Bei einer Ultramarathonveranstaltung in China sind am letzten Sonntag 21 Teilnehmer:innen (von insgesamt 172) aufgrund eines plötzlich einsetzenden Unwetters den Naturgewalten zum Opfer gefallen.
Auf einem hochgelegenen Streckenabschnitt (Steinwald am Gelben Fluss / ca. 2000 M.ü.d.M.) des Querfeldein-Rennens in der Nähe der Stadt Baiyin in der Provinz Gansu kam es zu einem plötzlichen Wettereinbruch mit Hagel, Graupel und Sturmböen.
„Plötzlich fielen Hagelkörner und Eisregen und der Wind frischte auf. Die Temperatur sank rapide“, sagte Baiyins Bürgermeister Xuchen Zhang.
Meine drei Fragen dazu:
Gibt es heute noch plötzlich einsetzende Gewitter?
War den Teilnehmern nicht bekannt, dass ihre Strecke durch unwegsames und hoch gelegenes Terrain führen würde?
Verlieren auch Hochleistungssportler den Kopf, wenn sie in Extremsituationen geraten?
Und meine drei Antworten gleich hinterher:
Gibt es nicht! Die Kurzzeitprognosen sind heute sehr genau. Zwar kann ein Unwetter schwerer oder leichter ausfallen als prognostiziert. Aber es muss an diesem Sonntag den Veranstaltern klar gewesen sein, dass ein mehr oder weniger dramatischer Wetterumschwung stattfinden würde. Also hätte man Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen.
Allen Teilnehmern waren Streckenführung und Streckenprofil bekannt. Ohne wärmende und schützende Ersatzkleidung zu starten, war also mehr als fahrlässig.
Ganz offensichtlich. Jeder, der sich sportlich in der Natur herumtreibt und sich den Naturgewalten aussetzt, weiß, dass man in einer Extremsituation nur eins auf keinen Fall machen darf: panisch werden. Ausdauersportler, die sich in extremem Gelände bewegen, „können ein Lied von diesem Thema singen.“
Das Unglück in China ist absolut tragisch
und wird natürlich auch nicht weniger tragisch, wenn klar erkennbar ist, dass irrsinniges Fehlverhalten dazu geführt hat. Erinnert sei hier an ein ähnliches Unglück (mit nicht so verheerenden Auswirkungen) an der Zugspitze.
Im Jahre 2008 starben hier zwei Bergläufer während eines Wetterumschwungs an Erschöpfung und Unterkühlung.
Meinung eines Fachmanns:
Der Mediziner und ehemalige Mittel- und Langstreckenläufer Thomas Wessinghage äußerte sich am 22.07.2008 in einem Spiegel Interview zu diesem Unglück wie folgt:
„Ich frage mich, warum sie überhaupt losgelaufen sind. Wenn ich unten am Start stehe, frierend, in Trägerhemdchen und kurzer Hose, und ich sehe die dunklen Wolken am Himmel, dann muss mir doch klar sein, dass es oben, auf über 2000 Metern, kalt wird. Sehr kalt.“
Nach dem Hauptproblem befragt sagte er:
„Die Möglichkeiten des Körpers, Wärme zu produzieren und zu regulieren, sind bei so einem Lauf begrenzt. Im Flachen kann ich schneller laufen, wenn mir kalt ist, und langsamer, wenn ich spüre zu überhitzen. Bei einem Berglauf ist man gegen Ende erschöpft, und man kann nur noch gehen, weil das Gelände steil ist wenn dann der Wind pfeift, es regnet, schneit, dann ist das brutal. Der Körper wird schockgefroren.“
Und auf die Frage, ob der Körper denn nicht frühzeitig Warnsignale aussenden würde, meinte er:
„Doch, aber viele Läufer neigen dazu, die innere Distanz zu ihrem Sport zu verlieren. Sie schätzen die Situation nicht realistisch ein, sie können sich nicht sagen: Ich gebe auf.„
Ich bin selbst Läufer und Langstreckenwanderer, hier meine Erfahrungen zum Thema:
Nötiges Equipment für Langstreckenwanderungen
Vorab: Ich starte nur dann eine lange Tour, wenn die Wettervorhersage keinen klaren Wetterumschwung ankündigt. An Tagen mit Gewitterpotential beginne ich Touren sehr früh, um am Nachmittag in jedem Fall wieder mein Ziel erreichen zu können. Denn: Das Spiel mit Naturgewalten verliert der Mensch!
