Irland

Eigentlich hat es mich nie auf die Grüne Insel gezogen. Keine Gletscher, keine Gipfel, keine Sonne und kein Kölsch. Stattdessen Wiesen, Wind, Schafe und Guinness. Soweit, so unrichtig, zumindest in einem Punkt. Die Sonne scheint auf der Insel sehr, sehr oft. Zumindest im Süden, und zusammen mit dem Golfstrom, der die Luft zusätzlich erwärmt, ergibt sich ein Klima, dass große Lust auf Irland erleben macht. Zugegeben, wechselhaft ist das Wetter schon, aber der Spruch über Irland mit den vier Jahreszeiten pro Tag ist Schnee von gestern. Den Winter gibt’s auch in Irland nicht mehr.

Mein Ziel auf dieser Reise liegt in der Grafschaft Cork.

Einquartiert habe ich mich im  B&B Rock Hill House in Schull. Die Chefin Cornelia bietet eine großartige Aussicht und serviert auf besonderen Wunsch das beste Irish Stew.

Rock Hill House in Schull
Klein, aber fein: das B&B Rock Hill House in Schull

ps://rock-hill-house-bed-breakfast-schull.hotelmix.co.uk/

Gleich vor der Tür liegt die Halbinsel Mizen, Irlands südwestlichster Zipfel. Eine wilde und fast menschenleere Region. Die Devise hier: Stop and go – immer wieder ein paar Kilometer fahren und dann in den unterschiedlichsten Landschaften auf Erkundungstour gehen.

200 Schiffe sollen hier zerschellt sein und auf dem Meeresgrund Fischen ein Zuhause bieten.

Irland Mizen Head
Richtung Mizen Head

John

Einen Tag verbringe ich mit John. Er wohnt auf Long Island. Früher lebten über 300 Menschen auf der Insel, dann kam um 1850 die große Hungersnot, und jetzt hat John noch genau 6 Nachbarn. Alle schön verteilt auf der knapp 5 Kilometer langen Insel. John ist von Beruf, je nach Bedarf, Tourguide, Fischer, Miesmuschelsortierer oder Hausmeister. Er geht gerne auf Fischfang, aber leider gibt es in den Gewässern rund um die Insel überwiegend Makrelen und die mögen die Iren nicht. So sind sie, trinken Guinness, aber verschmähen die Makrele.

Long Island Ireland
John in seinen heimatlichen Gewässern

John wohnt im Haus seines Großvaters. Zu Ehren seines Geburtstags gibt’s selbstgemachten Apple Crumble. Für John eine Delikatesse, für mich…

Apple Crumble
John’s Backkunst

Sally

Den nächsten Tag verbringe ich mit Sally. Sie räuchert Fische, vorzugsweise Lachse. Und sie räuchert Fische so einzigartig, dass sie aus ganz Europa Bestellungen aufnehmen kann. Sally wohnt mitten in der Walachei. Sie hätte gerne ein Haus am Meer, zumal ihr Mann Fischer war. Aber Fischer haben nie genug Geld und Häuser am Meer waren auch früher schon teuer, also verarbeitet sie Fische da, wo Schafe und Kühe grasen.

Woodcock Smokery Ireland
Sally und ihre Fische

https://www.woodcocksmokery.com/

Ring of Beara

Der sogenannte Ring of Beara ist landschaftlich mindestens so schön wie der ungleich berühmtere Ring of Kerry, und: viel weniger befahren und überlaufen.

Ring of Beara
Typisch Irland

Allihies / Ring of Beara
Pubs in Allihies / Ring of Beara

Also turne ich am nächsten Tag hier herum und schaue mir auf der Rückfahrt das Bantry House an. Draußen fast subtropische Vegetation, drinnen Pracht und Prunk der Earls von gestern. Wer mag, kann hier auch sein müdes Haupt betten.

Bantry House in der Grafschaft Cork
Bantry House

http://ringofbeara.com/

http://bantryhouse.com/

Aine in Kealkil

Und jetzt geht es noch weiter in die Vergangenheit, mit der Archäologin Aine Brossen. Ich treffe sie bei den Steinkreisen von Kealkil, an dem sich in vorchristlichen Zeiten Menschen versammelt haben. Aine kennt alle alten Kultstätten dieser Region, entsprechend sprudeln die Informationen nur so aus ihr heraus:

Keilgräber in Irland
Aine in Aktion

Ok, hier haben wir einen Gruppe von insgesamt drei Steinkreisen.

