OMAMA von Lisa Eckhart

Copyright Paula Winkler

Buchempfehlung: Wer lesen kann und nicht nur noch auf’s Handy glotzt, dem empfehle ich heute das Buch OMAMA von Lisa Eckhart

Autorenfoto: – Copyright Paula Winkler –

Lisa Eckhart oder Lasselsberger ist keine 30 Jahr alt, kommt aus der verschlafenen Steiermark und haut mich trotzdem oder gerade deshalb oder völlig egal weswegen vom Hocker, weil sie eine wahnsinnige Schreibe besitzt und Gedanken und Fantasie und Schnelligkeit in der Birne, mitunter atemberaubend.

Ich mache hier gar kein langes Blabla (Inhalt: Das Leben von Oma Helga, Lisa’s Oma Helga), sondern gebe nur 4 kleine Buchausschnitte  (vom Anfang/Mitte/Ende des Buches) wieder. Wer die gelesen hat, weiß anschließend, ob er Lisa „hasst oder liebt“.

(Vorschlag: Lisa Eckhart in wohl dosierten Dosen genießen, nicht am Stück)

Copyright: DEEPOL by plainpicture/Anja Weber-Decker

Seite 13

„(…) Das ist allerdings verzeihlich, bedenkt man den horrenden Umstand, unter dem ein Kind heranwächst. Von fremden Säften konserviert und anverdautem Brei ernährt, der, würde er nicht vom Kind absorbiert, schlichtweg zu Stuhl mutieren würde, an eine fleischige Leine gekettet, in einem anderen Körper gefangen. Und auf jeden Tritt des Kindes gegen die Wände seiner Zelle, hoffend, diese zu zerbrechen und den Mutterleib zu sprengen, erklingt von draußen wie zum Hohne stets ein Seufzen der Verzückung. Das kann einem schon gehörig den Verstand kosten. Sowohl das Kind als auch die Mutter. Denn beide stehen nach der Geburt vor der lebenslangen Mission, diesen einstigen Parasiten nun als eigenständiges Wesen anzuerkennen. Dem Kind liegt daran äußerst viel. Der Mutter eher weniger. Sie sieht in der Freilassung des Kindes keinen Anlass zu dessen plötzlicher Subjektwerdung. Nun ist es eben nicht mehr in ihr. Das hat rein gar nichts zu bedeuten. Das Kind läuft vielleicht frei herum, es bleibt aber ein Leben lang nur eine Franchise-Filiale der Mutter. Darum ist die Mutterliebe in Wahrheit immer nur Narzissmus, und dessen wollen wir sie nicht rügen. (…)“

Seite 21/22

„(…)Helga, schnell, die Russen kommen! (…) Kurzerhand versteckte man alles, was einem irgendwie von Wert schien.  Darunter auch Großmutters Schwester Inge. Die Mutter befiehlt ihr, unter das Bett zu kriechen. Denn Inge ist ein hübsches Mädel, genau wie sie der Russe mag. Wenn der sie sieht, na dann gut‘ Nacht! Dann entführt er sie womöglich! Oder schlimmer: Er schändet sie und lässt sie hier! Worauf sie sich fortan der Arbeit verweigert. Auf jede noch so kleine Bitte wird sie melodramatisch entgegnen: das geht nicht, ich wurde vom Russen geschändet. Drum muss die Inge unters Bett. Großmutter Helga nicht. Denn die hat schiefe Zähne und ist auch sonst lange nicht so appetitlich wie die Inge. Die hat langes, blondes Haar und synchron wachsende Brüste – für eine Dreizehnjährige beileibe keine Selbstverständlichkeit. Meistens ist in diesem Alter eine Brust schon gut farciert, da weiß die andere noch gar nichts von ihrem Glück. Weswegen aber auch die eine, stattlich aufgequollene Brust den Männern nicht so recht imponiert. Die mögen nämlich keine komplizierten Frauen, und wenn da eine bereits ihre bipolare Brüstung vor sich herträgt, na, dann kann man sich ja vorstellen, wie es bei der gewiss auch im Innern drunter und drüber geht. (…)“