Ich treffe auf meinen ausgedehnten Touren immer wieder auf Menschen, die ihr eigenes Körpergewicht nochmal im Rucksack durch die Landschaft tragen. Entsprechend langsam kommen sie voran. Am Abend packen sie dann den ganzen „Müll“ fast unberührt wieder zurück in die Schublade.
Was benötigt man tatsächlich auf einer Tagestour über 20 bis 50 Kilometer, wenn das Wetter halbwegs passt und es nicht ins Hochgebirge geht?
Ich meine:
Eine Wasserflasche zum Auffüllen, ein Mobiltelefon, eine Sonnenkappe, eine kleine Tube Sonnencreme, zwei bis drei 10-Euro Scheine (zum Einkaufen an der Tanke/Kiosk/Edeka/Bauernhof/Berghütte), ein Päckchen Tempo, eine Schmerztablette, ein Pflaster, einen Müsliriegel und eine Alu Rettungsdecke, die exakt 45 Gramm wiegt.
Eine Jacke gegen Wind und Regen binde ich mir um, wenn es zu warm wird. Die Wasserflasche halte ich in den Händen, der Rest verschwindet in zwei Hosentaschen. Je nach Wetter und Gelände hänge ich mir noch ein Wechselshirt an den Gürtel.
Noch angemerkt: Walking Stöcke benutze ich nicht. Ich halte ihren Einsatz nur in bestimmtem Gelände für sinnvoll.
Fazit:
Ich brauche keinen Rucksack!
Er macht mich langsamer, unbeweglicher und er lässt mich vermehrt am Rücken schwitzen.
Ich könnte natürlich auch ein Paar Ersatzschuhe, -Socken, Wechselhemden, Wechselhose, Wechseljacke, Nahrungsergänzungsstoffe, Brote, Wurstwaren, Bananen, Äpfel, Flachmann/männer, Verbandszeug….mitnehmen, mache ich aber nicht. Weil, im absoluten Notfall: geh ich im nächsten Dorf „betteln“. Ihr glaubt gar nicht, wie hilfsbereit unsere Mitmenschen auf bedürftige Wanderer reagieren.
Ausnahme:
Wenn ich im alpinen Bereich über 2000 Meter Höhenlage unterwegs bin, benutze ich einen Rucksack. Auch ohne Wetterumschwung kann es in der Höhe eindeutig kälter und vor allem windiger werden. Auch schwitze ich stärker und kühler bei Pausen entsprechend stärker aus. Und bei einer langen Tagestour ohne bewirtschaftete Berghütte brauche ich natürlich mehr zwischen die Zähne.
Bei meinem minimalistischen Ansatz habe ich auch schon überlegt, ob nicht nackt wandern mein ultimatives Ziel sein könnte. Zumal in unserer Gegend ein Nacktreiter jahrelang sein „Unwesen“ trieb. Die gute Nachricht: nackt wandern ist ohne sexuellen Bezug strafrechtlich genauso wenig verboten wie nachts wandern, aber der Paragraph 118 OWiG (früher: grober Unfug, heute: Belästigung der Allgemeinheit) droht dir, wenn Menschen in Funktionskleidung, die dir begegnen, dein fehlendes Outfit anprangern möchten.
Klar, ich könnte nachts nackt wandern, wenn mich keiner sieht, oder ich könnte auf Deutschlands ältesten Nacktwanderweg in Wippra (das liegt irgendwo im Harz) ausweichen, aber: der ist kaum 20 Kilometer lang.
Jetzt nochmal im Ernst ein sehr wichtiger Punkt:
Die passenden Schuhe an den Füßen sind von elementarer Bedeutung. Ein rutschfestes Profil, die nötige Festigkeit und der richtige individuelle Komfort für Füße und Knöchel machen Wandern zum Genuss. Unpassende Schuhe dagegen sind ein Quell von Schmerz und Dauerfrust.
Hier einige interne Links zu den Themen: Langstreckenwandern und Naturgewalten
Also einen Müsliriegel find ich schon eng. Pro 10 KM sollte man ca. 300 KCAL zu sich nehmen. Vor allem auf dem Berg hätte ich da gern noch zwei weitere dabei. Und ein T-Shirt zum Wechseln ist mir auch extrem wichtig, weil es immer exponierte Stellen gibt, an denen ich sonst einfach zu kalt werde.
