mitarbeiter angestellt, die in einem Dreischichtbetrieb arbeiteten. Alle waren zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet.
So viel zum Thema: Früher war alles besser, sprich unter Adenauer, Erhard, Kiesinger, Brandt, Schmidt und Kohl wurde ordentlich geklotzt und nicht gekleckert.
Und jetzt zum Thema: Früher war es auch nicht anders.
Der befürchtete Atomkrieg sollte 30 Tage dauern, auf keinen Fall 31 Tage. Diese Einschätzung (bar jeder Wirklichkeitsnähe) hätte auch von einem Politiker der aktuellen Regierung kommen können.
Der Bunker war darauf ausgelegt, dass ein Einschlag einer 20 Kilotonnen-Atombombe (vergleichbar mit einer „Hiroshima Bombe“ – 13 Kilotonnen) in etwa 800 Metern Entfernung von allen Bewohnern überlebt werden sollte.
Die 1976 eingeführten sowjetischen SS 20-Mittelstreckenraketen verfügten aber bereits über drei Nukleargefechtsköpfe, die jeweils 150 Kilotonnen Sprengkraft besaßen. Die Russen hätten bei einem Angriff den Bunker mit allem Drum und Dran augenblicklich pulverisiert.
Das wussten die Verantwortlichen, trotzdem gaben sie das Projekt aus „politischen Gründen“ weder auf, noch passten sie es den veränderten Bedingungen an (was vermutlich auch nicht möglich gewesen wäre).
Der „sinnlose“ Regierungsbunker war seinerzeit das teuerste Gebäude der BRD. Die Kosten sind heute schwer zu schätzen, man spricht von 3 Milliarden Mark bis zu über 7 Milliarden Euro.
Der Geheimbunker „Rosengarten“ war natürlich kein Geheimbunker und auch kein Staatsgeheimnis. Die Deutsche Demokratische Republik hatte über 6 Jahre einen Handwerker (Lorenz Betzing) eingeschleust. Der übermittelte alle nötigen Details über die komplette Anlage regelmäßig dem Feind. Es wird vermutlich weitere Spitzel/Spione gegeben haben.
Bundesvertreter rechneten noch 2008 bei der Übergabe des Bauwerks an den Heimatverein Alt-Ahrweiler mit maximal 30 Besuchern pro Woche. Das wären nach 15 Monaten nach dieser Berechnung knapp 2000 Besucher gewesen.
Es waren aber tatsächlich 100.000 Menschen, die in diesem Zeitraum den Weg zum alten Bunker gefunden hatten.
Zurück zur Geschichte des Bunkers:
Helmut Kohl entschied erst im Jahre 1997, dass die Anlage endgültig stillgelegt werden sollte. Bonn war wieder „Dorf“ und der Russe war (vorübergehend) nicht mehr böse.
Die Bunkeranlage im Ahrtal hatte sich erledigt und wurde aufwendig zurückgebaut.
Seit März 2008 können sich Besucher in einer Dokumentationsstätte mit zugehörigem Museum einen Einblick in das Relikt des Kalten Krieges verschaffen. Der Heimatverein Alt-Ahrweiler zeichnet dafür verantwortlich. Die Initiatoren trugen auf einer Fläche von nun noch 5.838 Quadratmetern auf 203 Metern Länge des früheren Bunkers (der weitaus größte Teil wurde ja rückgebaut) alle Gegenstände zusammen, die dem Besucher den früheren Regierungsbunker anschaulich präsentieren können.
Nach 203 Metern blickt man am Ende des Museumsbereichs in die weiter in den Berg führende Bunkerröhre, die inzwischen völlig entkernt wurde.
Die Europäische Kommission erklärte 2009 diesen gleichermaßen realen wie absurden Regierungsbunker zum Europäischen Kulturerbe.
Meine Antwort auf die eingangs gestellte Frage:
Es war schon immer so!
Der Eintritt in den Bunker kostet 12 Euro, mit Führung!
Und die lohnt sich!
Unbedingt vorher auf die Homepage schauen oder vor Ort direkt anrufen, damit du nicht vor verschlossenem Bunker stehst.
Verwendete Quellen:
https://www.news.de/politik/2855/geheimsache-rosengarten/1/
https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-100376-20140820-2
https://regbu.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Regierungsbunker_(Deutschland)
https://www.alt-ahrweiler.de/heimatverein/index.php/regierungsbunker
Zwei interne Links zu weiteren Geschichten aus unserer Region:
Königsgräber
Wunder
Und Links zu meinen letzten Themen, das Ahrtal betreffend:
Ahrwein 21
27.7.21 Dernau!