Madeira – Wandern

Der dänische Philosoph Soren Kierkegaard schrieb 1847: „Verlieren Sie vor allem nie ihre Lust am Wandern! Ich laufe mich täglich in einem Zustand des Wohlbefindens hinein und laufe allen Krankheiten davon; ich habe mich in meine besten Gedanken hineingelaufen und ich kenne keinen so belastenden Gedanken, vor dem man nicht weglaufen könnte.

Mein heutiger Tipp fürs Weglaufen: Madeira

Das Wanderziel Madeira liegt nicht vor unserer Haustür, sondern weit draußen im Atlantik, ziemlich genau 4 Flugstunden von Frankfurt entfernt. Wer die weite Anreise nicht scheut, wird vor Ort belohnt: mit subtropisch, mildem Klima und einer wirklich spektakulären Landschaft. Weitere Pluspunkte der Insel: die extrem vielfältige Vegetation, sehr nette Menschen vor Ort und deren sehr leckeres Essen!

Madeira
Madeira ist eine einzige große Postkarte

Ein weiteres einzigartiges Highlight macht Madeira zu einem so wunderbaren Wanderziel. Die von Feuchtigkeit gesättigten Passatwinde aus dem Nordosten treffen auf die steil aus dem Meer aufragende Vulkaninsel, müssen aufsteigen und sich dabei abregnen. So kommen im Schnitt 3.000 mm Niederschlag im Jahr zusammen. Allerdings nur im Norden der Insel, der den Winden zugewandten Seite der Insel. Der Süden bleibt mit ca. 500 mm viel trockener und sonniger. Da der Süden sich aber für die Landwirtschaft besser eignet, haben die ersten Siedler schon ab dem 15. Jahrhundert damit begonnen, Kanäle anzulegen.

Über die sogenannten Levadas gelangt

so das Wasser vom Norden in den Süden. Heute besitzt die ca. 57km x 23km große Insel unfassbare 2150 Kilometer an Levada-Kanälen. Und da diese Kanäle regelmäßig gepflegt werden müssen, läuft parallel zu ihnen auch immer ein schmaler Weg. Damit wären wir beim Thema: diese Wege entlang der Levadas sind nicht zu verfehlen, verlaufen logischerweise in verschiedenen Höhenlagen und fast eben. Und sie erschließen die schönsten und vielfältigsten Landschaften der Insel.

Levada Wanderung auf Madeira
So sieht es an vielen Levadas aus: einfach schön!

Es gibt mittlerweile zig Wanderführer, die die Levada-Wanderungen detailliert vorstellen. Ich stelle am Ende einen kleinen Führer vor, der nur auf der Insel erhältlich ist. Er beschreibt 16 Wanderwege, die allesamt auch für Menschen zu begehen sind, die nicht schwindelfrei sind. Dieser Aspekt ist nicht unwichtig. Die stark zerklüftete Insel mit ihren großen Höhenunterschieden (0-1862 m ü.d.M.) bietet sehr tiefe Ein- und Ausblicke!

Noch einige kleine Anmerkungen.

  1. Man kann mit entsprechender Karte bestens auf eigene Faust losziehen.
  2. Ein Mietwagen ist hilfreich, weil viele Wege in kleinen Dörfern, abseits der großen Straßen starten.
  3. Diese Straßen sind dort schmal und oftmals sehr steil. Beim Parken des Wagens darauf achten, dass man keine Ausfahrt zustellt. Es gibt selten größere Parkplätze.
  4. Regen- und Sonnenschutz unbedingt mitnehmen. Das Wetter kann sehr schnell wechseln. Kalt wird es nie, aber nass und windig schon!
  5. Vorab kann man checken, ob der ausgewählte Weg durch ein Dorf mit Restaurant/Café/Geschäft führt. Entsprechend kann man den nötigen Proviant für den Rucksack planen.
  6. Schwere Bergstiefel sind nicht angesagt!
  7. Einige Levadas werden auf kurzen Strecken auch durch Tunnels geführt. Da kann die Lampe des Handys hilfreich sein.
Levad Tunnel auf Madeira
Ein bisschen bücken!

Exemplarisch stelle ich hier eine einfache und schöne Levada-Wanderung vor.

Levada do Norte (in 550 Metern Meereshöhe) / Teil 1 ca. 2 Stunden Wanderung

Die 1952 eingeweihte Levada ist insgesamt 62 Kilometer lang. Die Wanderung beginnt jenseits des kleinen Dorfes Boa Morte (22 km westlich von Funchal) bei der Snackbar O Pinheiro (Parkplatz suchen). Beide Locations finden sich bei Google Maps. Oberhalb der Bar kreuzt die Levada die Straße, dort Richtung Quinta Grande die Wanderung starten und beim Wasserhaus nach rechts gehen, Richtung Fließrichtung. Es folgen großartige Aussichten ins Tal, am Wegesrand unzählige Blumen- und Gemüsebeete, dann wieder Wälder mit Mimosen- und Eukalyptusbäumen. Nach gut einer Stunde, am innersten Ende des Campanario Tales liegt der Umkehrpunkt. Es macht großen Spaß auf dem Rückweg die jetzt völlig veränderten Blicke zu genießen. Dass man auf demselben Weg unterwegs ist, fällt in keinster Weise negativ auf. Beim Ausgangspunkt der Wanderung kann man am Auto eine kleine Trink/Esspause machen (so spart man sich den Rucksack).

Ausgangspunkt der Levada Wanderung

Levada do Norte (in 550 Metern Meereshöhe) / Teil 2 ebenfalls ca. 2 Stunden Wanderung

Und dann geht’s auf die zweite Etappe, dieses Mal gegen die Fließrichtung des Wassers. Der Wald spendet jetzt angenehmen Schatten. Nach gut einer halben Stunde mündet ein kleiner Wildbach in die Levada Norte. Der Wald weicht Gemüsefeldern. Bei der Überquerung der Straße ins kleine Dorf Eira do Mourao (am Gegenhang kann man noch die 2000 Stufen sehen, über die früher der einzige Zugang ins Dorf führte.) liegt je nach Belieben der Umkehrpunkt. Der Weg ab hier wird zunehmend luftiger, also ein bisschen Schwindelfreiheit ist jetzt nötig. Wer hier umkehrt, hat am Ende eine gut vierstündige Wanderung in den Knochen. Bei keinen vorhandenen Höhenunterschieden ist das keine wirklich anstrengende Tour, eher eine ausgedehnte Genusswanderung.

Paragleiten auf Madeira
Wandern, fliegen, schwimmen – Madeira ist ein schöner „Spielplatz“
Der Wanderführer von Bonnie Newcomb

Info zum benutzten Wanderführer (der nur auf der Insel erhältlich ist): Bonnie Newcomb / unbeschwerte Levada – Wanderungen auf Madeira / 16 schwindelfreie Wanderwege / Funchal-Madeira

Hier der Link zum empfehlenswerten Madeira Wanderführer aus dem Rother Verlag mit 70 vorgestellten Touren:

https://www.rother.de/de/madeira-2.html

Noch ein Wandertipp gefällig? Hier der interne Link:

Besteigung des Teide

Bildquelle: die ersten drei Bilder von ClipDealer

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

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