Ich finde bei Distanzen von 20 bis 50 KM ist eine minimale Gürteltasche schon in Ordnung. Ein Rucksack aber tatsächlich meist fehl am Platz.
Aktuelle Meldung / Naturgewalten /
Bei einer Ultramarathonveranstaltung in China sind am letzten Sonntag 21 Teilnehmer:innen (von insgesamt 172) aufgrund eines plötzlich einsetzenden Unwetters den Naturgewalten zum Opfer gefallen.
Auf einem hochgelegenen Streckenabschnitt (Steinwald am Gelben Fluss / ca. 2000 M.ü.d.M.) des Querfeldein-Rennens in der Nähe der Stadt Baiyin in der Provinz Gansu kam es zu einem plötzlichen Wettereinbruch mit Hagel, Graupel und Sturmböen.
„Plötzlich fielen Hagelkörner und Eisregen und der Wind frischte auf. Die Temperatur sank rapide“, sagte Baiyins Bürgermeister Xuchen Zhang.
Meine drei Fragen dazu:
Und meine drei Antworten gleich hinterher:
Das Unglück in China ist absolut tragisch
und wird natürlich auch nicht weniger tragisch, wenn klar erkennbar ist, dass irrsinniges Fehlverhalten dazu geführt hat. Erinnert sei hier an ein ähnliches Unglück (mit nicht so verheerenden Auswirkungen) an der Zugspitze.
Im Jahre 2008 starben hier zwei Bergläufer während eines Wetterumschwungs an Erschöpfung und Unterkühlung.
Meinung eines Fachmanns:
Der Mediziner und ehemalige Mittel- und Langstreckenläufer Thomas Wessinghage äußerte sich am 22.07.2008 in einem Spiegel Interview zu diesem Unglück wie folgt:
„Ich frage mich, warum sie überhaupt losgelaufen sind. Wenn ich unten am Start stehe, frierend, in Trägerhemdchen und kurzer Hose, und ich sehe die dunklen Wolken am Himmel, dann muss mir doch klar sein, dass es oben, auf über 2000 Metern, kalt wird. Sehr kalt.“
Nach dem Hauptproblem befragt sagte er:
„Die Möglichkeiten des Körpers, Wärme zu produzieren und zu regulieren, sind bei so einem Lauf begrenzt. Im Flachen kann ich schneller laufen, wenn mir kalt ist, und langsamer, wenn ich spüre zu überhitzen. Bei einem Berglauf ist man gegen Ende erschöpft, und man kann nur noch gehen, weil das Gelände steil ist wenn dann der Wind pfeift, es regnet, schneit, dann ist das brutal. Der Körper wird schockgefroren.“
Und auf die Frage, ob der Körper denn nicht frühzeitig Warnsignale aussenden würde, meinte er:
„Doch, aber viele Läufer neigen dazu, die innere Distanz zu ihrem Sport zu verlieren. Sie schätzen die Situation nicht realistisch ein, sie können sich nicht sagen: Ich gebe auf.„
Ich bin selbst Läufer und Langstreckenwanderer, hier meine Erfahrungen zum Thema:
Nötiges Equipment für Langstreckenwanderungen
Vorab: Ich starte nur dann eine lange Tour, wenn die Wettervorhersage keinen klaren Wetterumschwung ankündigt. An Tagen mit Gewitterpotential beginne ich Touren sehr früh, um am Nachmittag in jedem Fall wieder mein Ziel erreichen zu können. Denn: Das Spiel mit Naturgewalten verliert der Mensch!
Ich treffe auf meinen ausgedehnten Touren immer wieder auf Menschen, die ihr eigenes Körpergewicht nochmal im Rucksack durch die Landschaft tragen. Entsprechend langsam kommen sie voran. Am Abend packen sie dann den ganzen „Müll“ fast unberührt wieder zurück in die Schublade.
Was benötigt man tatsächlich auf einer Tagestour über 20 bis 50 Kilometer, wenn das Wetter halbwegs passt und es nicht ins Hochgebirge geht?
