Gekrönte Häupter der Sinti und Roma finden ihre letzte Ruhestätte in pompösen Grabstätten auf dem Friedhof in Beuel.
Deutsche Friedhöfe zeichnet häufig eine ziemliche Einheitlichkeit bei der einzelnen Grabgestaltung aus. Die Königgräber auf der „Schäl Sick“ von Bonn fallen diesbezüglich dramatisch aus dem Rahmen.
Für Nichtbonner (und Nichtrheinländer) zunächst eine kleine Übersetzungs- bzw. Erklärungshilfe.
Die sogenannte „Schäl Sick“ ist die „schlechte“ Seite von Bonn, also Beuel (so heißt der Stadtteil)
Warum die „schlechte“ Seite?
Zwei Erklärungsversuche:
In frühen Zeiten zogen Pferde die Schiffe auf den Treidelpfaden flussaufwärts. Auf der rechten Rheinseite wurden sie dabei von der Abendsonne geblendet und mussten folglich blinzeln oder schielen.
Schielen steht für: rheinisch schälen. Eine schwache Erklärung, weil es auf der linken Rheinseite auch Treidelpfade (Leinpfade) gab. Und da sind die Pferde ganz sicher von der Morgensonne geblendet worden. Also auch eine „Schäl Sick“. Mir zumindest gefällt der zweite Erklärungsversuch besser.
Der Rhein war zu römischen Zeiten die Grenze zwischen Christentum und Heidentum. Die linksrheinischen Christen betrachteten die rechtsrheinischen Germanen als Heiden, die Odin huldigten, einem einäugigen, schielenden germanischen Gott. Der außerdem ein fieser, tückischer Geselle gewesen sein muss. Die „Schäl Sick“ war also die Rheinseite, auf der die Barbaren den schälen Odin (oder Wodan) verehrten. So weit so gut! Oder ungut, denn wie kann es dann sein, dass Sinti und Roma aus ganz Deutschland auf der „Schäl Sick“ ihre Ehrenbürger und sogar gekrönten Häupter bestatten.
Königsgräber auf dem Friedhof in Beuel!
In der Recherche wird schnell klar. Auch bei diesem Thema liegt vieles im Dunkeln. Die Roma und Sinti sind zwar wunderbare Geschichtenerzähler:innen. Aber bei Schriftquellen sieht es mager aus. Die Sprache der Sinti und Roma, das Romanes, ist eine mündliche Sprache, keine Schriftsprache.
Zur Geschichte der Sinti und Roma:
Die Vorfahren der heute in Europa lebenden Roma und Sinti stammen ursprünglich aus Indien beziehungsweise dem heutigen Pakistan. Sie wanderten seit dem 8. bis 10. Jahrhundert über Persien, Kleinasien oder dem Kaukasus (Armenien), schließlich im 13. und 14. Jahrhundert über Griechenland und den Balkan nach Mittel-, West- und Nordeuropa; und von dort aus auch nach Amerika. Das machten sie nicht nur aus reiner Wanderlust, wie ihnen mitunter unterstellt wurde, sondern aus wirtschaftlicher Not, in Folge von Verfolgung und Vertreibung.
Roma und Sinti sind Mitglieder verschiedener Religionen oder auch Konfessionen, vielfach sind sie Moslems oder Orthodoxe im europäischen Südosten, Katholiken und Protestanten in Mitteleuropa und auch Mitglieder von Freikirchen überall in der Welt. Gemeinsam sind ihnen die Wertschätzung und große Bedeutung von Familie und Familienoberhäuptern, sogar über den Tod hinaus.
Sinti und Roma
Durch ihr unterschiedliches Aussehen, ihre eigene Sprache und Kultur (u.a. Musik) wurden sie in Europa immer als Sonderlinge gesehen. Mitunter sogar als Unberührbare, Vogelfreie, Rechtlose, als Gruppe der Fahrenden, als Zigeuner eben.
Sie wurden diskriminiert und verfolgt, ganz besonders von den Nazis, denen die Kirchenmänner tatkräftig halfen, indem sie die Kirchenbücher nach Zigeunern durchforstete.
Von der eigenen Kirche verfolgt und ihr trotzdem treu! Ein Zeugnis dafür sind die opulenten Grabstätten auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg. Wobei es sich nicht nur um Königsgräber handelt!
Den Titel König tragen die Oberhäupter der großen Familien-Clans (wie Biela, Goman, Cyryl, Czori).
Aber zurück zu der Frage:
warum gerade Königsgräber der Sinti und Roma dort? In Beuel siedeln keine Sinti und Roma in nennenswerter Anzahl. Viele Verstorbene, die in Beuel bestattet wurden, lebten zuvor im Ruhrgebiet.
Es ist ein bisschen wie bei der „Schäl Sick“.
Nichts Genaues weiß man. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse auch hier Fehlanzeige!
Aber folgende Vermutung steht im Raum. „Pützchens Markt,“ eines der größten Volksfeste Deutschlands war und ist Arbeitsplatz für Sinti und Roma Schausteller-Familien. U.a. betreiben sie hier seit Jahrzehnten ihre Fahrgeschäfte. Warum also die letzte Ruhestätte nicht gleich nebenan wählen.
Grabgestaltung ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ausdruck der Persönlichkeit. Königsgräber zeigen eindrucksvoll, wie opulente Gestaltung Respekt für historische Persönlichkeiten symbolisiert. Auch auf persönlicher Ebene kann kreative Grabgestaltung zu einer einzigartigen und beeindruckenden Ruhestätte führen.
Die Demeter sind eine große Roma-Familie, die schon lange in Deutschland lebt. Demeters leben heute immer noch u.a. im Rheinland. Was die mit der Muttergöttin Demeter oder dem Bio Verband zu tun haben: keine Ahnung! Ich kenne mich mit Muttergöttinnen echt nicht gut aus!
Königsgräber in Bonn-Beuel.
Gekrönte Häupter der Sinti und Roma finden ihre letzte Ruhestätte in pompösen Grabstätten auf dem Friedhof in Beuel.
Deutsche Friedhöfe zeichnet häufig eine ziemliche Einheitlichkeit bei der einzelnen Grabgestaltung aus. Die Königgräber auf der „Schäl Sick“ von Bonn fallen diesbezüglich dramatisch aus dem Rahmen.
Für Nichtbonner (und Nichtrheinländer) zunächst eine kleine Übersetzungs- bzw. Erklärungshilfe.
Die sogenannte „Schäl Sick“ ist die „schlechte“ Seite von Bonn, also Beuel (so heißt der Stadtteil)
Warum die „schlechte“ Seite?
Zwei Erklärungsversuche:
In frühen Zeiten zogen Pferde die Schiffe auf den Treidelpfaden flussaufwärts. Auf der rechten Rheinseite wurden sie dabei von der Abendsonne geblendet und mussten folglich blinzeln oder schielen.
Schielen steht für: rheinisch schälen. Eine schwache Erklärung, weil es auf der linken Rheinseite auch Treidelpfade (Leinpfade) gab. Und da sind die Pferde ganz sicher von der Morgensonne geblendet worden. Also auch eine „Schäl Sick“. Mir zumindest gefällt der zweite Erklärungsversuch besser.
Der Rhein war zu römischen Zeiten die Grenze zwischen Christentum und Heidentum. Die linksrheinischen Christen betrachteten die rechtsrheinischen Germanen als Heiden, die Odin huldigten, einem einäugigen, schielenden germanischen Gott. Der außerdem ein fieser, tückischer Geselle gewesen sein muss. Die „Schäl Sick“ war also die Rheinseite, auf der die Barbaren den schälen Odin (oder Wodan) verehrten. So weit so gut! Oder ungut, denn wie kann es dann sein, dass Sinti und Roma aus ganz Deutschland auf der „Schäl Sick“ ihre Ehrenbürger und sogar gekrönten Häupter bestatten.
Königsgräber auf dem Friedhof in Beuel!
In der Recherche wird schnell klar. Auch bei diesem Thema liegt vieles im Dunkeln. Die Roma und Sinti sind zwar wunderbare Geschichtenerzähler:innen. Aber bei Schriftquellen sieht es mager aus. Die Sprache der Sinti und Roma, das Romanes, ist eine mündliche Sprache, keine Schriftsprache.
Zur Geschichte der Sinti und Roma:
Die Vorfahren der heute in Europa lebenden Roma und Sinti stammen ursprünglich aus Indien beziehungsweise dem heutigen Pakistan. Sie wanderten seit dem 8. bis 10. Jahrhundert über Persien, Kleinasien oder dem Kaukasus (Armenien), schließlich im 13. und 14. Jahrhundert über Griechenland und den Balkan nach Mittel-, West- und Nordeuropa; und von dort aus auch nach Amerika. Das machten sie nicht nur aus reiner Wanderlust, wie ihnen mitunter unterstellt wurde, sondern aus wirtschaftlicher Not, in Folge von Verfolgung und Vertreibung.
Roma und Sinti sind Mitglieder verschiedener Religionen oder auch Konfessionen, vielfach sind sie Moslems oder Orthodoxe im europäischen Südosten, Katholiken und Protestanten in Mitteleuropa und auch Mitglieder von Freikirchen überall in der Welt. Gemeinsam sind ihnen die Wertschätzung und große Bedeutung von Familie und Familienoberhäuptern, sogar über den Tod hinaus.
Sinti und Roma
Durch ihr unterschiedliches Aussehen, ihre eigene Sprache und Kultur (u.a. Musik) wurden sie in Europa immer als Sonderlinge gesehen. Mitunter sogar als Unberührbare, Vogelfreie, Rechtlose, als Gruppe der Fahrenden, als Zigeuner eben.
Sie wurden diskriminiert und verfolgt, ganz besonders von den Nazis, denen die Kirchenmänner tatkräftig halfen, indem sie die Kirchenbücher nach Zigeunern durchforstete.
Von der eigenen Kirche verfolgt und ihr trotzdem treu! Ein Zeugnis dafür sind die opulenten Grabstätten auf dem Beueler Friedhof am Platanenweg. Wobei es sich nicht nur um Königsgräber handelt!
Den Titel König tragen die Oberhäupter der großen Familien-Clans (wie Biela, Goman, Cyryl, Czori).
Aber zurück zu der Frage:
warum gerade Königsgräber der Sinti und Roma dort? In Beuel siedeln keine Sinti und Roma in nennenswerter Anzahl. Viele Verstorbene, die in Beuel bestattet wurden, lebten zuvor im Ruhrgebiet.
Es ist ein bisschen wie bei der „Schäl Sick“.
Nichts Genaues weiß man. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse auch hier Fehlanzeige!
Aber folgende Vermutung steht im Raum. „Pützchens Markt,“ eines der größten Volksfeste Deutschlands war und ist Arbeitsplatz für Sinti und Roma Schausteller-Familien. U.a. betreiben sie hier seit Jahrzehnten ihre Fahrgeschäfte. Warum also die letzte Ruhestätte nicht gleich nebenan wählen.
Hier zwei Links zur Orientierung und Vertiefung:
https://www.google.de/maps/place/Friedhof+Platanenweg/
Noch zwei interne Links zu meinem Blog.
Mein Freund Mohan
Corona Hüfte
und weitere 33 Blogeinträge
Comments (4)
Grabgestaltung ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ausdruck der Persönlichkeit. Königsgräber zeigen eindrucksvoll, wie opulente Gestaltung Respekt für historische Persönlichkeiten symbolisiert. Auch auf persönlicher Ebene kann kreative Grabgestaltung zu einer einzigartigen und beeindruckenden Ruhestätte führen.
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Hat dein Rudolf Demeter was mit unserer Muttergöttin , Mutter der Fruchtbarkeit der Erde zu tun ??
Die Demeter sind eine große Roma-Familie, die schon lange in Deutschland lebt. Demeters leben heute immer noch u.a. im Rheinland. Was die mit der Muttergöttin Demeter oder dem Bio Verband zu tun haben: keine Ahnung! Ich kenne mich mit Muttergöttinnen echt nicht gut aus!