Wir haben diesen kleinen Kreis aus 5 Steinen und da drüben einen größeren Kreis aus insgesamt 18 Steinen und dann sehen wir noch diese großen Felsbrocken dort. Die drei Steinmonumente zusammen an einem Ort machen deutlich, dass das früher ein bedeutender Versammlungsplatz war. Wenn man sich hier in dieser großartigen Landschaft umschaut, erkennt man, dass unser Ort hier weithin sichtbar ist und mit seiner exponierten Lage auch perfekte Ausblicke bietet. Wir haben das Wasser, das Land und den Himmel und die drei Elemente waren in der Keltischen Zeit von überragender Bedeutung, vielleicht auch schon viel früher.

Dieser Komplex also, der die drei Elemente so harmonisch verbindet, muss den Menschen wirklich viel bedeutet haben. Das alles stammt aus der Bronzezeit, also der Zeit, als die Menschen begannen Bronze als Ausgangsmaterial für ihre Werkzeuge zu nutzen. Kupfer und Gold waren die ersten Metalle, die praktisch genutzt wurden. Kupfer wurde  hier in der Gegend, vor allem am Mt. Gabriel gefunden. Man hat Überreste alter Kupferminen aus dem 17. Jahrhundert vor Chr. entdeckt.

http://www.megalithicmonumentsofireland.com/COUNTIES/CORK/Kealkill_StoneCircle.html

Aine in Altar

Etwas weiter südlich gelegen, auf dem Weg Richtung Mizen Head, befindet sich eine weitere vorchristliche Kultstätte – das Keilgrab von Altar. Aine im Originalton dazu:

Es steht fest, dass dieser Ort, der ursprünglich vermutlich nur eine Grabstätte war, in den späteren Jahrtausenden bei vielen Anlässen auch als Opferstätte genutzt wurde, sogar bis in die Zeit weit nach Christi Geburt. Und daneben war das hier eben auch ein Ort für Versammlungen und Feierlichkeiten wie Hochzeiten – so ähnlich wie eine Kirche in unserer Zeit – und eben auch eine Grabstätte.

Keilgräber, im englischen wedge tombs, bestehen aus Steinplatten, die auf Tragsteinen liegen und zusammen den Innenraum bilden, früher verborgen unter einem Steinhügel.

Keilgrab von Altar
Keilgrab von Altar

Dan

In der roaring Water Bay  – der Bucht des tosenden Wassers – treffe ich zwei Tage später Dan und Graham. Deren altes Segelschiff gehört dem Hollywood Star Jeremy Irons. Dan wurde vor Jahren schon sein Schlossverwalter auf Kilkoe Castle und hält seitdem Schloss und Schiff in Schuss.

Kilkoe Castle Ireland
Dan und Graham vor Kilkoe Castle

Von Menschen wie Dan gibt es im Süden Irlands einige. Wer der Hektik unserer Großstädte und dem Druck anonymer Arbeitswelten entfliehen möchte, fühlt sich hier gut aufgehoben.

Roaring Water Bay Ireland
Die Jungs in ihrem Revier/Graham links, Dan rechts

Getroffen habe ich ihn tags zuvor im Levis in Ballydehob. Der ehemalige Dorfladen, der immer auch als Pub fungierte, bietet heute Musikern eine kleine, familiäre Bühne.

Pub in Ballydehob / Irland
Im Ballydehob wird hinter der Ladentheke musiziert

Kevin

Und zum Abschluss meiner kleinen Rundreise durch den Süden Irlands darf mein persönlicher Pub  Tipp natürlich nicht fehlen. Das Hackett in Schull!

Da fließt das Guinness dank Kevin Murry und Co. noch wie eh und je. Man hängt zusammen ab und Kevin labert über die guten alten Zeiten, die im Hackett noch gar nicht zu Ende sind.

Pub in Schull / Ireland
Kevin nie allein zu Haus

http://www.schull.ie/where-to-eat/hacketts-bar/

Auf der Homepage heißt es: Drop into us for a great pint, yummy lunches (try our signature soups!), live music (weekly programme), and lovely staff to look after you.

Gut, bei einem Pint bleibt es hier selten. Es gibt zu viel zu labern und zu lachen und beides macht durstig. Und nach acht Tagen Hackett läuft Guinness so flüssig in meine Kehle, als ob es Kölsch wäre.

Interner Link für einen weiteren Reisetipp:

Kurz mal nach Bozen

Die Schwäne von Schull

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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