Ich meine:
Eine Wasserflasche zum Auffüllen, ein Mobiltelefon, eine Sonnenkappe, eine kleine Tube Sonnencreme, zwei bis drei 10-Euro Scheine (zum Einkaufen an der Tanke/Kiosk/Edeka/Bauernhof/Berghütte), ein Päckchen Tempo, eine Schmerztablette, ein Pflaster, einen Müsliriegel und eine Alu Rettungsdecke, die exakt 45 Gramm wiegt.
Eine Jacke gegen Wind und Regen binde ich mir um, wenn es zu warm wird. Die Wasserflasche halte ich in den Händen, der Rest verschwindet in zwei Hosentaschen. Je nach Wetter und Gelände hänge ich mir noch ein Wechselshirt an den Gürtel.
Noch angemerkt: Walking Stöcke benutze ich nicht. Ich halte ihren Einsatz nur in bestimmtem Gelände für sinnvoll.
Fazit:
Ich brauche keinen Rucksack!
Er macht mich langsamer, unbeweglicher und er lässt mich vermehrt am Rücken schwitzen.
Ich könnte natürlich auch ein Paar Ersatzschuhe, -Socken, Wechselhemden, Wechselhose, Wechseljacke, Nahrungsergänzungsstoffe, Brote, Wurstwaren, Bananen, Äpfel, Flachmann/männer, Verbandszeug….mitnehmen, mache ich aber nicht. Weil, im absoluten Notfall: geh ich im nächsten Dorf „betteln“. Ihr glaubt gar nicht, wie hilfsbereit unsere Mitmenschen auf bedürftige Wanderer reagieren.
Ausnahme:
Wenn ich im alpinen Bereich über 2000 Meter Höhenlage unterwegs bin, benutze ich einen Rucksack. Auch ohne Wetterumschwung kann es in der Höhe eindeutig kälter und vor allem windiger werden. Auch schwitze ich stärker und kühler bei Pausen entsprechend stärker aus. Und bei einer langen Tagestour ohne bewirtschaftete Berghütte brauche ich natürlich mehr zwischen die Zähne.
Bei meinem minimalistischen Ansatz habe ich auch schon überlegt, ob nicht nackt wandern mein ultimatives Ziel sein könnte. Zumal in unserer Gegend ein Nacktreiter jahrelang sein „Unwesen“ trieb. Die gute Nachricht: nackt wandern ist ohne sexuellen Bezug strafrechtlich genauso wenig verboten wie nachts wandern, aber der Paragraph 118 OWiG (früher: grober Unfug, heute: Belästigung der Allgemeinheit) droht dir, wenn Menschen in Funktionskleidung, die dir begegnen, dein fehlendes Outfit anprangern möchten.
Klar, ich könnte nachts nackt wandern, wenn mich keiner sieht, oder ich könnte auf Deutschlands ältesten Nacktwanderweg in Wippra (das liegt irgendwo im Harz) ausweichen, aber: der ist kaum 20 Kilometer lang.
Jetzt nochmal im Ernst ein sehr wichtiger Punkt:
Die passenden Schuhe an den Füßen sind von elementarer Bedeutung. Ein rutschfestes Profil, die nötige Festigkeit und der richtige individuelle Komfort für Füße und Knöchel machen Wandern zum Genuss. Unpassende Schuhe dagegen sind ein Quell von Schmerz und Dauerfrust.
Hier einige interne Links zu den Themen: Langstreckenwandern und Naturgewalten
100 km Wandern
Wandern nach dem Motto „einsam aber schneller“
Marathon am Everest: Der höchste Lauf der Welt
Besteigung des Teide
Und wer Lust auf „Langstrecke“ hat:
https://rhein-ahr-marsch.com
oder
https://www.bergische50.de
Und noch zwei Belegfotos, die zeigen, dass ich mitunter auch mit großem Gepäck in den Bergen unterwegs bin.
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Also einen Müsliriegel find ich schon eng. Pro 10 KM sollte man ca. 300 KCAL zu sich nehmen. Vor allem auf dem Berg hätte ich da gern noch zwei weitere dabei. Und ein T-Shirt zum Wechseln ist mir auch extrem wichtig, weil es immer exponierte Stellen gibt, an denen ich sonst einfach zu kalt werde.
Ich finde bei Distanzen von 20 bis 50 KM ist eine minimale Gürteltasche schon in Ordnung. Ein Rucksack aber tatsächlich meist fehl am Platz.