Seite 157 / Thema Dorfdepp

„(…) Fällt Ihnen auf, dass heute niemand mehr dumm ist. Auch nicht töricht, blöd, stupide oder einfach ein klassischer Trottel. All diese wunderbaren Begriffe, welche der Dummheit keine Begründung unterstellen, keinen pseudomedizinischen Anlass wie zum Beispiel hirnverbrannt. Welche die Dummheit nicht als materiellen Mangel  begreifen wie geistlos, minderbemittelt und hohl. Welche die Dummheit auch nicht als temporären Mangel sehen wie etwa zurückgeblieben. Es wird Zeit, dass man die Dummheit endlich wieder positiviert. Und zwar nicht in diesem Sinne, wie es gerne kolportiert wird, Dummheit sei kein Defizit, weil jeder Mensch auf seine Weise super, toll und ganz ein Lieber. Der eine kann zählen und der andere nicht. Dafür kann der andere sich an Suppe so verschlucken, dass sie bei der Nase rauskommt. Zwar nicht auf Befehl und auch nicht ohne sich dabei vor Angst einzunässen, dennoch kann das bei Gott nicht jeder. Das ist stumpfer Relativismus. Wer so redet, hält die Dummheit sehr wohl für ein Defizit. Man will es nur nicht so sagen, aus Sorge, die Dummen könnten es nicht verstehen.

Nein ich meine in dem Sinne, dass die Dummheit eine eigene Kraft ist. Sogar eine, die der Klugheit durchaus nicht wiedersprechen muss. (…) „

Seite 380 / das Ende

„(…)Großmutter bleibt plötzlich stehen. Sie wirft einen Blick zurück auf den Friedhof. Kinderl, wenn ich einmal tot bin…Sorg dafür, dass sie mich verbrennen. Ich möcht’ es am Ende noch einmal recht warm haben. Ich nicke. Wenn ich jetzt den Mund aufmache, fließt mir alles aus den Augen. Und pudernackert will ich sein! Die im Krematorium soll es einmal richtig gruseln.(…)“

Ja, so schreibt die Eckhart!

Autorenfoto: Copyright Paula Winkler

Noch eine Buchemfehlung von mir:

„Wenn es Krieg gibt,….“

Links zu meinen Büchern:

https://www.rowohlt.de/buch/mikka-bender-die-all-inclusive-luege-9783644487611

https://www.rowohlt.de/buch/mikka-bender-is-nebensaison-da-wird-nicht-mehr-geputzt-9783644444614

Ich - Mikka Ich war schon immer eher Läufer und nicht Rädchen-Fahrer. Wir wohnten am Hang, ein unbefestigter Feldweg führte zu unserem Haus. Wir haben unsere Räder immer mehr geschoben als gefahren. Später verdiente ich mein Geld als Bademeister und Fensterputzer, da war ich auch viel zu Fuß unterwegs, ja und dann habe ich mit dem Marathon laufen angefangen. Und mit dem Bergwandern, ich war auch Reiseleiter im Himalaya. Als das Heruntergehen meinen Knien nicht mehr gefiel, hab ich das Paragleiten gelernt. Soviel zu meiner Sportkarriere. Beruflich lief es auch nicht so glatt. Als Junge wollte ich die Wetterstation auf der Zugspitze übernehmen. Es hat dann nur zum Wetterfrosch ohne Ausbildung gereicht. Lehrer konnte ich auch nicht werden, da hatte ich zwar eine Ausbildung, aber das Land NRW keine Jobs. Also wurde ich eben Reiseleiter, Reisereferent, Reiseverkäufer, Reiseredakteur und Reisejournalist. Ich bin ein bisschen herumgekommen. Habe Reisefilme gedreht, Reiseartikel und zwei Reisebücher geschrieben. Ich habe vor und hinter der Kamera gestanden, den Mount Everest fast bestiegen und die Sahara quasi durchquert. Ich bin viele Berge hochgelaufen und heruntergeflogen und ich bin seit 65 Jahren Gladbach Fan. Ich wurde in Mönchengladbach geboren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert